Eine Zeitungs-Nachlese der letzten Monate. Sehr spannend ein Text im Reiseblatt der FAZ im Februar, Thema: die Promenade des Anglais in Nizza. Wie der Name schon sagt, ist das ein Spazierweg, kein Wanderweg. Und wie der Name ebenfalls naheliegt, ist es ein Weg für Engländer, für Fremde also. Angelegt wurde die Promenade des Anglais 1824 von einem englischen Pfarrer. Interessant, dass im Text extra betont wird, die Ureinwohner von Nizza wären nie auf die Idee gekommen, am Meer spazieren zu gehen – die ganze Stadt wandte bis Mitte des 19. Jahrhunderts „dem gefährlichen Meer den Rücken zu. Die Einheimischen aus Nizza wären so wenig auf den Gedanken gekommen, am Meer spazieren zu gehen wie die Bauern von Chamonix, auf den Mont Blanc zu steigen.“ Ebenfalls bemerkenswert: Die Engländer und Franzosen, die im 19. Jahrhundert in Nizza spazierend Urlaub machten, waren keinesfalls zur Sommerfrische dort. Nizza war etwas für den Winter, angenehme Temperaturen, kühle Brise vom Meer. Erst nach dem Ersten Weltkrieg, als die amerikanischen Touristen die Cote d’Azur zu entdeckten, wurde Nizza auch zur Sommerdestination. Die Amis mögen es gerne heiß.
Ebenfalls im Februar erfreute mich ein Artikel in der FAZ unter der Überschrift „Waldversteher“. Erster Satz: „Für unseren berühmten Baumflüsterer Peter Wohlleben kommt es in dieser Woche knüppeldick – so in etwa muss sich Kahlschlag für den Wald anfühlen.“ Im Klartext: vieles, was Wohlleben in seinem Buch über die geheimen Gefühle der Bäume erzählt, ist kompletter Unsinn. In dem kurzen FAZ-Artikel ist von „Kitsch“, „Verniedlichung“ und „Waldmärchen“ die Rede. Holzwissenschaftler aus Kanada (Heimat der Lumberjacks) haben die angeblichen „Kommunikationsnetzwerke“ der Bäume mit den Pilzen im Boden untersucht. Diese Netzwerke sind nicht ganz so verbreitet, wie Wohlleben behauptet. Von 73.300 Baumarten hat man nur bei zwei (!!!) Arten ein solches Netzwerk entdecken können. Bekommt Wohlleben nun seinen Titel als Doktor Wald aberkannt?
Kein Waldversteher, aber ein Bergversteher, besser gesagt – ein Brockenversteher war Benno Schmidt, genannt Brocken Benno. Hochbetagt (Wandern hält fit!) ist Benno Schmidt Ende letzten Jahres (einen Tag vor Heiligabend) von uns gegangen. In der Erinnerung aller Wanderer wird er immer präsent bleiben. An seinem 90. Geburtstag im letzten Jahr hat er es tatsächlich geschafft, zum Neuntausendsten Mal den Brocken zu erwandern. Der Wanderfürst Goethe hat das nur drei Mal geschafft. Was ich gar nicht wusste: Benno Schmidt wurde 1932 in Bochum geboren – Bochum ich komm aus dir! Nach der Wende konnte er dann – startend in seinem zweiten Heimatort Wernigerode – täglich bis zu fünfmal den Brockengipfel erklimmen. Brocken-Benno, ich wünsche dir viel Spaß auf deinen Bergwanderungen im Wanderhimmel.