Für eine neue Wanderbroschüre des Verkehrsverbunds Region Trier (erscheint in Bälde) bin ich eine sehr schöne Traumschleife zwischen Trier und Hermeskeil gewandert.
Man startet im Hunsrück-Ort Thomm. Auch im Lockdown kann man beim ortsansässigen Viez-Dealer klingeln, und eine Flasche Apfelwein erstehen. Sensationeller Geschmack, sensationeller Preis: 1,85 € inklusive Pfand. Für das Geld kann man das Zeug nicht selber machen.
Und dann wandert man einen Berg hinab, der Brasilienberg heißt. In vorindustrieller Zeit war das bäuerliche Leben in einem Hunsrück-Dorf wie Thomm nicht leicht. Die Felder waren klein, die Böden karg, das Klima extrem rau (man hätte sich damals gerne einen klitzekleinen Klimawandel herbeigezaubert). Daher fassten einige Dorfbewohner einen Plan – sie wollten auswandern, nach Brasilien. Das war das Land ihrer Träume: riesige Farmen, mildes Klima und dazu noch Samba und hübsche Frauen.
Um aber die Obrigkeit nicht aufzuschrecken, planten sie im Geheimen und trafen sich auf der Gemarkungsgrenze zu Fell. An ebenjenem Berg nördlich von Thomm – sozusagen auf neutralen Boden. Wie viele der wackeren Landleute ihren Traum verwirklichen konnten, das wissen wir nicht. Sicher ist aber, dass in einigen Regionen von Brasilien immer noch Hunsrücker Platt gesprochen wird.
Dann führt der Weg am Besucherbergwerk Fell vorbei. Sehr modernes Design, schön gestaltet. Und vor allem die Kleinen lernen etwas über das Leben und Arbeiten der Bergleute (voll ungerecht, das durften früher nur Männer machen!). Auch ich hatte mir die Arbeit im Bergwerk sehr anstrengend vorgestellt. Aber anscheinend hat der Bergmann doch eher in der Nähe von total grünen Bäumen in die Erde gehackt, so eine Art Landschaftsgärtner.
Sehr schade, aber wegen Lockdown hat das Besucherbergwerk nun schon längere Zeit geschlossen. Dummerweise hat man ein/e Besucher/Atempause/Sternchen/in vergessen. Kann da nicht mal jemand vorbeikommen, und die, das oder den Gute/n befreien?
Wenn keiner aufpasst (wegen Lockdown zum Beispiel), kann es natürlich leicht Mitnahmeeffekte geben. Man nennt ja Schiefer auch das Hunsrück-Gold. Aber etwas deutlicher könnte man eigentlich schon werden: Schiefer mitzunehmen, das heißt Klauen. Diebstahl, Raub. Und wer erwischt wird, muss nach Brasilien auswandern.
1 Comment
Da knüpfe ich sehr gerne an und verweise auf den vierten Teil der Hunsrück Saga von Edgar Reitz “ Die andere Heimat“. Beeindruckend wird hier das karge Leben der Hunsrück Dörfler zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschildert. Und zum Schluss der Exodus in die neue Heimat Brasilien. –
Kann denn niemand diese bedauernswerte Besucherin (gehe ich jetzt mal von aus)aus ihrem Verlies retten? Ihr Blick ist ja herzzerreißend. Hoffentlich hat sie genug Viez dabei.