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Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande

12. Juni 2020
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Im Beethoven-Jahr höre ich (fast täglich) eine der neun Symphonien des Meisters in der hervorragenden Edition des Süddeutschen Verlags. Erst die Symphonie hören, dann Erkenntnisgewinn mit den Erläuterungen des Dirigenten Peter Stangel. Besonders interessant für Wanderfreunde ist die 6. Symphonie, die sogenannte Pastorale

 

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Nach der Premiere schrieb ein Zeitgenosse: „Da ist einer in Wien, der schreibt Sinfonien, die fünfmal so lang sind wie normale Sinfonien.“ Eine Dreiviertelstunde, das war damals Weltrekord. Der erste Satz trägt den Titel „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“. Poetischer kann man die Glücksgefühle zum Beginn einer Wanderung nicht beschreiben. „Wer genau hinhört, kann hoch droben am Himmel ein Vöglein zwitschern hören“ erklärt Stangel, „und dann ist es so, als öffne sich der Blick über die weiten Hügellandschaften des Wiener Umlands“.

Der zweite Satz der 6. Symphonie heißt „Szene am Bach“ und ist so eine Art Smetana-Moldau in gut. Beethoven komponiert das Kräuseln der Wasseroberfläche, das Gluckern des Bächleins, das Bachbett „und schließlich tritt zu diesem wunderbar murmelnden Bächlein, das heute noch heute vor den Toren Wiens dahinplätschert, das kompositorische Ich hinzu. Der Zuhörer wandert am Bächlein entlang, sitzt unterm Baum und genießt die Stimmung. Dieses kompositorische Ich wird von der Geige verkörpert.“ Ich werde diese Musik nie vergessen, wenn ich als zwar nicht kompositorisches, aber vielleicht literarisches Ich durch die Gegend wandere. „Mehr als die Farbe des Grases hat Beethoven auch hier das Wohlgefühl, das Behagen, das einen in der Natur überkommt, komponiert“. Ich habe es doch immer gesagt, dass Wandern glücklich macht. „Nur ganz am Ende konnte er sich drei Vögelchen nicht verkneifen.“ Man wird doch wohl noch drei Vöglein-Ihr komponieren dürfen.

Der dritte Satz „Lustiges Zusammensein der Landleute“, ein Scherzo, „karikiert eine Dorfkapelle“, und weil wir es ja mit einem scherzenden Musikstück zu tun haben, wird der arme Oboist (Schießen Sie nicht auf den Oboisten!) veräppelt: „Der Oboist hängt immer eine Winzigkeit hinterher, ein köstlicher musikalischer Scherz“, findet Peter Stangel.

Der vierte Satz „Gewitter und Sturm“ beschreibt eine eher missliche Wendung einer Wandertour. Stangel sagt über die Komposition Beethovens: „Das ist nicht irgendein Gewitter, das ist DAS Gewitter“. Der Dirigent vergleicht das musikalische Gewitter mit dem Barbar von Sevilla: „Was hat Rossini da für einen freundlichen Sommerregen komponiert, gegenüber diesem teutonischen Donnergrollen und Blitzezucken“. Und dann bricht der Sturm los. „Spätestens an dieser Stelle müssen die Kollegen gedacht haben, dass der gute Beethoven endgültig durchgeknallt ist.“

Seine Wanderleidenschaft hat Beethoven vor allem in der Gegend um Wien praktiziert, dort „spielt“ ja auch die 6. Symphonie. Auf seinen „Spaziergängen“ hat er ganz im Sinne Rousseaus seine innere Welt erkundet. Er hat sozusagen in sich hineingehorcht, hinaushorchen in die äußere Welt ist dem armen Mann ja zunehmend schwerer gefallen. Ich vermute sogar, dass Beethoven auf seinen Wanderungen die entscheidenden Ideen für seine Werke, vor allem die Symphonien gehabt hat.

 

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Leider hat Beethoven zu früh die Bonner Heimat verlassen, um auf dem Beethoven-Wanderweg im Siebengebirge zu wandern. Beziehungswiese zu spazieren. Nun gut, das Einkehrhaus, das Milchhäuschen, das Hotel auf dem Petersberg, alle diese Immobilien waren zu Beethovens Zeit noch nicht erbaut. Kloster Heisterbach war Ende des 18. Jahrhunderts noch eine funktionierende Abtei und keine Ruine. Und der Drachenfels war noch nicht überfüllte Ausflugsstätte, sondern ein ganz profaner Steinbruch. Selbstverständlich gab es auch noch keine Drachenfelsbahn.

 

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Der Beethovenweg ist zum Jubiläumsjahr markiert worden und verbindet (fast) alle Highlights des Siebengebirges. Fünfzehn Kilometer (viele davon auf dem Rheinsteig) sind aber ein ganz schönes Brett, vor allem weil doch einige Höhenmeter zu absolvieren sind. Aber die Möglichkeiten einzukehren sind wirklich gigantisch. Lustiges Zusammensein auf dem Lande. Hätte Ludwig van das noch erleben können, wäre er nie vom Rhein zur Donau gewechselt.   Was sich allerdings die Initiatoren des BHVN-Wanderwegs mit dieser Markierung gedacht haben, bleibt schleierhaft.

