Gut geht’s Dänen und denen Dänen nahestehen, das wusste schon Wolfgang Neuss, der alte Indianer. Aber noch viel viel besser geht es denjenigen, die mit Luxemburgern wandern gehen. Acht Luxemburger und ein Deutscher wandern in Lothringen (Frankreich) und dem Saarland (Deutschland) und trinken danach in Schengen (Luxemburg) ein Belohnungsbier – das ist doch mal eine Tagestour im europäischen Geiste!
Los ging es in der Ortschaft Kirsch les Sierck, berühmt für das ausgezeichnete Kirschwasser. Nein Quatsch, natürlich bedeutet Kirsch im lothrinigischen Dialekt Kirche. Diese sollte man bekanntlich im Dorf lassen, also starteten wir unsere 18-Kilometer-Runde ohne die Kirsch.
Immer wieder im Blick: Chateau Malbrouck. Hier kurz die Geschichte, wie die Burg zu ihrem Namen kam: Eigentlich heißt die Festung Burg Meinsberg, wurde aber im Spanischen Erbfolgekrieg von John Churchill, 1. Duke von Marlborough besetzt. Der Mann erfand nicht nur eine Zigarettenmarke, die ausschließlich von Cowboys geraucht wurde, sondern ist auch der Vorfahr von Winston Churchill und Lady Di. Da der Duke trotz numerischer Überlegenheit keine Mittel (und vor allem keinen Nachschub) gegen die ihn belagernden Franzosen hatte, löste sich seine Truppe auf und er musste fliehen. Aus Schadenfreude wurde die Burg fortan nach ihm benannt.
Unser Wandergebiet hatte nicht nur eine bewegte, sondern auch eine blutige Geschichte, so dass es eine schöne Sache ist, dass man die Kapelle, an der wir rasteten, Friedenkapelle oder Chapelle de la paix nennt, übrigens schon auf deutschem Terrain. Ich spendierte einen Friedensschnaps.
Ungewöhnlich: Normalerweise wird auf Gedenktafeln und -steinen den Toten des ersten oder zweiten Weltkriegs gedacht. Gerade im deutsch-lothringischen Grenzgebiet auch öfter der Gefallenen des Krieges 1870/71. Dass aber (zu Recht) auch an die Opfer des Dreißigjährigen Krieges (und auch noch ein ganz klein wenig an die Opfer des Siebenjährigen Krieges) gedacht wird, insgesamt also an die Toten des 37-jährigen Krieges, das ist sehr lobenswert.
Das Gerede vom Erbfeind ist Vergangenheit. Daher hat man auch im – mal deutschen, mal französischen – Dorf Belmach die beiden lange verfeindeten Länder direkt mal vereinigt. Man muss sich nur noch auf einen Namen einigen – Frankland oder Deutschreich. Na ja. Vielleicht ja besser Allemance.
Das Köstlichste, was ich seit langem gegessen habe, waren die paradiesischen Äpfel von Belmach. Wegesrand-Äpfel sind ja oft so sauer, dass sie einem den Gaumen auf links ziehen. Nicht so bei diesen Äpfeln – saftig, fruchtig, süß, perfekt.
Zum Ende des Blogs noch ein Dreiländer-Blick. Im Vordergrund die Heide-Gräser sind deutsch, die Weinberge am gegenüberliegenden Moselufer sind luxemburgisch, die gegenüberliegende Talseite und der Horizont französisch. Alles zusammen – europäisch.
A bientot, liebe Luxemburger Wanderfreunde, Moeien, Moeien.
2 Comments
Frankland wäre verwirrend, weil das in Wirklichkeit viel kleiner ist und mit „en“ geschrieben wird. Deutschreich wäre keinem Franzosen zu vermitteln, auch nicht als ironische Reminiszenz an Großmannssucht. Allemance ist da schon viel besser, weil phonetisch eine Allianz mitschwingt, die deutsch-französische Freundschaft sozusagen inkludiert ist. Voilà!
Täusch‘ ich mich, oder habe ich hier tatsächlich lange nicht mehr das Wort „Belohnungsbier“ gelesen? 🙂
Jedenfalls: Großartig, dieses Völkerverständigungswandern im Allgemeinen und jenes im Besonderen!