Heute mal ein etwas exotischer Wandertipp. Wandert doch mal, wenn ihr schon genug Eifel, Bayrischer Wald und Pyrenäen gesehen habt, in Mazedonien. Der kleine Balkanstaat ist auf jeden Fall eine Wanderreise wert. In meinen Gesammelten Wanderabenteuern (Ab Seite 421) habe ich ausführlich meine erste Wanderung in der Nähe der mazedonischen Hauptstadt Skopje geschildert. Aber man kann auch an der mazedonischen Riviera wandern.
Mazedonien als ehemaliger Staat von Jugoslawien hat im Unterschied zu Kroatien keine imposante Mittelmeerküste zu bieten. Wenn mazedonische Familien Badeurlaub machen wollen, fahren sie nach Griechenland, nach Thessaloniki. Oder aber nach Ohrid (das „h“ wird gesprochen wie das „ch“ in „Krach“) an den Ohrid-See. Quer durch den Ohrid-See verläuft die Grenze zu Albanien, man kann in Ohrid Baden, Angeln, Boot fahren, Wandern und – Kirchen gucken.
Nicht umsonst ist Ohrid Weltkulturerbe, denn der Ort verfügt über eine der größten Kirchenhaus-Dichten der Welt. Es sind genau 365 Kirchen im Stadtgebiet, teilweise sehr kleine Kapellen, für jeden Tag im Jahr eine. Auf meiner „Wanderkarte“ im Ortszentrum konnte ich nicht nur die Fußpfade rund um Ohrid erkennen, sondern auch einige Kirchen. Überall, wo ein „SV“ davorsteht, ist eine Kirche dahinter. „SV“ ist die Abkürzung für „Sveti“ = Heilig. Als kölscher Jung aus dem hillije Kölle ging ich also im russich-orthodox-heiligen Ohrid.
Schon der stadnahe Fußweg am See entlang ist höchst interessant. Es geht über Holzbohlen direkt über das Wasser. Eins schöner Auftakt für meine kurze Wohlfühl-Wanderung. Denn auch meine BÄR-Schuhe lieben die Abwechslung, immer nur Waldboden ist auf Dauer ja auch öde. In und um Ohrid kann man auf Felsen, Holzbohlen, Graspfaden und Waldwegen gehen. Wanderuntergrundabwechslung pur, das hat Premiumwegqualitäten. Man beachte übrigens auch die originelle Laterne am Seeweg. Nicht nur Norwegen beleuchtet seine Wanderwege!
Schon bald ist am Ohrid-See die erste Kirche erreicht …
Sveti Jovan Kaneo ist aber nicht irgendeine Kirche, sondern Dank des wunderbaren Ensembles und der phantastischen Lage eine Art Wahrzeichen von Ohrid, wenn nicht von ganz Mazedonien. Im besten Reiseführer von Mazedonien aus dem Trescher Verlag ist auf jeden Fall Sveti Jovan Kaneo aus fast genau derselben Perspektive auf der Titelseite abgebildet. Nur fehlt der vorwitzige BÄR-Schuh im Vordergrund, das hat der Buch-Verlag leider vergessen.
Ich bin dann kreuz und quer durch den Wald oberhalb von Ohrid gewandert, meistens mit atemraubenden Blicken über den ganzen See bis hinüber nach Albanien. Tolle Pfade und sauschöne Ausblicke sind aber bei jeder Wanderung nur die halbe Miete. Was fehlte zu einem kompletten Wandervergnügen war natürlich das Belohnungsbier. Und das sollte man im schönsten See-Lokal von Ohrid genießen.
Skopsko heißt der heimische Gerstensaft. Kann man sich gut merken: Hauptstadt Skopje, Hauptbier Skopsko. Jetzt fragt Ihr Euch, wo denn das Skopsko auf dem Bild zu sehen ist. Ha, das Foto habe ich VOR der Bestellung gemacht, damit ich mich anschließend voll und ganz auf den Belohnungsbiergenuss einstellen kann. Skol, Santé, Cheerio, wie man in Mazedonien sagt!
2 Comments
Wo SV DAVOR steht, das ist heilig? Also HSV, TSV 1860, MSV Duisburg, FSV Mainz schon mal nicht, denn da steht es jeweils HINTER dem ersten Buchstaben. Da stimme ich zu. Aber SV Werder Bremen und SV Sandhausen?? Na, ich weiß ja nicht. Der Mazedonier Sasa Ciric jedenfalls war mir auch ganz ohne SV heilig, als er damals beim Club gespielt hat.
Für so nen schönen Holzbohlen-Weg muss man gar nicht so weit reisen, man begebe sich einfach auf den Miesweg am Traunsee in Oberösterreich. Sieht aber schon sehr verlockend aus, dieses Ohrid, kein Wunder, dass einem Fan des SV Köln da das Herz aufgeht! „Saascha Dschieridsch!!!“ – ach, wie oft, gerne und zurecht haben die Fans des SV Nürnberg – die Kommentatoren eingeschlossen – das gebläkt, egal ob im Stadion oder sonstwo…!