Premiumwandern, muss es immer Premiumwandern sein? Das höre ich in letzter Zeit öfter. Um es direkt zu sagen: das ist eine selten dämliche Frage. Natürlich MUSS man nicht Premium wandern, es gibt auch abseits der prämierten Qualitätswege genug wanderbare Wege auf der Welt. Premium ist ganz einfach ein Angebot, ein Angebot für den Wanderer, eine Qualitätsgarantie. Man könnte mit der gleichen Berechtigung fragen, ob es denn immer ein Essen beim Drei-Sterne-Koch sein müsse. Nein, natürlich nicht, aber es ist doch schön, dass es Bewertungen gibt, an denen man sich orientieren kann. Und die dem Wanderer Wege, Regionen, Highlights am Weg zeigen, die er ohne den Premiumwege-Planer vielleicht nicht gesehen hätte.
Beispiel Idesbachpfad:
Heute Nachmittag habe ich den ersten Anflug von Frühling im Saarland genutzt, um auf dem 18 Kilometer langen Premiumweg in der Nähe von Dillingen zu wandern. Ich bin dankbar, dass ich auf einem Premiumweg gewandert bin, hier die Gründe:
1. Ohne die tolle Markierung hätte ich mich mit Sicherheit verlaufen.
2.Ohne die dramaturgisch exzellente Wegführung wäre ich an einer alten Fliehburg vorbeigelaufen…
3…. ich hätte nicht tolle Gräte gesehen und auch noch erfahren, dass Gräte nichts mit fischen zu tun haben, sondern die tief geschnittenen Schluchten im Saarland bezeichnen…
4…. ich wäre am Golfplatz oben in Oberlimberg vorbeigelaufen. Dort oben wohnte mal Oskar Lafontaine, aber der ist jetzt mit seiner neuen Flamme Rosa Luxemburg ein paar Dörfer weiter gezogen. Auf dem Golfplatz grüßte ich auf jeden Fall zwei beleibte Golfspieler, die darf man grüssen. Im Gegensatz zu Mountainbikern.
5…. ich hätte ohne Premiumwegeführung nicht die tollen Ausblicke auf Siersburg und auf Dillingen gehabt. Nun ja, der Blick auf Dillingen war nicht ganz so toll, aber immerhin habe ich den Ausblick beurteilen können, weil der Premiumweg mich dorthin geführt hat.
Und ganz phantastisch fand ich am Idesbachpfad, dass mich die Infotafeln am Wegesrand persönlich angesprochen haben: „Lieber Wanderer, wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“ usw.
Das nenne ich Premium-Wandern. Und das meiste hätte ich nicht mitgekriegt, wenn ich „einfach mal so“ zwischen Siersburg, Oberlimberg und Dillingen gewandert wäre.
13 Comments
als Kenner muss ich sagen: der Pfad ist Härte10 und trotzdem angenehm kühl da fast nur Waldstrecken. Hund war nä. Tag mausetot. Ich auch. Einmal verlaufen- Treppe am Tripsborn oben angelangt wegen meiner „Wanderer-Logik“ Richtungspfeil verpennt-Umgehung (find ich unnötig)linksrum im Kreis gelaufen = Treppe 2x= statt 18 20km!
Hessmühle – Oberlimberg: Nach so vielen positiven Kommentaren muss es wohl an mir liegen, dass ich zwischen Karte und Wegweisern keine Übereinstimmung gefunden habe.
