Im Saarland pilgert man zum großen Stiefel, das habe ich schnell gelernt, als ich vor einigen Jahren in das kleinste Bundesland Deutschlands gezogen bin. Da ich seit zwei Jahren der Chefwanderbeauftragte von BÄR-Schuhen bin, bin ich mal wieder zum großen Stiefel in St.Ingbert vor den Toren von Saarbrücken gewandert. Ich hatte mir für meine Tour extra einen Mittwoch Nachmittag frei gehalten, denn als Wanderfreund weiß man, die Stiefel-Hütte, die hat nur Mittwoch Nachmittag und Sonntag geöffnet.
Denn die Wanderhütte am großen Stiefel gehört zum eng gewebten Netz der Wanderhütten des Pfälzischen Wald Vereins, die in Deutschland in punkto Urigkeit unvergleichlich sind. Der Fachmann staunt, der Laie wundert sich – wieso Pfälzischer Wald Verein mitten im Saarland? Die Saarländer und die Pfälzer, das muss man dazu sagen, verhalten sich zueinander wie Feuer und Eis, wie Köln und Düsseldorf, wie Nord- und Südkorea, wie Geha und Pelikan. Man muss aber wissen, dass der südöstliche Teil des Saarlands bis 1920 zur bayerischen Pfalz gehörte, weswegen es (Gott sei Dank) auch im Saarland P.W.V. Hütten gibt.
Aber ohne Schweiß kein Preis. Es geht ein ziemlich steiler Weg hinauf zun Stiefel-Felsen, da musste ich hinauf stiefeln mit meinen herrlichen Sieben-Meilen-Stiefeln. Oben am Felsen stellte ich fest, dass der Stiefel-Felsen eigentlich Stiefeler Felsen heißt. Stiefeler Felsen. Stiefeler Felsen. Stiefeler Felsen. Irgendwie hört sich das sehr sehr komisch an. Ich bleibe dabei, das ist der Stiefel-Felsen.
Denn dieser Felsen ist wirklich klasse. Manchmal hat man es ja mit Felsen-Benamsungen zu tun, die einen verzweifeln lassen. Die drei steinernen Jungfrauen auf der Ostalb sehen zum Beispiel eher aus wie Mensch-Ärgere-Dich-Spielfiguren (siehe Gesammelte Wanderabenteuer Seite 356). Gaaaanz anders der Stiefel-Felsen, da sieht man direkt: so wird ein Schuh draus. Ein SCHUH, denn ein Stiefel ist das Ding nicht, es ja gar kein hoher Schaft bis knapp unters Knie erkennbar. Nein, das ist ein richtiger Wanderschuh. Und da man sieht, dass der Platz für Zehen und Vorderfuß gigantisch ist, muss es eines der Ursprungsmodelle von BÄR sein.
Ich habe mich aber nicht lange mit diesen Überlegungen aufgehalten, sondern bin wie ein gestiefelter Kater noch einige Höhenmeter weiter gegangen, denn es lockte ja das Belohnungsbier in der Hütte. Was für eine Enttäuschung, als ich sah: Die Hütte hat geschlossen. Und auf dem Schild mit den Öffnungszeiten war der Mittwoch einfach schnöde durchgestrichen. Kinners, so geht das aber nicht!
Glücklicherweise hatte ich auf der Hinfahrt einen zauberhaft schönen Biergarten im Dorf Sengscheid unterhalb des Stiefel-Felsens entdeckt. Dort saß ich unter den Linden und durfte mir das Hofpengold durch die durstige Kehle rinnen lassen. Beim Thema Bier und Stiefel denke ich natürlich sofort an das Sommerfest bei den BÄRs am 5. August. Es gibt nicht nur ein Super-Programm, eine Super-Wanderung am Neckar, sondern auch die Weltpremiere des Joe-Nimble-Biers. Schuh und Bier, Bier im Schuh, das wird bestimmt eine tolle Sache. Ich werde berichten. Nächsten Monat.
2 Comments
Felsen? Stiefel? Schuh? Von wegen, das ist ein mordstrumm 1A top Wetterpilz, die Idee des Wetterpilzes quasi in Stein gemeißelt – Herda, übernehmen Sie!
Erinnert an Gorges du Tarn in den südfranzösischen Cevenennes. Das ist auch so eine große Pilzfelsstruktur. Aber so lieblich wie Wetterpilze sind beide nicht.