Unglaublich, aber wahr – nach zwölf Jahren, in denen ich in meiner saarländischen Neu-Heimat lebe, habe ich endlich alle saarländischen Premiumwege erwandert. Immerhin ist das kleinste Flächenbundesland die Nummer Eins in Deutschland, was die Premiumweg-Dichte angeht: Sechsundsiebzig Premiumwege (inklusive Spazierwanderwege) drängeln sich auf einer Fläche, die normalerweise als Vergleichsmaß für Steppenbrände und Ölteppiche weltweit herangezogen wird. Die Beispiele für „XY ist so groß wie das gesamte Saarland“ sind legendär.
Mein letzter saarländischer Premiumweg war der Tiefenbachpfad oberhalb von St.Wendel. ich war immer schon Teilstücke gewandert, aber noch nie die Gesamtstrecke. Wer noch nie in St.Wendel war oder noch nie vom Heiligen Wendelinus (der im Wendelinus-Dom liegt, auf dem nächsten Foto am linken Bildrand) gehört hat, kann auf dem Weg einen sehr guten Eindruck über die gesamte Stadt verschaffen.
Welcher der zahlreichen Kerbtäler auf meiner Wanderstrecke nun der Tiefenbach war, habe ich nicht kapiert. Auf jeden Fall geht es über teilweise äußerst gewagt Treppenkonstruktionen, bergab und bergan. Die letzten Anstiege der Tour haben bei Temperaturen weit über dreißig Grad richtig wehgetan, zumal ich wegen meines Corona-Bauchs nicht gewillt war, Anstiege mit gedrosseltem Tempo anzugehen.
Aber was ist der schönste Premiumweg ohne gescheite Schlusseinkehr? Nichts wäre das wert, genau. Daher wird man auch auf dem Tiefenbachpfad ständig gefragt: Hunger? Antwort: Ja, schon, aber vor allem Durst.
Daher am Ende natürlich Einkehr im Wendelinushof (hier ist alles wendelig), einem integrativen Lebenshilfe-Projekt. Fast alles, was auf den Tisch kommt, Fleisch und Gemüse, ist im Hof produziert worden.
Auch die zukünftige Gulaschsuppe war schon angetreten, um im Schatten das Futter zu genießen. Das war’s also, mein letzter saarländische Premiumweg, ein wenig Wehmut ist schon dabei, denn was sind die neuen Ziele? Vielleicht sind demnächst alle Premiumwege von Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin dran. Damit müsste ich ziemlich schnell durch sein.
6 Comments
76 Stück – Respekt! Und jetzt bleibt Andrack im Saarland (übrigens kleiner als Hinterzeros Heimatlandkreis Ansbach) einfach stehen? Ich glaube nein. Die Aufgabe „alle 76 in beiden Richtungen, zu allen Jahres- und Tageszeiten sowie zu sämtlichen Witterungsbedingungen, allein, zu zweit, in Klein- und Großgruppen“ steht ja noch an!
Abgesehen davon muss es ja nicht immer „premium“ sein. Wander-Abenteuer lassen sich überall erleben!
Richtig, Richtig, Richtig
Ihr bringt mich auf Ideen! Ich habe das Buch von Wolfgang Büscher gelesen: Deutschland, eine Reise, hat mir sehr gefallen. Er schreibt, wie er entlang der Grenze die alten und neuen Bundesländer bewandert. Wie wäre es, wenn Manuel: Deutschland, 16 Reisen schriebe ? Immer entlang der Grenze jedes einzelnen Bundeslandes? Vielleicht mit dem kleinsten (Saarländchen) beginnen. Zu jedem Bundesland gibt es die heimliche Nationalhymne („Mir sin Saabrigger un spiele Kligger“) und ein wenig bekanntes Nationalgericht ( Bibbelches Bohnesupp mit Quetschekuche). Man könnte es später als Sammelband herausgeben. Das hat was! Bin ganz aufgeregt…
Das schafft Cheffe nicht alleine. Ich übernehm‘ dann Hamburg und Bayern!
Nachtrag: Schlage als Erscheinungsdatum den Tag vor, an dem der neue Kanzler gekrönt wird. Arbeitstitel : Auch Wandern ist des Scholzen Lust, Namen nach Lage der Dinge verändern.