Eigentlich war’s als Mail an meinen Bruder gedacht, aber was soll’s, raus damit: „Irgendwann muss ich Andrack mal bei seinem Steckenpferd „Mountainbiker grüßt man nicht“ anbiedernd unterstützen. Genügend eigenes Erleben gibts ja. Die einzigen Netten, die ich „Entschuldigung, Bitte, Danke“ sagend je erlebt habe, waren die auf der Plose heuer (sie, nicht er, und es war ihr sichtlich unangenehm, den stupiden Pfad mit’m Radl fahren zu müssen, naja, geht mich nix an) – die wurden aber schon Tags darauf von den 4 Büffeln neutralisiert, die rücksichtslos den Weg zum Tschatterlin runter gerammelt sind. Einziges Problem: die Mountainbiker interessiert das gar nicht. Selbst WENN man grüßt: Der stille Wanderer wird nur als Störfaktor wahrgenommen, erschreckt und überholt. Klapper, Schepper. „Achtung! Vorsicht! Aus dem Weg“ (meistens schwäbelnd – Vorurteile hab ich ja zum Glück nicht)! Dass ich einen von denen mal an einer giftigen Steigung überholt habe ist mir noch heute ein innerer Reichsparteitag, äh, ein agnostisches Hochamt: Ätsch“! Solidarische Grüße!
Naja,
ich bin Mountainbiker und Wanderer. Manchmal mountainbikend unterwegs, mal wandernd. Mal beides zusammen. Verstehe nicht, warum manch Wanderer derart auf Kriegsfuß mit Mountainbiker steht. Wie von jeder Spezies gibt`s von beiderlei Typen solche und solche. Es gibt rücksichtslose Mountainbiker und eben solche Wanderer. Genauso wie im Straßenverkehr. Und in anderen Lebensbereichen. Anstatt ein gutes Miteinander zu fördern, hören manche Leute einfach nicht auf rumzustänkern – schade eigentlich. Wer weiß wie viel archaische Psychologie dahinter steckt…. Gut 25 bis 30 Jahre nach dem ersten Auftreten von Mountainbikern, sind sie für manch konservative Waldgenossen immer noch neu im Revier und müssen feindlich betrachtet werden. Typisches Revierverhalten eben. Selbst erlebte Entblödung anderer Leute im Revier: Ein Trupp Wanderer auf breiter Forststraße, die partout nicht Platz machten und mich nur neben dem Weg, beschimpft von ihnen versteht sich, vorbei ließen. Ein anderer Naturfreund auf seinem Pferd schlug mich einst, da ich angeblich die Wege kaputt machen würde. Er kam mit seinem Pferd auf Tuchfühlung und haute mir eine an den, immerhin behelmten, Kopf. Er ritt, riesen Löcher im Weg hinterlassend, von dannen, während ich mir gewünscht habe eine Drucklufttröte aus dem Fußballequipement zu haben…..
Toleranz, liebe Wandersleut und andere Mitwaldundlandschaftnutzer, fängt immer bei einem selber an.
Ist das echt schon ein Jahr her, dass ich derart despektierlich auf (zumeist schwäbische) Mountainbiker los bin? Wirklich: Es war IMMER mit Verdruss verbunden! Eine noch wesentlich größere Plage sind selbstverständlich große „Wander-“ Gruppen. Peace, Love and Understanding!
Guten Tag.
Ich finde ihre Beschreibungen sehr gut, vermisse aber überall einen Hienweis ob und wie ein Weg rollstuhlgeeignet ist.
Freundliche Grüße
Riffel
Hmmm, jaja „Premium“-Wanden…
Darf die Frage erlaubt sein, ob der werte (MTBler beschimpfende) Herr Andrack mitsamt seinen Mit-Zertifizierern in den letzten Jahren ihren eigenen Grundsätzen untreu werden?
Vielleicht nicht bei diesem Weg hier, aber bei so manch inzwischen erwandertem Weg stellt sich nicht nur das Nackenhaar, sondern auch die Frage: Muss das sein? Premiumwege mit Hartbelag auf annähernd 2 Dritteln der Strecke, null optische Reize, Wegführung ad absurdum etc….
Und das wird seltsamerweise von Jahr zu Jahr, von Mal zu Mal mehr. Naja, Geschmackssache halt – und bevor einer meint es wären „Spazierwanderwege“, nein, waren es nicht.
