Mit meinem Freund Camille, dem bedeutendsten luxemburgischen Komponisten, arbeite ich die Traumschleifen in der Grenzregion ab. Zuletzt war wieder einer dieser Feiertage (also nicht wirklich im Kalender, die denken wir uns einfach aus). Wir gourmieren die Traumschleife „Manternacher Fiels“, 91 Punkte hat die vom unbestechlichen Wanderinstitut bekommen, welches mit Sicherheit keine Konten bei luxemburgischen Banken hat. 91 Punkte, das ist natürlich ein Brett, wir sind gespannt. Und machen ein entspanntes Selfie am Manternacher Fiels/Felsen.
Wir wandern zunächst im Syrtal, fernab von Syrien, Syrtaki und Köln-Syrth. Außer den Wanderwegen im lauschigen Tale finden sich auch die Gleise der internationalen Bahnstrecke Luxembourg – Wasserbillig – Trier. Manchmal rauscht daher ein Zug vorbei, was den erfahrenen Trainspotter freut, der natürlich immer weiß, ob der RE von oder nach Koblenz pünktlich ist oder Verspätung hat.
Kein 91-Punkte-Weg ohne Ausblick, in diesem Fall bis weit ins Tal der Obermosel. So ein Ausblick ist aber auch immer die Gelegenheit für zwei relativ alte und ziemlich weiße Männer, mal ordentlich zu verschnaufen und die Knochen zu sortieren.
Sehr spektakulär ist der Abstieg durch eine komplett gerodete Waldparzelle. Da war kein Sturm durchgefegt, sondern bewusst entwaldet worden, um die alten Trockenmauern eines Weinbergs – vermutlich seit dem Siegeszug der Reblaus vor 120 Jahren unbenutzt – frei zu legen. Und wahrscheinlich wird dort bald wieder Wein angebaut.
Dann vermutlich eine kleine Kapelle am Wegrand, ein abgeschiedener Ort mit würdevoller Rückzugsmöglichkeit, ein besinnlicher Platz der Ruhe und Kontemplation. Falsch!!! beim Blick durch die Fenster entdecken wir ein Weinfass, über der Tür entziffern wir den Namen des Weingotts – dieser Platz ist ein Ort des bacchantische Genusses mitten im Wald, hoch die Tassen.
Nun hätten wir zum Abschluss unserer Tour am Naturschutzzentrum in Manternach auch noch ganz gerne einen gehoben. Es gibt nämlich tatsächlich auch einen lokalen Wein mit der Lagenbezeichnung Manternacher Fiels. Aber der Naturschutzwart zuckt nur mit den Schultern: Nichts mehr da. Gut, dass Camille die besten Winzer des Großherzogtums kennt, also probieren wir im Weingut Stronck-Pinnel einen schönen Auxerrois, einen Elbling und einen sensationellen Pinot Gris von 2018. In Luxemburg, da lässt es sich fein leben!
1 Comment
91 Punkte trotz „12% Asphalt/Beton“? Ach so: bei insgesamt 9,6km kann man die vielen Punkte einfach einsammeln und gleichmäßig auf den Asphalt/Beton-Abschnitten verteilen, dann sieht man diese nicht mehr so. Wie wir jedoch seit dem vorletzten Blog-Artikel wissen, sollte hier bloß niemand auf die Idee kommen, noch weitere 400m mit einer Asphaltdecke zu versehen, denn dann: 16% und zack – 0 Punkte! Ist schon eine diffizile Gschicht, dieses Zertifizierungswesen, dabei ist es da so offensichtlich eh schön in dieser Gegend..