• manuel-andrack.de
Manuel-Andrack-BlogManuel-Andrack-Blog-stickyManuel-Andrack-BlogManuel-Andrack-Blog
  • Deutschland
  • Rheinland-Pfalz
  • NRW
  • Welt
  • Saarland
  • Allgemein
  • Fußball
  • Podcasts
  • manuel-andrack.de
Weißenstein und Weissenstein
20. Dezember 2019
Die flache Landschaft
1. Februar 2020

Die Poetik

27. Dezember 2019
Kategorien
  • Allgemein
Tags

Jede gelungene Wanderung ist ein Gedicht. Manche möchten singen, um ihr Hochgefühl hinaus zu posaunen, andere schreiben lieber Reime. So wie der ungekrönte König aller Wandergedichte, der unübertreffliche Joseph von Eichendorff. Ich empfehle, von Zeit zu Zeit das gelbe Reclam-Heft mit seinen Gedichten zur Hand zu nehmen. Bei dem meisten Versen kann man im Kopf mitwandern:

Der absolute Gassenhauer ist natürlich das Poem Der frohe Wandersmann, durch die Vertonung auch zum Mitsummen geeignet

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,

Den schickt er in die weite Welt;

Dem will er seine Wunder weisen

In Berg und Wald und Strom und Feld

Aber schon in der zweiten Strophe kriegen diejenigen eins drüber, die zuhause bleiben:

Die Trägen, die zu Hause liegen,

Erquicket nicht das Morgenrot,

Sie wissen nur von Kinderwiegen,

Von Sorgen, Last und Not um Brot

Pech gehabt, wer sich ums tägliche Brot kümmern muss, der kann halt eben nicht gottesgünstig wandernd gehen. So spricht die (wandernde) Elite. In Eichendorffs Gedicht Allgemeines Wandern heißt es:

Und die im Tal verderben

In trüber Sorgen Haft,

Er möchte sie alle werben

Zu dieser Wanderschaft

Dagegen singt Der wandernde Musikant bei Eichendorff:

Wandern lieb ich für mein Leben,

Lebe eben wie ich kann,

Wollt ich mir auch Mühe geben,

Paßt es mir doch gar nicht an.

IMG_2820

Aber nicht nur bei den großen Meistern kann man wunderbare Wanderpoesie entdecken. Im weitesten Sinne muss sich ein Gedicht nicht zwingend reimen. Daher empfinde ich die Kreuzworträtselumschreibungen (Um die Ecke gedacht) des ZEIT-Magazins als ganz hohe Schule des poetischen Schreibens über alltägliche Begriffe des Wanderers.

Malheurmeldung vielleicht vom Wandertag, vielleicht aus dem Aquarellmalkurs? – VERLAUFEN

Atemberaubende Wanderwegqualität? – STEIL

Kommt laufend zu neuen Weltansichten? – WANDERER

Das finde ich absolut großartig, wunderschön!

IMG_2804

In Florian Illies‘ zweitem 1913-Buch fand ich einen Brief von Rainer Maria Rilke, der mehr Gedicht als Alltagsprosa ist. Er preist die vergangenen romantischen Wanderstunden mit seiner angebeteten Hedwig:

Hedwig, wie fehlst Du mir. Sind wirklich alle Wege noch da, dort hinten im Regen? Hast Du sie mit Dir hinweggenommen? Aber wenn ich hinsehe, wo wir gingen: gingen wir denn? Wars nicht Fliegen, Stürmen, Strömen?

IMG_9512

Hach, ist das schön – nur ein ganz ganz klein wenig schwülstig/kitschig. Jetzt bin ich erschöpft von so viel Wander-Pösie. Ich leg mich hin, im Hinterkopf Goethes Wanderers Nachtlied

Über alle Gipfeln ist Ruh

In allen Gipfel spürst du

Kaum einen Hauch;

Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur, balde ruhest Du auch

BAER_Andrack_Blog_Neu

Teilen
0
MaB_MAR
MaB_MAR

Ähnliche Beiträge

25. April 2023

Rückblick der zwei Wochen auf dem E1


Mehr erfahren
13. April 2023

Nizza, Wohlleben, Brocken-Benno


Mehr erfahren
1. April 2023

Jürgen Udolph, ein seltsames Hochzeitspaar und Belästigung auf dem WC


Mehr erfahren

3 Comments

  1. Hintermstoaner sagt:
    27. Dezember 2019 um 11:58 Uhr

    Stammen die drei Fragen alle aus nur einem einzigen ZEIT-Rätsel? Das wäre außergewöhnlich. Jedenfalls sehr schön.
    Der halbkitschige Rilke-Brief [hübscher Zufall: justament genau dieses Illies-Buch hat die Frau gestern abend im Zug ausgelesen] erinnert mich an eine vergleichbar poesievolle, aber vollkommen hoffnungslose Strophe aus Wilhelm Müllers Winterreise, worin der durch eisige Winternacht wandernde Erzähler bemerkt:
    Ich such’ im Schnee vergebens
    Nach ihrer Tritte Spur,
    Hier, wo wir oft gewandelt [im Frühjahr/Sommer, Anm. d. V.]
    Selbander durch die Flur.
    Was lernen wir daraus? Liebeskummerwanderungen zählen wohl zu den Arten von Wanderungen, die nur bedingt zu empfehlen sind.

  2. Markazero sagt:
    27. Dezember 2019 um 16:29 Uhr

    Komisch, als Verfechter, geradezu Ideologe von „Wandern als geistiger Vorgang“ dachte ich, dass mir die Ideen zur „Poetik“ nur so zufliegen würden, aber da ist nichts. Kein Gedanke, nirgends. Totale Flaute. Gelegentlich blitzt im nach-fränkisch-weihnachtlichen, bräsig-zufriedenen Verdauungs-Prozess (Fleisch, Klöße, Bier) ein Lied auf, das war‘s dann aber auch schon…
    https://youtu.be/IkoidwsLXCg

  3. Hintermstoaner sagt:
    28. Dezember 2019 um 15:48 Uhr

    Zwischendurch mal ein kurzer Bericht über eine spezielle Bergwanderung in Hamburg: die Besteigung des Turms von St. Petri. Der zweithöchste besteigbare Kirchturm Deutschlands (nach Ulm)! Höchster zu Fuß erreichbarer Aussichtspunkt der Hansestadt! Höher als der höchste Berg Hamburgs (der Hasselbrack)! 544 steile Stufen führen bis auf 123m Höhe. Dort kann man sich dann knapp unter der Spitze auf einen von vier Klappstühlen setzen (mehr passen nicht auf den 2,5m-Durchmesser-Kreis, der ja noch eine enge Wendeltreppe enthält) und durch Bullaugen tolle Ausblicke genießen. Und sich überlegen, ob die Spitze nur normal oder bereits bedenklich wackelt.. Fazit: für Leute, die gerne auf Kirchtürme steigen, is des a must! Schwindelfreiheit und stramme Wadeln sind sehr zu empfehlen. Schon die ersten 111 Stufen durchs ein enges Wendeltreppenhaus zu Beginn haben es in sich..

Archiv

  • April 2023
  • März 2023
  • Februar 2023
  • September 2022
  • Juli 2022
  • Mai 2022
  • April 2022
  • März 2022
  • Februar 2022
  • Januar 2022
  • Dezember 2021
  • November 2021
  • Oktober 2021
  • September 2021
  • August 2021
  • Juli 2021
  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012

Suche

Letzte Kommentare

  • 12. Januar 2022

    Konny commented on Mein erster Antikörpertest – ein Wunder?

  • 14. Oktober 2021

    MaB_MAR commented on Über’n Deister gehen

  • 13. Oktober 2021

    Hintermstoaner commented on Über’n Deister gehen

  • 8. September 2021

    Hintermstoaner commented on BÄR-Blog: Wo Wandern?

Neueste Beiträge

  • Rückblick der zwei Wochen auf dem E1
  • Nizza, Wohlleben, Brocken-Benno
  • Jürgen Udolph, ein seltsames Hochzeitspaar und Belästigung auf dem WC
  • Keine Knolle, die Erfinder von Darmstadt und der Wüstenplanet Dune

RSS Feed für Beiträge abonnieren

RSS Feed für Kommentare abonnieren

© Copyright 2008 - 2021 Manuel Andrack.
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
  • manuel-andrack.de