Weia, hoffentlich hört der Zertifizierungswahn bald auf und nicht erst wenn auch das letzte 100-Seelen-Dorf einen stupiden Rundweg am Kuhstall und Sportplatz vorbei zum alten Henkersplatz (der selbstverständlich seit ca. 200 Jahren schon nichtmehr existiert) und am – gottlob wirklich – frischen Bach zurück bekommen hat…. Sei´s drum und „Gut Pfad“.
Hmmm…. Aus dem Lameng empfehle ich jetzt einfach mal die Wander-Faustregel Nr.1: Wo es sich logisch anfühlt – los! Rock’n Roll! Mirwegen Punk/Pogo! Konsequentes Ignorieren von etwelchen Regeln, ab durchs triste Neusser Industriegebiet, und Schwupps ist man am Rhein und hat sich seinen eigenen Premiumweg erschaffen!
Toll
Das ist ja prima, wie so ein uuuralter Blog-Beitrag noch Reaktionen hervorruft! Das gibt mir Gelegenheit, eine wundersame Gemüts-Wandlung zu vermelden: Ich hab inzwischen meinen Frieden mit den Kollegen auf zwei Rädern gemacht, kein Mountainbike-Bashing mehr von meiner Seite, nur noch… nein, auch die große Kirche am Rhein… wem sie gefällt… ich respektiere das, jeder Jeck ist halt anders????
Sehr geehrter Herr Andrack,
wir als Mountainbiker werden mit fast jeder Ausgabe unserer Fachzeitschriften dazu aufgerufen rücksichtsvoll und freundlich mit allen Mitbenutzern der Wege und Trails umzugehen.
Ich und meine Freunde praktizieren das bei jeder Ausfahrt mit unseren Mountainbikes allein schon aus Anstand. Aber auch für ein gutes Miteinander!
Und nun lese ich, der gerne auch wandert solch eine Aussage von Ihnen:
„Mountainbiker grüßt man nicht“
Naja, Populismus und Diskriminierung sind in unserer Zeit ja angesagt. Und Anstand ist nicht mehr modern, anscheinend selbst bei jenen die diesen im Umgang mit sich selbst einfordern …….
Mit freundlichen Grüßen
Mario Kreher
Interview mit d. Reutlinger GA vor 2 Jahren: „In meinem ersten Buch habe ich was über die »Wald-Hooligans« geschrieben und meinte damit die Mountainbiker. Subjektiv habe ich den Eindruck bekommen, dass das Zusammenleben etwas sozialverträglicher geworden ist. Die halten nicht mehr volle Pulle in die Wandergruppen rein, sondern halten auch mal an und lassen die vorbei oder fahren drum rum oder machen sich bemerkbar. Ich bin kein Mountainbiker, sondern ein Rennradfahrer, kenne also auch das Sitzen auf dem Sattel. Irgendwie muss man zusammenkommen“. Ist doch durchaus reflektiert, oder? Und v.a. mit unerfreulicher Vorgeschichte. Ich hab ja leider ähnliche Erfahrungen machen müssen, ist aber wirklich besser geworden! Also: Grüße, wir halten uns schon aus!
Zur Unterstützung der diesbzgl. Appeasement-Politik erinnere ich mich mal gerne an die lustigen Mountainbiker zurück, die mir vor drei Jahren an einem dunklen Waldpfad am Grünberg bei Gmunden höflichst Platz gemacht haben. Ihr inbrünstig und unironisch geschmettertes „SERVUS!-servus!-SEEERvus!-servus!-GRIASDI!!-SERVUS!!“ hallt bis heute nach. Wobei.. der letzte von ihnen hatte mich nicht gegrüßt! Außerdem waren sie auf einem für Radler total gesperrten Weg unterwegs!! ICH HÄTTE SIE ANZEIGEN SOLLEN!!! (Scheerz..)