Wir starten die fünfzehn Kilometer lange Rundtour am VDP-Weingut von Andreas Laible. Das Weingut Laible ist eines der besten Weingüter Deutschlands. 197 deutsche Winzer haben die Auszeichnung des Verbandes Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter. Eigentlich müsste es also VDPuQW heißen, aber VDP hört sich eindeutig schicker an. Wir folgen beim Weingut Laible den Schildern „Weinverkauf“ und klingeln. Frau Laible kommt nach einer Weile, schließt die Probierstube auf. Sie sagt: „Viel Zeit habe ich leider nicht, wir sind bei der Weinabfüllung.“ Kein Problem, nach drei Minuten haben wir uns für einen Riesling Kabinett als Wegzehrung entschieden. Wir wollen die Laibles in ihren Arbeitsabläufen nicht weiter stören.
Am Plauelrainer Köpfle gibt es einen Aussichtspunkt mit Schutzhütte und Grillstelle.
Die Panoramablicke sind atemberaubend. Wir schauen auf die Rheinebene, im Dunst sind blassblau die Höhenzüge der Vogesen am Horizont zu erkennen. Auf einer Übersichtstafel ist auch das Straßburger Münster verzeichnet. Kann man das echt sehen? Ja, kann man, wie ein Fingerzeig gen Himmel erhebt sich das Bauwerk in ungefähr 25 Kilometer Entfernung.
Eine weitere Schutzhütte am Weg ist eigentlich eine Bibliothekshütte. Man findet in einem Sideboard Bücher und Spiele wie das Domino von Bob dem Baumeister.
Ich interessiere mich aber eher für ein Buch über deutsche Götter und Heldensagen. Ich denke, die Weingötter der Ortenau haben sich mit Sicherheit in den Weinbergen von Durbach äußerst wohl gefühlt.
Wir wandern weiter. Auf den zahlreichen Wegweisern wird ein weiteres Highlight der Wanderstrecke angekündigt: Schloss Staufenberg, noch 2,5 Kilometer, noch 1,8 Kilometer, noch 1,2 Kilometer. Endlich haben wir den Schlosshof erreicht. Das Weingut Markgraf von Baden (auch ein VDP-Weingut) hat seit Jahrhunderten seine Heimat auf Schloss Staufenberg.
Leider hat der Markgraf von Baden keine Zeit, uns zu begrüßen, wahrscheinlich ist er auch gerade dabei, Wein abzufüllen. An den Weinbergen des Schloßes wird die Tradition des Klingelberger Traube gepflegt, das ist die Durbacher Version des Rieslings.
Wir haben schon zahlreiche geniale Ausblicke auf unserer Wandertour gehabt, aber wenn man sich an den Zinnen des Schloßes niederlässt, erwartet den Wanderer und Weinliebhaber ein spektakulärer Rundblick über die Weinberge rund um Durbach UND die Aussicht auf die Rheinebene.
Jetzt fehlt nur noch eine Kleinigkeit zum vollkommenen Glück: Ein schönes Glas Wein und eine rustikale Speise. In der Weinstube des Schloßes gibt es Selbstbedienung. Zum mediterranen Flammkuchen passt ein Spätburgunder aus erster Lage. Ein anderer Wanderer ist mit seiner Bestellung nach mir dran. Er möchte, ist es denn zu fassen, ein Bier trinken. Das geht ja gar nicht! Kühl wird ihm von der Weinstuben-Service-Kraft beschieden, man habe nur Wein. Recht so, in einer Pilsstube gibt es Bier, in einer Weinstube – Wein.
Ungefähr fünf Kilometer nach dem Schloß haben wir das Tal erreicht und wandern auf einem schönen Pfad am Durbach entlang, vorbei an einem Sägewerk, denn das Holz vor der Hütte gehört nun mal zum Schwarzwald wie der Wein zu Durbach. Uns kommen Kinder in viel zu großen Gummistiefeln entgegen, die sind aber im Bach unterwegs. Auch eine schöne Methode, sich zu erfrischen. Kurz hinter dem Freibad von Durbach erreichen wir die Genossenschaft der Durbacher Winzer und besuchen die wunderbare Vinothek. 260 Winzer sind für die ausgezeichneten Weine der Genossenschaft Durbacher verantwortlich. Der besondere Wein von Durbach ist der Clevner.
„Liebst Du guten Badener Wein, schenk Dir Durbachs Clevner ein.“ Das kann man sich merken. Der Clevner bezeichnet in der Ortenau die Traminertraube, die mit dem Gewürztraminer verwandt ist. Diesen Clevner gibt es übrigens deutschlandweit nirgends so oft wie in Durbach. Als Wanderer können wir die Weine der Durbacher Genossenschaft leider nicht kistenweise mitnehmen, daher bleibt es bei einer Flasche Clevner Kabinett als schöne Erinnerung an diese badische Weinwanderung. Wir gehen durch den Ort mit seinen pittoresken Fachwerkhäusern und lassen uns in der Durbacher Weinstube direkt am Bach nieder: In der Weinkarte stehen „Weine für den anspruchsvollen Genießer“ und „Weine aus der Literflasche“.
Wir entscheiden uns für das sehr schöne Angebot „Weinprobe“ mit fünf kleinen Probiergläsern auf dem Holzbrett. Die „Weinprobe“ gibt es in einer trockenen und einer lieblichen Version. Ich würde – das ist natürlich immer Geschmackssache – die liebliche Version der „Weinprobe“ bevorzugen. Vom Riesling über den Clevner und den Weißherbst bis zum Spätburgunder lässt sich so die fruchtige Traubigkeit der Weine besser heraus schmecken.
Noch gut einen Kilometer Fußweg, dann haben wir wieder das Weingut Laible, unseren Ausgangspunkt, erreicht. Diese Weinwander-Tour hat so großen Spaß gemacht, dass wir kurz überlegen, die komplette Runde noch einmal zu wandern. Aber das wäre dann doch wahrscheinlich zu viel des Guten. Wie haben meine Eltern schon immer gesagt: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
2 Comments
Ein irritierender Beitrag. Der Wander- wird zum Weinpapst und Belohnungsbier-Verächter, das Schloss Staufenberg sieht aus wie das Schloss Virnsberg, und mit Bart und Brille sieht der Verkoster meinem Nickname-Patron Walter Sobchak verblüffend ähnlich. Aber Hauptsache es war eine gelungene Weinandrackfüllung!
Die Weinstuben-Service-Kraft soll sich nicht so haben, selbst beim Heurigen in Wien-Kahlenbergerdorf hab‘ ich schon Bier bekommen. Zwar nur ein kleines, weil ich auf die Frage „Krügerl oder Seiterl?“ reflexhaft „Seiterl“ gesagt hatte, denn das klang nach „Seidla“ und also nach 0,5 l (halt 1 Bier), jedoch ist da aber das „Krügerl“ die Halbe und das „Seiterl“ nur ’n Pülleken. [ein Beitrag zur Aufrechterhaltung des Fachbereichs Bier]