Der Wolf hat ja nicht das beste Image. Er gilt traditionell als „böse“, nachfragen kann man da bei Rotkäppchen, der Großmutter und den sieben Geißlein. Nun haben uns in den letzten Jahren Wolfsforscher erzählt, die Legende vom bösen Wolf wäre falsch, der würde sich gar nicht für Menschen interessieren, nur als Schaf oder Huhn sollte man sich ein wenig vor dem Isegrim in Acht nehmen. Aber für den Menschen, so die Wolfs-Experten, bestünde keine Gefahr. Das sei komplett falsch, las ich letztes Jahr mit Erstaunen in einer Qualitätszeitung. Weltweit seien etliche Fälle auch in der Neuzeit dokumentiert, in der Wölfe Menschen angegriffen hätten? Ja was denn nun?
Als Top-Rechercheur habe ich mich umgeschaut in Deutschlands Paradies der Wölfe, dem Wolfspark bei Merzig, um zu schauen, wir er ist denn so drauf, der Kollege Wolf.
In Merzig sind in weitläufigen Gehegen Dutzende Wölfe untergebracht, Mongolische Wölfe, schwedische Wölfe und weiße Polarwölfe. Die putzigen Kerlchen hören (unter anderem) auf die Namen Wilhelm, Otto, Annegret. Zwei deutsche Kaiser und eine saarländische Ministerpräsidentin. Wenn man an den Gehegen entlang geht, kann es schnell passieren, dass das ganze Rudel anfängt zu heulen, und dann antwortet ein anderes Rudel heulend aus etlichen hundert Meter Entfernung und dann ist man doch froh, dass die Gitter an den Gehegen relativ stabil zu sein scheinen. Der Wanderer kann sich das saarländische Wolfsland auf der Traumschleife Wolfsweg erwandern, der direkt auf dem Geländen des Wolfsparks (Eintritt ist übrigens frei) beginnt.
Der Wolfsweg ist natürlich, wie alle Traumschleifen, ein Rundweg. So ein Rundweg hat normalerweise die Formen rund, oval oder Schmetterling. Der Wolfsweg ist anders, der Wegverlauf ist ungewöhnlich, eher schlauchartig, wie eine schmale Wolfsfährte sind Hin- und Rückweg oft nur wenige Meter entfernt, man kann durchaus sehen, wo man vor kurzem noch entlang gegangen ist. Liebevoll wird das Thema Wolf auch bei den Sitzmöbeln des Wegs bespielt.
Nun gut, die Bank war bei meiner Begehung etwas zu nass, um sich bequem dort nieder zu lassen. Aber es ist doch immer beruhigend, sich von Wölfen eskortieren zu lassen. Und auf so einer Bank kann man ja auch schön darüber sinnieren, vielleicht ja auch bei einem Sinnierbier, welche Gemeinsamkeiten Wölfe und Bären haben. Beide Tierarten sind starke Säugetiere, sie können sich auf vier Beinen wesentlich schneller vorwärts bewegen als Menschen auf zwei. Wölfe UND Bären sind nicht ungefährlich, beide leben gerne in Rudeln bzw. Familien. Und vor allem: Die Fußabdrücke von Wolf und Bär ähneln sich doch ziemlich. Wolfstatzen und Bärentatzen sind auf den ersten Blick nur sehr schwer zu unterscheiden. Den Beweis seht Ihr hier:
Rechts eine Bärentatze, klar, die habe ich mit meinen Bär-Schuhen hinterlassen. Und links ganz eindeutig eine Wolfsspur. Da staunt doch der Laie und der Fachmann wundert sich.
Zum Ende der Tour bin ich wieder im Wolfspark angekommen, die Traumschleife geht durch das Tal der weißen Wölfe. Diese putzigen Kerlchen sehen wirklich so aus, als seien sie mit Perwoll gewaschen, schneeweiß Hilfsbegriff.
Man sollte mal an einem ersten Sonntag im Monat in den Wolfspark fahren. Dann werden die weißen Wölfe von Wärtern umschmust und man bekommt eine Live-Fütterung zu sehen. Man wundert sich immer, dass die menschlichen Wolfs-Betreuer lebend aus den Gehegen heraus kommen. Auf jeden Fall ist der Wolfspark bei Merzig eine wunderbare Geschichte und der Wolfsweg auch. Vielleicht ist es mal eine Idee für Sebastian und Christof Bär, einen Bärenpark bei Bietigheim-Bissingen anzulegen. Dann könnte man das mit den Bärenspuren und den Wolfsspuren mal so richtig klären.
Und was machen Bären im Winter? Richtig – Winterschlaf! Den mach ich jetzt auch, aber nur einen Januar lang. Anfang Februar geht’s weiter…
2 Comments
Bei Wölfen dachte ich bislang auch immer, dass allenfalls kranke Exemplare den Menschen angreifen könnten und man deshalb immer ein Stethoskop im Wanderrucksack dabei haben sollte (hustet der Wolf komisch: schnell auf den nächsten Baum klettern!). Irritierend, dieser ZEIT-Artikel.. Trotzdem fällt es mir bei Bären noch leichter, der Ansicht von Frau P. aus Südtirol zu folgen: „I mog die Beschtjen da herobm NICHT habm!“ Die vergangenen Angriffe im Trentino, die Ratschläge, in Bärengegenden einsame Wege zu meiden, möglichst laut in möglichst großen Gruppen zu wandern, bei konkreter Bär-Begegnung nicht sofort schnell zu flüchten (Jagdinstikt), in steilem Gelände besser bergab zu flüchten (fällt dem Bären offenbar schwerer als aufwärts), nee, nee, nee.. das ist mir dann doch zu viel und gegen meine Wanderpräferenzen. So gesehen ist es natürlich su-per-schlau von mir, den nächsten Sommerwanderurlaub ausgerechnet in die Karpaten zu verlegen..
Hurra, das „Sinnierbier“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen!!! Ein dreifach Hoch! Hoch! Hoch! auf Colonia! Mer losse d’r Dom in Kölle, denn do jehört er hin (und braucht in Düdo kein Mensch)?✌?️