Am Marktplatz von Heppenheim starte ich meine Weinwanderung im Anbaugebiet Hessische Bergstraße. Heppenheim ist in den letzten Jahren als Heimatstadt von Sebastian Vettel bekannt geworden. Ich stelle mir vor, wie der junge Sebastian früher mit dem Bobby-Car rund um den Brunnen auf dem Marktplatz gerast ist, um für die Formel-1-zu üben. Schöne Fachwerk-Häuser umkränzen den Marktplatz, und wer sich die Pole-Position unter den Weinwanderern sichern will, kann sich schon zum Start der Wanderung das erste Glas Wein spendieren.
Ich informiere mich auf einem Schild neben der Tourist Information, dass mein Weg nach Bensheim genau 9,9 Kilometer lang sein wird. Der Odenwaldklub hat den Qualitätsweg Burgensteig mit einem blauen Burgen-Symbol markiert, ich denke, das ich mich nicht verlaufen werde.
Damit auch jeder weiß, wie unser Weinwanderweg früher und heute heißt, warnt ein Schild des Odenwaldklubs: „Achtung Wanderer! Aus dem Burgenweg wurde der Burgensteig Bergstraße.“ Das erinnert mich an die Werbung: „Achtung: Raiders heißt jetzt Twix“.
Der Schlossberg ist der Hausberg der Heppenheimer, dort fühlen sie sich aber nicht nur Einheimische wohl, sondern auch die Reben von Heppenheim. Ich blicke weit ins Rheintal hinüber zu den Vogesen und auf die Weinberge rund um Heppenheim. Auch die Altstadt, in der die Etappe begann, ist sehr gut zu erkennen.
Ich wandere auf dem brandneuen Burgensteig Bergstraße steil in den Berg hinein und nach wenigen Minuten habe ich die Starkenburg und die Gaststätte Burgschänke erreicht, mein erster Boxen-Stopp.
Ich wähle passenderweise den Heppenheimer Schlossberg, das ist ein trockener Grauer Burgunder. Dazu Flammkuchen griechisch, und schon fühlt man sich wie der Schloßherr vom Schloßberg. Es fällt mir nicht leicht weiter zu wandern, denn die Burgschänke mit ihrer Terrasse und den weiten Ausblicken über Schloßberg, Heppenheim (mit dem Dom der Bergstraße) und das Rheintal ist wirklich phantastisch.
Aber nicht nur der Taler muss wandern, sondern auch alle Weinwanderer, also geht es von der Starkenburg schon bald einige Kilometer durch den Wald. Aus dem Wald hinaus geht es ins Hambacher Tal. Ich wandere eine Weile an der Straße im Hambacher Tal und dann links eine Anhöhe hinauf. Als ich den Hügel bezwungen habe, gehe ich durch eine zauberhafte Landschaft. Die Hessische Bergstraße erinnert mich an eine Art deutsche Toskana. Weite Blicke, ein welliges Landschaftsprofil, einzelstehende Baumgruppen, Weingärten. Dolce Vita nördlich von Bensheim. In der Ferne auf dem Auerberg ist schon Schloß Auerbach zu erkennen, auch dort geht der Burgensteig vorbei, aber ich werde heute nicht mehr zum Schloß wandern.
Auf dem Hemsberg – 262 Meter hoch – steht ein Bismarckturm. Er wurde 1902 eröffnet, damals war die Begeisterung für den eisernen Kanzler so groß, dass man in ganz Deutschland Bismarcktürme baute, auch hier in der Nähe von Bensheim. Wird es dereinst auch flächendeckend Merkel-Türme geben? Warten wir es ab. Der Turm auf dem Hemsberg wird Sonn- und Feiertags bewirtschaftet, zu diesen Gelegenheiten kann man dort ein Glas Wein auf den alten Herrn Bismarck trinken.
Ich verlasse den Burgensteig und folge den Schildern Richtung Altstadt von Bensheim. Ich kann als Wein-Einkehrmöglichkeit das Weingut Mohr empfehlen. An der Fassade ist ein großes Foto von Franziska Mohr angebracht, die vor fünf Jahren Gebietsweinkönigin der Hessischen Weinstraße war. Gebietsweinköniginnen, die das gesamte Anbaugebiet repäsentieren, sind so eine Art Ministerpräsidentinnen der gesamten Wein-Region.
Von Heppenheim nach Bensheim auf dem Burgensteig (der nicht mehr Burgenweg heißt!) – das waren ungefähr zehn Kilometer Weinwandervergnügen. Eine schöne Mischung aus Bergstraßen-Toskana, Wäldern, einem Schloß und natürlich den großartigen Weinen der Hessischen Bergstraße.
5 Comments
Rennfahrerwandern wäre doch auch mal schön! Heppenheim ist abgearbeitet, es könnten folgen Kerpen (Schumi), Gießen (Bellof), Waiblingen (Winkelhock), Regensburg (Röhrl), Oberreichenbach bei Erlangen (Armin Schwarz), Köln (Graf Berghe von Trips, ist aber natürlich auch längst abgearbeitet). Ein Alkoholverbot ist nicht zu befürchten (vgl. James Hunt und alle skandinavischen Rennfahrer).
Man könnte auch berühmte Rennstrecken auf einer jeweils eigenen Schleife großzügig umrunden und so ein 1A-Statement pro Entschleunigung abgeben! Wird halt a weng schwierich z.B. am Norisring oder an der Avus, anspruchsvoll auf der Isle of Man, aber natürlich auch reizvoll, Monaco zu umrunden, dazu die Pikes Peak – Überschreitung usw.. hui, ein Füllhorn ungeahnter Wandermöglichkeiten!
Le Mans, eine Asphaltstrecke mit Blasen-Garantie und Münsterland-Erinnerungen ohne Ende! Und man überschlägt sich nicht mal rücklings, wenn man sich da mit 350 minus 345,5 km/h bewegt! Obwohl, kommt auf den Wein an…
Hier ist wohl ein Fehler unterlaufen, gegenüber des Schlossberges ist der Pfälzer Wald, und die Vogesen sind weit über 100 km südlicher, wenn man bedenkt, dass von Bensheim die Bundesstraße nach Worms und weiter westlich durch das Zellertal führt, der Pfälzerwald noch nicht einmal dort beginnt, eher ab Grünstadt, dann sind die Vogesen aber heftig weiter im Süden.
Beste Grüße aus dem oberen Rheingau (!!!!!), nicht die Pfalz
Heinz Wolf
Hallo Manuel,
du hast einen schönen Blog ich finde ja immer wieder die klasse Fotos von den Touren schön.
Grüße aus dem schönen Norden
Eckhard