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Weinwandern in Castell

4. August 2017
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  • Deutschland
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Verehrte Hochwohlgeborene Wanderer, ich möchte Ihnen heute eine durchlauchtige und sehr vornehme Weinwanderung vorstellen. Eine Weinwanderung, zu der man „Sie“ sagen muss.

 

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Willkommen auf der Traumrunde Castell. Wenn man Würzburg nach Nürnberg fährt und ungefähr 30 Kilometer hinter Würzburg von der Autobahn abfährt, ist man sehr schnell in Castell. Am Hang gelegen, umgeben von Weinbergen. Meine Weinwanderung startet im sogenannten Weinstall des Fürsten. Ich gehe zumindest davon aus, dass das Weinlokal dem Fürsten zu Castell-Castell gehört. Ich trinke eine Karaffe Silvaner des Fürstlich Castell’schen Weinguts. Silvaner muss sein, es ist der Referenz-Wein von Castell und der Vorzeige-Wein der Franken, dazu später noch mehr. Im Weinstall finde ich ein sehr edles Ambiente vor.

 

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Rote Kissen, Wein rankt sich über meinem Kopf. Die Hocker sind aus Weinkisten gemacht, auf denen steht: „Wein schenkt Freude.“ Klar, was denn sonst?

Zum Wein bestelle ich zwei gigantisch leckere Bratwürste vom Schwarzerle. Das fränkische Schwarzerle ist ein freilaufendes Schwein, dass sich von Eicheln ernährt. Die Franken können echt alles super: Wein, Bier, Bratwürste. Nur das Fußballspielen, das kriegen sie meistens nicht hin. Gut gestärkt begebe ich mich zum Schloß von Castell, dort findet sich ein Wegweiser der Traumrunde Castell, meinem Weinwanderweg.

 

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Das Schloß kann man nicht besichtigen, dort wohnt der Fürst, der hat keine Lust auf neugierige Touristen. Nun, ehrlich gesagt finde ich Schloß-Besichtigungen sterbenslangweilig, ich bin also nicht sehr traurig, dass dieser Programmpunkt heute ausfällt. Neben dem Schloß steht die Bank, die Castell Bank. Und diese Bank gehört – kein Witz – natürlich auch dem Fürsten. Die Fürstlich Castell’sche Bank wurde 1774 gegründet, es ist die älteste Bank in Bayern, immer noch eine Privatbank. Aus Demut vor so viel Historie hebe ich 200 € ab und bezahle gerne die 4,95 € Gebühr an den Fürsten, da ich ja (noch) kein Konto bei der Castell Bank habe.

Ich gehe hinunter an die Bundesstraße zum zentralen Infopunkt von Castell. Ein paar hundert Meter geht es noch durch den Ort, dann auf einem schönen Wiesenweg am Bach entlang und am Sportplatz vorbei. Für den lokalen Fußballverein hat der Fürst wohl kein Geld mehr übrig, er könnte ja ein Hoffenheim’sches Wunder in Unterfranken schaffen. Aber, nun ja, der Franken und das Fußballspielen – siehe oben. Rechts von meinem Wanderweg erheben sich an sanften Hängen die Weinberge, die ich schon bald erreiche. Ich wandere wieder ein Stück Richtung Castell oberhalb der Rebstöcke und erreiche das Silvaner Denkmal.

 

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Das finde ich sehr schön, dass man in Castell einer einzelnen Rebe ein Denkmal errichtet hat, aber das hat auch einen guten Grund. Im April 1659 ließ der Gräflich Castellsche Amtmann Johann Georg Körner 25 österreichische Rebstöcke in Castell anpflanzen. Das war – Trommelwirbel – der erste Anbau von Silvaner in Deutschland, der Beginn der Silvanisierung von Franken. Ab dem Denkmal geht es auf einem gepflasterten Feldweg in Richtung Osten, dorthin, wo sich ein bewaldter Bergkamm erhebt.

 

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Ich wandere die Traumrunde Castell an einem schwül-heißen Nachmittag im Mai und muss schon sagen, dass die ungefähr zwei schattenlosen Kilometer Fußweg bei gefühlten 45 Grad in der Sonne kein Zuckerschlecken sind, das ist schon eine ordentliche Durststrecke.

