Warum werden bei Premiumwegen keine Schönheitspunkte oder Fitnesspunkte verteilt, sondern Erlebnispunkte? Natürlich, weil man auf einem herausragenden Wanderweg etwas erleben soll, im besten Fall sollten die Erlebnisse über das Landschafts- und Naturerlebnis hinausgehen, das setzt man ja bei Premiumwegen neben optimaler Markierung und schönen Wegen sowieso voraus.
Auf der Traumschleife Römer-Kelten-Pfad südlich von Trier (70 Erlebnispunkte!) erwartete ich also Erlebnisse aus der Zeit der Römer und Kelten, vielleicht ein Wagenrennen wie in Ben Hur, einen Gladiatorenkampf, irgend so etwas in dieser Richtung.
Zunächst aber eine Sprunggrube für Wildtiere, ein etwas ungleicher Wettkampf, treten bei diesem Weitsprung doch Tiere von sehr unterschiedlicher Körpergröße an. Kein Wunder also, dass der Hirsch mit acht Metern den weitesten Hupfer macht. Aber der Gewinner an der Sprunggrube in Relation zur Körpergröße ist das Eichhörnchen.
Vier Meter! Die Eichhörnchen im Hunsrück scheinen ja mächtige Sprungfedern unter den Pfoten zu haben. Vier Meter! Das schaffen unsere degenerierten und verwöhnungsverwahrlosten Eichhörnchen im heimischen Garten aber nicht. In einer Harald-Martenstein-Kolumne im ZEIT-Magazin lese ich gerade, dass die putzigen Eichhörnchen in den USA geschossen werden und dort „Hühnchen der Äste“ genannt werden. Und in ebendieser Kolumne lass ich mit Erstaunen: „Der Maler Toulouse-Lautrec aß häufig Eichhörnchen in Paris und beschrieb das Fleisch als erfreulich pikant.“ Wenn diese Sätze von Eichhörnchen gelesen werden, ist es kein Wunder, dass sie plötzlich vier Meter weit hopsen.
Nächstes Highlight, ein Gräberfeld der Kelten. So ein Hügelgrab kommt meistens unscheinbar daher. Fast so unscheinbar wie der Hinkelstein am Wegesrand.
Beim wackeren Obelix, das ist ja ein wahres Prachtexemplar von Hinkelstein, beim Zeus, Thor, Jupiter oder an was diese Kelten geglaubt haben. Ein richtig fein behauener Stein, so groß, dass ein Eichhörnchen seine Schwierigkeiten hat, drüber zu springen.
Weder von den Römern, Kelten oder sonst einem unserer Vorfahren ist dieser Pfad erschaffen worden. Es ist ziemlich sicher ein Laub-Weg. Achim Laub, der Erfinder der meisten Traumschleifen, ist Experte für die Neu-Anlegung von schönen Wanderpfaden. Man sieht links im Bild die breite Forststraße, rechts davon den schön sich schlängelnden Pfad, der neu in den Wald gefräst wurde.
Ein weiteres Highlight des Römer-Kelten-Pfads, auf alle Wegweisern angekündigt, ist eine alte Römerstraße. 11,4 Kilometer ab dem Start habe ich auf den Weg römischen Ursprungs gewartet. Und als ich die Römerstraße erreichte, sah ich ziemlich schnell als interessierte Laie – das ist ja keineswegs eine Römerstrasse, sondern eine neuzeitliche Handelsstraße mitten im Wald. Woran man das erkennen kann? Nun, da muss ich etwas weiter ausholen, das gibt einen eigenen Blog, nächste Woche.
3 Comments
Sehr merkwürdig: im Prinzip sehr viele Steilvorlagen, aber den Kommentatoren fällt nix ein. Eine Obelix- Verknüpfung mit „wie-weit-hupfen-Wildschweine?“, der Verweis auf einen Pfad oberhalb neben Forstweg in Südtirol, eine „Alte Römerstraße“ in Wilhelmsfeld im Odenwald… nichts wirklich Greifbares… ein Mysterium… betretenes Schweigen im Walde… der Eingang zur Traumschleife sieht aus, als würde man dort das Innere eines Wals betreten…
Auch Kommentatoren sind mal im Urlaub. So wie ich mit einer kleinen Auszeit am Bostalsee im nördlichen Saarland. Viele Saarländer rümpfen inzwischen die Nase wenn der Name fällt. Mir gefällt es. Gudd gess, gudd geschwomm und einmal den See umrundet. Schnuckeliges Hotel mit günstigem Zimmerpreis. Und nur 2 Stunden von daheim. Manuels putziger Eichhörnchenweg ist ganz in der Nähe.
Was war ich damals stolz gewesen, irgendwann gegen Ende der Grundschulzeit, nach unzähligen Anläufen endlich die 4m-Marke geknackt zu haben, und dann kommt so ein popeliges Eichhörnchen daher und macht das einfach mal so eben aus dem Stand..
„Laub“ ist ein sehr guter Name für einen Traumschleifen-Erfinder. Laubwald, Herbstlaub, Laubfrosch.. das klingt direkt nach höggschder Pfadichkeit. Zumal „Achim“ ethymologisch offenbar auch „aufrichten/einrichten“ heißen kann.