Für jeden Wanderfreund (und natürlich auch für jede Wanderfreundin) ist es eine der größten Wanderfreuden (neben dem Naturgenuss, dem Belohnungsbier, dem schmalen Bergpfad, neben der charmanten Wanderbegleitung und der guten Luft und den vielen Gesundheitsaspekten beim Wandern) neben also diesen vorgenannten Wanderfreuden ist es natürlich immer ein Genuss, mit einer vorbildlichen und verlässlichen Wegmarkierung zu wandern.
Wer kennt nicht das Glücksgefühl in verzweifelter, desorientierter Lage, wenn dann doch noch die rettende Markierung am Baumstamm erspäht wird. Ich habe sogar schon erlebt, dass ich ein fast schon erotisches Verhältnis zu einer solchen Markierung aufgebaut habe und ich vor lauter Erleichterung angefangen habe, die bunte Lebensretterin zu streicheln. Wahrscheinlich ein klarer Fall für den Wanderpsychologen…
Schön ist es auch, wenn man auf Highlights am Wegrand hingewisen wird: Eine Burg, eine Waldgaststätte, einen Aussichtspunkt. In der Nähe des Paderborner Höhepunkts (siehe Post vom 7. Mai) habe ich neben dem Pestfriedhofshinweis einen Hüttenhinweis gesehen. Zuerst dachte ich, hm, etwas sperriger Name für eine Schutzhütte. Aber mein Interesse war geweckt. Die Hütte war schnell gefunden, die Buche mit den zwei Beinen nicht so schnell. Eine Hinweistafel neben der Hütte konnte auch nicht wirklich weiterhelfen: „Die Buche mit den zwei Beinen ist die von hier rund 50 Meter schräg links im Wald stehende, aus dieser Perspektive relativ schwer zu erkennende Buche…“
Um ehrlich zu sein, ist die Buche mit den zwei Beinen aus JEDER Perspektive eine unmöglich zu erkennende. Entweder liegt das an meiner Unfähigkeit, Buchen mit zwei Beinen zu erkennen, oder daran, dass ein Bein oder gar beide Beine der Buche mit den zwei Beinen amputiert werden mussten. Auch an anderer Stelle hatte ich auf einer Wanderung kürzlich ein Erkenntnisproblem. Auf dem Bad Uracher Wasserfallsteig war ich mit einer großen Gruppe auf Initiative der Firma Orthomol gewandert. Über dieses Wanderabenteuer gibt es übrigens einen sehr ausführlichen tollen Post auf dem Wanderblog gipfel-glueck.de meiner neuen Wanderblogfreundin Stefanie. Auf jeden Fall gibt es auf dem Wasserfallsteig nicht nur zwei Wasserfälle, sondern auch gigantische Ausblicke von der Albtrauf am sogenannten Rutschenfelsen. Als Pseudo-Ortskundiger habe ich diesen Rutschenfelsen an direkt zwei falschen Stellen dem staunenden Publikum präsentiert. Am dritten Aussichtspunkt stand dann die Tafel, die den Rutschenfelsen markiert. Peinlich. Immer besser, wenn man sich auf Schilder verlässt. Nur wo Rutschenfelsen drauf steht ist auch Rutschenfelsen drin…
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Oh ja, das Glücksgefühl kenne ich! Vor einigen Jahren hab ich mich mal in einem sausteilen Hochwald verstiegen (Liebe Kinder, in den Alpen bitte niemals die markierten Wege verlassen!) und fand die schönste Markierung der Welt… Selbst-Zitat: „Unterhalb von einer großen, Busch-umrankten Steinplatte setze ich mich erschöpft nieder, innerlich den Kopf schüttelnd über meine Dummheit. Ein letzter Schluck Wasser, ein vorsichtig-verzweifelter Blick nach oben: Wo kann ich weiter? Wenn ich durchhalte ist es unmöglich, nicht irgendwann wenigstens auf einem Fahrweg zu landen, denn der zieht sich an der ganzen Hügelkette entlang. Ein paar Meter von mir entfernt ist mit geradezu grotesker Selbstverständlichkeit eine Markierung auf einen Baum gemalt: Rot-Weiß-Rot und eine ‚4‘, der drecksverreckte Almsteig“!
Das Glücksgefühl, den Weg wiederzufinden (bzw. wiederzuerkennen), geht natürlich auch, wenn man auf unmarkierten Wegen nur mit Karte unterwegs ist. Zweimal war ich bei einer Wanderung im Forst Hagen bei Hamburg überzeugt davon, mich im Wegewirrwarr vollkommen verirrt zu haben, also Wanderkarte in den Rucksack und einfach mal sehen, wo man rauskommt und ob man das dann auf der Karte wiederfindet. Und siehe da: zweimal ausversehen exakt so gegangen, wie ursprünglich geplant! Zwei astreine „Scheinverlaufer“ waren das. Wer einen besseren Begriff für dieses spezielle Phänomen findet, möge diesen kundtun.
Drängende Fragen am heutigen Tag: Werden am E2 nun Grenzkontrollen eingeführt? Werden Zölle auf Rucksackinhalte erhoben? Wird der E2 womöglich verlottern? Werden Einkehrpubs und Unterkünfte in der Peripherie dicht machen müssen, weil die EU-Förderung dahin ist? Und vor allem: werden die Belohnungs-Ale-Preise anziehen? Ein dunkler Tag für die Freiheit des europäischen Wanderers!
Noch ist die Verbindung nach Galway ja nur geplant. Sollte allerdings Schottland wieder nach Unabhängigkeit streben… So wie das Pfund fällt, werden die Belohnungsbiere wohl sogar billiger!
Wanderlust hat mich auch gepackt 😀 Hab nun einen Almurlaub Südtirol gebucht. Freu mich. Danke für den interessanten Artikel.