Natur, Natur, Natur. Natur pur, so stellen sich die meisten Amateure das Wanderleben vor. Ha, Fehler! Erst die Errungenschaften der Zivilisation machen das Wanderleben rund: Naturfreundehäuser, Waldgaststätten, Gipfelkreuze, Gipfelbücher, Sinnenliegen, Info-Tafeln – alles menschgemachte Errungenschaften, die das Herz des Wanderers erfreuen. Und Autobahnraststätten
Und wenn man das Hohelied des Mittelgebirgswanderns in deutschen Landschaften singt, kann man auch nicht leugnen, dass man in dicht besiedelten Regionen auch ab und an eine Autobahn über- oder unterqueren muss.
Besonders markant die Überquerung der A2 auf dem vom Deutschen Wanderverband zertifizierten Qualitätsweg Hansaweg X9 auf der Etappe von Herford nach Bad Salzuflen. Ich fand das eigentlich sehr schön, entschleunigt über die Brücke zu schlendern, während unten drunter auf Deutschlands meistbefahrener polnischen Autobahn die Automobilisten sich zwischen Kamener Kreuz und Berlin hetzen müssen.
Sehr schön auch die Unterquerung der Autobahnbrücke über dem Lieserpfad. Lieserpfad, habe ich den nicht mal als schönsten Wanderweg der Welt bezeichnet? Nun ja, der Filetabschnitt zwischen Manderscheid und Wittlich ist komplett autobahnbrückenfrei, aber ein paar Kilometer hinter der Quelle muss man eben unter der A1 hindurch. Wobei man betonen muss, dass über diese Brücke gefühlt drei bis vier Autos pro Stunde fahren, weil die A1 immer noch zwischen Kelberg und Blankenheim unterbrochen ist. Auf jeden Fall eine geniale Stelle für ein zünftiges Wander-Picknick
Manchmal lässt es sich auch nicht vermeiden, in Sichtweite (oder auch Hörweite) von Autobahnen zu wandern. Auf dem Premiumweg Primstal Panoramaweg ist die A1 (im Saarland ist auf dieser Autobahn mehr los, da fahren bestimmt einundzwanzig bis zweiundzwanzig Autos in der Stunde) immer ein treuer Begleiter.
Im letzten Jahr habe ich südlich von Salzburg auf dem Salzalpensteig die Autobahn A10 Salzburg-Villach in der Nähe von Kuchl gekreuzt (zuerst wollte ich „unterwandert“ schreiben, das hört sich aber so nach V-Mann an). Gar nicht störend, weiß man doch, atmet man doch neben dem LKW-Diesel schon die Luft der Adria und der Alpen.
Absolutes Highlight eines autobahnaffinen Wanderwegs ist die Etappe des Neanderlandsteigs von Mülheim-Selbeck nach Ratingen. Man wandert tatsächlich auf schmalen Pfaden mitten durch das Autobahnkreuz Düsseldorf-Nord, an dem sich A52 und A44 kreuzen. Smells like trucker spirit. Aber irgendwie gut, speziell, außergewöhnlich.
2 Comments
Jetzt hat man ja Zeit, sowas mal nachzuzählen: nach meiner Wanderkarte „Hamburg und Umgebung“ hab‘ ich hier bisher an 41 verschiedenen Stellen Autobahnen über- oder unterquert und 1x Wanderrast an einer Autobahnraststätte gemacht. Bin mir aber sicher, dass Markazero dies mit „Düsseldorf und Umgebung“ locker toppen wird.
Die A44-A52-Über-Unter-was-auch-immer-Querung habe ich schon fasziniert durchschritten, als der Neanderlandsteig noch nicht mal angedacht war! Sofort dachte ich „da müsste man doch einen ‚offiziellen‘ Wanderweg draus machen“! Und ja, Hintermstoaner, die Autobahn-Querungs-Möglichkeiten in der Region sind äußerst vielfältig 😉