Welcher Moment ist in Erinnerung geblieben? Sehr schön war der Moderne Fünfkampf am Steinhuder Meer in der Nähe von Hannover. Ich war morgens sehr zeitig losgegangen und hatte die kurze Etappe (16 Kilometer) schon um 9:45 beendet. Beim Einchecken in mein Etappenhotel saßen die meisten anderen Gäste noch am Frühstückstisch. Aber auf mich warteten nach dem Wandern noch weitere Disziplinen: Miniaturgolf, Radfahren rund um den See, Baden und abends Flanieren an der Uferpromenade mit Fischbrötchen.
Kurioseste Situation oder Begegnung Auf meiner zweiten Etappe durch den Taunus (an einem Sonntag) hatte ich mich komplett mit der Mittagseinkehr vertan. Ich war in Hennethal angekommen, aber die anvisierte Dönerbude befand sich sechs Kilometer südlich von Hennethal – Rucksackverpflegung war nicht vorhanden. Was tun? Riesenumweg? Taxi? Busse fuhren nicht (Sonntag!). Da hörte ich – quasi als himmlische Erscheinung – ein vielstimmig gesungenes Lied, das durch den Ort säuselte: „Herr deine Liebe, ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus“. Ein Openair-Gottesdienst? Mal nachschauen. Am Dorfhaus wünschte in der Tat der Priester gerade den Anwesenden noch ein schönes Dorffest. Und ich war gerettet: Speis, Trank, und beim Entenrennen im Dorfbach machte ich den dritten Platz. Ein Wunder! Außerdem konnte ich noch ein (selbgehäkeltes, gestricktes, geklöppeltes) Sitzkissen erstehen.
Was hat frustriert? Frustrierend war, dass der E1 ganz offensichtlich oft nicht auf der schönsten Route verläuft. Die Streckenführung ist in die Jahre gekommen und müsste dringend den Routen der Qualitätswege angepasst werden. Ich bin daher zum Beispiel an der Lahn nicht auf dem E1 gegangen (Südseite, langweilig, wenig Aussichten, viel Wald), sondern auf dem Lahnwanderweg auf der Nordseite (großartig zwischen Nassau und Balduinstein). Außerdem gab es zu viel Asphalt. Rund um das Steinhuder Meer waren es etappenübergreifend 22 Kilometer am Stück. Viele Asphaltstrecken bin ich schneller gegangen, um die hinter mich zu bringen.
Die Empfehlung für E1 Wanderer Ganz ehrlich? In Deutschland gibt es für Fernwanderer tolle zertifizierte Wege, Premiumwege wie Rheinsteig, Eifelsteig oder Saar-Hunsrücksteig, Qualitätswege wie Heidschnuckenweg, Hermannsweg oder Westerwaldsteig. Dort findet man das Wanderglück. Vom deutschen E1 würde ich (obwohl es auch schöne Abschnitte gibt) eher abraten. Zu viel Asphalt, zu viele langweilige Passagen. Für mich waren die beiden jeweils einwöchigen Wanderungen auf dem E1 die ersten Fernwanderungen meines Lebens. Kein Witz! Ich bin halt Genusswanderer, ich liebe Tagestouren. Mehr als zwei, maximal drei Etappen habe ich nie gemacht. Und jetzt zweimal sechs Etappen am Stück. Körperlich habe ich es gut weggesteckt. Und es war schon ein sehr eindrückliches Erlebnis, so lange am Stück zu wandern. Trotz Asphalt und stundenweiser Langeweile.