Irgendwann erreiche ich dann doch den Wald, in dem es sanft aber stetig bergan geht, bis sich zur linken Hand ein großartiger Blick öffnet. Ich bin am Ausblick „Greuther Bastel“ angekommen. Der Greuther Bastel ist der Weinberg des Nachbarorts Greuth. Wobei Greuth nichts mit dem Greuth von Greuther Fürth zu tun hat. (Warum komme ich beim Thema Franken immer wieder auf Fußball zurück?)

Der Wanderweg wechselt jetzt die Richtung, es geht wieder zurück Richtung Fürstenstadt Castell, Richtung Westen. Da ich keine Steigungen mehr meistern muss, ist der geschwungene Weg durch die schattigen Wälder pure Wellness.

Na gut. Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Ehrlich gesagt, bin ich etwas überrascht im Steigerwald zu wandern. Hätte mich vor der Weinwanderung in Franken jemand gefragt, wo der Steigerwald ist, hätte ich zugeben müssen, es nicht zu wissen. Wissenslücke geschlossen! Bei der Steigerwald-Erleuchtung haben mir die Hinweisschilder des Steigerwald Panoramawegs geholfen.

 

 

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Ich habe sherlockholmes-scharf kombiniert: höchstwahrscheinlich verläuft der Steigerwald Panoramaweg im Steigerwald. Bingo!

Nach dem Tränksee wandere ich nur noch ungefähr einen Kilometer und bin angekommen. Es gibt Menschen, die ihr Glück finden, wenn sie wieder in der Heimat ankommen. Auf der Traumrunde Castell findet ihr das Glück beim schönsten Weinblick Frankens in Castell. Relativ überraschend öffnet sich, eingerahmt von Baum-Ästen, der Blick auf die Weinberge des Casteller Schloßbergs. Ich verrate aber kein Geheimnis, dass es noch einen zweiten, mindestens eben so schönen Weinblick in Castell gibt, und den findet man so:

Nach der Burgruine auf dem Schloßberg geht es steil bergab und wir wandern aus dem Wald hinaus. Ihr geht an der evangelischen Kirche links vorbei und dann setzt man sich in das Weinlokal „Weingarten“.

 

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Dieses Weinlokal liegt ein wenig versteckt oberhalb der Weinberge. Ich würde empfehlen, sich erst einmal hinzusetzen, man hat es sich verdient nach der Wanderung. Und dann schauen, genießen, abschalten, wohlfühlen. Das ist ein Weinblick, oder?

Irgendwann aber hilft alles nichts und ich trete den Heimweg an. In weiser Voraussicht habe ich meine Unterkunft direkt vor Ort, ich logiere also quasi hochherrrschaftlich in Nachbarschaft des Fürsten. Irgendwie färbt das ab, denn ich gehe langsam durch das abendliche Castell, die Stadt des Fürsten und denke: In Castell sind wir alle Fürst und das ist auch gut so!

 

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MaB_MAR
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2 Comments

  1. Markazero sagt:
    4. August 2017 um 10:08 Uhr

    Hach, das weckt schöne Erinnerungen! Als Abwechslung vom Wein hätte man im Dekanat bestimmt ein kaltes Belohnungsbier für den Wanderpapst gehabt. Vielleicht sogar ein rumänisches Pflaumenschnapserl. Der Dekan und seine Frau sind zwar evangelisch, aber dass ein Wanderkumpel der Chefkommentatoren verdurstet, würden sie niemals zulassen.
    Beim Blick auf die Zweitliga-Tabelle irritieren die perfiden Spitzen gegen den fränkischen Fußball ein wenig. Wie oft war Köln gleich nochmal deutscher Meister?

  2. Hintermstoaner sagt:
    4. August 2017 um 10:29 Uhr

    Trotz der rätselhaften Spitzen gegen den fränkischen Fußball: freut mich, dass es Dir dort offensichtlich gefallen hat! Diese Runde hab ich da so tatsächlich noch nicht gemacht. Wird natürlich bei nächster Gelegenheit nachgeholt. Jetzt aber erst mal ne Traumrunde um die „einzige noch bewohnte Burg Europas“! Schäßburg, wo ein Teil der Casteller und deren Verwandtschaft herkommt.

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