Der Wehinger Viezpfad stand schon sehr sehr lange auf meiner Wander-To-Do-Liste. Warum es erst jetzt geklappt hat? Ganz einfach, ich dachte an ungefähr 48 Wochen im Jahr, dass es doch viel schöner wäre, den Weg in Zeiten der Apfelblüte zu wandern. Und meisten haben ich eben diesen Zeitraum verpasst.
Dieses Jahr hat es endlich funktioniert und mit an Bord waren meine luxemburgischen Wanderfreunde Camille und Christian. Ich gebe den beiden von Zeit zu Zeit Anschauungsunterricht, wie schön man im Saarland wandern kann.
Auf dem ersten Abschnitt ergeben sich auf dem Wehinger Viezpfad geniale Ausblicke Richtung Saarschleife/Mettlach (man kann den Aussichtsturm des Baumwipfelpfads erkennen) und Richtung Merzig bis ins St.Wendeler Land (sogar der Schaumbergturm ist zu sehen). Immer wieder geht es durch Niederwald, früher wurden dort immer wieder die Bäum auf den Stock gesetzt, das heißt extrem beschnitten, so dass sie jetzt mit mehrerern dünnen Stimmen wie Blumensträusse spriessen.
Manche Äste hängen auch über den Weg, da kann man leicht ein Brett vor dem Kopf haben. Okay, das obige Bild ist gestellt, aber ich bin tatsächlich bei einer kurzen Steilpassage, Blick auf den Boden, volle Lotte gegen einen Ast gedengelt, aua, aua, aua. Neu war mir, dass es auch „Sinnebänke“ gibt …
… ich dachte immer, die hießen „Sinnenbänke“. Wenn man aber nicht mehr alle fünf Sinne zusammen hat, kann man es sich auch auf einer „Sinnebank“ gemütlich machen. Und dann endlich: Blühende Bäume!
In diesem Jahr hat sich wegen des nass-kalten Mai die Apfelbaumblüte ganz schön verzögert, so dass auch noch Mitte Mai Baumschmuck vorhanden war.
Natürlich hatte ich, um das Sinne-Erlebnis abzurunden, zwei Flaschen Viez mitgebracht. Der süsse war etwas konturloser, aber der feinherbe schmeckte großartig. Gefährlich ist, dass man im Unterschied zu Bier, Wein und Schnaps beim Viez den Alkohol nicht schmeckt. Nach den zwei Litern, die wir genüsslich gluckerten, konnte man beim Weiterwandern nur konstatieren: Da näherten sich drei schwankende Gestalten.
Gegen Ende der Tour gingen wir über Almwiesen, um die der Allgäu das Saarland bestimmt beneidet, traumhaft. Ich wanderte durchs hohe Gras (mit kurzer Hose) und handelte mir vier Zecken an den Knöcheln und der Leistengegend ein. Ein runder Tag: Brett vorm Kopf, Apfelblüte, Viez-Genuss, zwei blendend gelaunte Luxemburger und vier glückliche Zecken!
4 Comments
Gut 14 km ist der Wehinger Viezpfad lang? Das entspricht ja genau meinem Tagesschnitt kürzlich in den Dolomiten! Auf tief hängende Äste und Stämme musste ich ebenfalls Acht geben. Selbst Aussichten und Sinne(n)bänke gab es dort. Das war’s allerdings auch schon wieder mit den Gemeinsamkeiten. Statt fiesem Viez: frisches Forst. Nicht Apfelblüte, sondern durch ein Enzian-Meer. Hierbei wieder was gelernt: der blaue Enzian ist einfach nur schön, Schnaps wird aus dem gelben gebrannt, weil der dicke Wurzeln hat und die sind das Entscheidende, auch wenn meist der blaue Enzian auf den Etiketten abgebildet ist, weil der halt wie gesagt besonders schön ist. Zecken haben mich trotz teils knie- bis schulterhohen Graspfaden zum Glück keine erwischt, obwohl die dank Klimawandel inzwischen auch im Hochgebirge angelangt sind. Zumindest bis zu 1500 m Höhe wurden schon welche nachgewiesen. Brrr.. vier Stück auf einmal..
Ekelhafte Biester! Wespen ziehe ich jederzeit vor, diesen Gegner sieht man wenigstens, wenn er angreift?
Nützt einem nur nix, wenn man sie erst dann sieht, nachdem sie sich hinter der Brille verfangen haben! Beim Fahrradfahren! (auch wenn ich damals zum Glück noch echt Glück hatte..)
Brrr… viel näher kann man „dem Weißen in den Augen des Feindes“ kaum kommen. Und dann ist da gar nix Weißes – nur ein riesiger Facetten-Verhau?