 

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Zumindest kulinarisch ist Beethoven auch in Wien seiner alten Heimat treu geblieben. Er war sozusagen ein virtueller Weinwanderer, dem Wein von Rhein und Mosel verfallen. „Mehr Licht!“, das waren Goethes letzte Worte. Ziemlich einfallslos, wie ich finde. Die letzten Worte Beethovens zeugen dagegen von der Größe des Meisters. Drei Tage vor seinem Tod erhielt er von seinem Musik-Verleger Schott eine Lieferung leckerer Rhein- und Moselweine. Beethoven sagte im Sterbebett: „Schade, schade, zu spät“

Dadada – Daaa!

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7 Comments

  1. Hintermstoaner sagt:
    12. Juni 2020 um 9:34 Uhr

    Bravo!! Eine sehr schöne Betrachtung. Die mich gleich auf einen nächsten Vorschlag bringt: Richard Strauss‘ „Alpensinfonie“. Dort ist das Gewitter NOCH heftiger (die Spätromantiker halt) und man könnte jene Strausssche Bergtour sogar konkret in echt nachwandern. Wegen mir musst mit der Analyse dann nicht unbedingt bis zum 250sten Geburtstag warten (der wäre anno 2114), der einfache nächste Geburtstag wäre auch in Ordnung. Der wäre am.. mist.. gestern gewesen..

    • Hintermstoaner sagt:
      22. Juli 2020 um 19:36 Uhr

      Nach heute erfolgtem praktischem Nachvollzug nämlicher Wanderung von Ohlstadt auf den Heimgarten stelle ich fest: also so verwegen, kühn und dramatisch, wie es Strauß‘ Musik suggeriert, kam ich mir nun nicht vor beim Erzwingen des Gipfels, aber a gscheide Bergtour wars schon! Das Gewitter allerdings ein Witz. War zwar vorhanden, aber Strauß übertreibt maßlos. Und Gletscher wie behauptet gibts auf 1791m eh ned.

  2. Markazero sagt:
    12. Juni 2020 um 11:28 Uhr

    Der Punk- und Pogo-Mann Andrack schreibt geradezu zärtlich über Beethoven? Das ist ja so, als würde Brett Sparks von The Handsome Family (Alternative Country, Southern Gothic) in New Mexiko sitzen und von Schuberts „Die schöne Müllerin“ und Dietrich Fischer-Dieskau schwärmen. Absurd!!! Ähh… das hat er… Und hatte Hintermstoaner nicht mal von Hochschul-Dozenten erzählt, die in ihrer Freizeit hingebungsvoll Black oder Death Metal spielen? So muss das sein, kein ideologisches Musik-Hören, sondern ein offenes Ohr!

  3. manuel sagt:
    12. Juni 2020 um 19:00 Uhr

    Vielleicht steckt ja in Beethovens Musik viel mehr Punk Rock, als man auf den ersten Hörsturz denkt. Auf jeden Fall sehr viel mehr Punk Rock als bei Schubert-Liedern (die ich dennoch wegen der romantischen Outdoor-Attitüde sehr schätze) Also: Wo bleibt der Klassiker-meets-Wanderlust-Abend, kuratiert von genialen Musikwissenschaftlern aus D, HH und SB?

  4. Hintermstoaner sagt:
    12. Juni 2020 um 20:55 Uhr

    Ein Klassik/Punk-Rock/Wander-Abend, das klingt interessant! Dafür könnte sich durchaus was von Schubert eignen: die „Wanderer-Fantasie“. Zumindest dann, wenn man sie noch lauter und schneller angeht als gedacht und dabei schön grob daneben haut (was sehr leicht fällt, das Ding ist so schwer, dass es pianistisch Schubert selbst überforderte – „der Teufel soll dieses Zeug spielen“ – was Teufel Liszt natürlich dann extra angespornt hat). Vielleicht ließe sich auch eine Punkband finden, die den Jazz-Standard „Wanderlust“ von Duke Ellington und Johnny Hodges frei interpretiert? Optionen über Optionen..

    • Markazero sagt:
      13. Juni 2020 um 9:08 Uhr

      Leider bin ich weder in Klassik noch in Jazz sehr bewandert. Aber in meinem Fachbereich Singer/Songwriter müsste sich zum Thema auch Einiges finden lassen, sind ja viele Naturburschen dabei. Spontan fällt mir allerdings nix ein. Komisch.

  5. Gabriele sagt:
    13. Juni 2020 um 8:14 Uhr

    Es hat Freude gemacht, diese Beschreibung zu lesen. Sofort habe ich mir die „6. Symphonie“ angehört, es wurde wirklich sehr viel gezwitschert, besonders schön, da doch heute so viele Singvögel am Aussterben sind. Ich muss gestehen, dass ich keinen besonders guten Draht zu Beethovens Musik habe – im Gegensatz zu Bach, den meine Seele braucht wie mein Körper den Milchkaffee am Morgen und das Glas Riesling am Abend. Musik und Landschaft: wenn es mal sein muss, setze ich mich ins Auto ( es muss nicht immer Wandern sein, ich sehe das nicht so eng) und fahre durch die einsame Hunsrück Landschaft,umrauscht von Bach, Vivaldi, Mozart- und da darf es auch gern die Neunte von Beethoven sein.

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