Kürzlich habe ich mit meinem luxemburgischen Wanderkumpel Christian die Weinwandersaison mit einer ganz besonderen Rundtour an der Mosel begonnen.
Seit Juni ist der Dolinenweg im saarländischen Perl-Nennig offiziell eröffnet. Anstatt den Namen Dolinenweg zu wählen, wäre auch Nenniger Weingenussschleife eine passende Bezeichnung für die 9,4 lange Rundtour gewesen.
Zu Beginn der Wanderung machten wir eine kleine Schleife durch den Ort Nennig, direkt an Dorfbrunnen, Kirche und alter römischer Villa vorbei. Schon die Römer haben Wein an der Obermosel angebaut, der Elbling (von lateinisch albus = weiß) ist dort seit 2.000 Jahren heimisch.
Oberhalb der Weinberge erreichten wir einen Wald, in dem noch einige Schützengräben des Westwalls zu erkennen waren…
Warum heißt es eigentlich: Sie LAGEN in ihren Stellungen? Haben die Soldaten wirklich immer gelegen?
Vor der Wandertour hatte ich beim genialen Weingut Karl Petgen in Nennig eine kühle Flasche Auxerrois vom herausragenden 2018er Jahrgang besorgt.
Bevor ich ins Saarland zog wusste ich es nicht: Saarländischen Wein gibt es nicht an der Saar (alle Saar-Weingüter, auch das Weingut Othgraven von Günter Jauch, liegen in Rheinland-Pfalz), sondern nur an der Obermosel gegenüber von Luxemburg in den Ortsteilen von Perl – Perl, Sehndorf und eben Nennig.
An einigen Passagen des Dolinenwegs sahen wir Baumleichen, die von den letzten Stürmen umgehauen wurden. Einige Bäume waren zwar schon entwurzelt, aber noch nicht komplett umgestürzt. Gefährlich für die Wanderer, weswegen ich mich als finaler Baumwerfer verdient gemacht habe.
Und dann endlich die Dolinen, Ausspülungen aus dem Kalkgestein, wenn ich das richtig verstanden habe. Etwas ratlos stand ich vor dem geologischen Phänomen der Schlucklöcher. Eigentlich ein gemeines Schimpfwort für exzessive Belohnungsbiertrinker.
Eine andere Variante ist die Lösungs-Doline, ein kleines verschilftes Feuchtgebiet. Ganz ehrlich, Weinberge finde ich ästhetischer, und – so ein Zufall – auf dem Rückweg zum Schloss laufen wir durch die Weinberge des Weinguts Karl Petgen. Wir fanden die Rebreihen mit dem Auxerrois, den wir noch vor kurzem gekostet hatten: das ist Weinwandern in Perfektion
Nach der Wandertour kann man in der “Scheune“ einkehren, dort gibt es gehobene Landhausküche und natürlich die Weine der Region. Wenn man etwas mehr Geld (und auch Zeit) mitbringt, empfängt einen gerne das Team von Christian Bau im Schloss-Restaurant. Bau ist einer von zwei saarländischen Drei-Sterne-Köchen, er kocht in der weltweiten Champions League. In so einem Drei-Sterne-Restaurant ist es allerdings angebracht, die Wanderkleidung zu wechseln, ein wenig Stil muss sein.
2 Comments
Komisch, beim Thema Weinwandern befällt die Chefkommentatoren recht gerne eine Leere im Kopf und also Schreibblockade. Dabei habe zumindest ich mir doch längst angewöhnt, in Südtirol zu den Speckknödeln ein Viertel Roten zu trinken, bin also im Prinzip „im Thema“.
Irgendwas geht aber trotzdem immer. Bzgl. ‚warum heißt es immer, die Soldaten LAGEN in ihren Stellungen‘: mit dieser Formulierung wird aus der Rückschau das übliche Ergebnis der Graben-Aktivitäten quasi vorweg genommen..