Ich muss es immer wieder betonen. Das Schönste beim Wandern sind die überraschenden (Natur-)-Erlebnisse und die Vielfalt. Eine Wandertour sollte abwechslungsreich sein, in Patagonien können die anderen wandern. Sehr schön finde ich, dass auch keine Weinwanderung der anderen ähnelt. Man könnte ja denken, dass sich da viel wiederholt. Durch Weinberge gehen, einen guten Tropfen trinken, Heimfahrt.
Aber dann ist da plötzlich an der Nahe dieser gigantische Steinbrocken. Der Rotenfels! 1.200 Meter lang, über 200 Meter hoch. Die höchste Felswand zwischen Alpen und Skandinavien, zwischen Matterhorn und den norwegischen Fjorden. Und… ja, unglaublich aber wahr, ich fahre gerade unten am Rotenfels im Zug vorbei, während ich über diese Weinwanderung schreibe. Tausendmal dran vorbeigefahren, mit der Vlexx von Saarbrücken über St.Wendel und Idar-Oberstein. Und kurz vor Bad Münster am Stein (mit dem Stein ist übrigens ein anderer Stein gemeint, der Grafenstein) erhebt sich dann der Koloss.
Ich bin mit Marian auf der Vitaltour Rotenfels gewandert. Knackige 16,6 Kilometer, da braucht man schon einige Vitalität. (Kritisch angemerkt: Vitaltour finde ich als Wanderwegname etwas unglücklich, das hört sich an wie, Kurschatten oder einer Kur zum Abnehmen.
Ein Teil des Premiumwegs verläuft durch Bad Kreuznach. Ich musste meine Vorurteile revidieren, denn ich hielt die Geburtsstadt von Julia Klöckner immer für das hässliche Entlein von der Nahe. Fehler, denn es gibt sogar eine ziemlich alte Stadtmauer …
… und sogar sehr schöne Abschnitte der Nahe. Vielleicht doch den nächsten Urlaub in Bad Kreuznach buchen. Wie sich das für eine Weinwanderung gehört, habe ich mich – in Ermangelung von Gastronomie am Wegesrand (Coronabedingt geschlossen) vorab mit Wein versorgt.
Im Weinort Traisen am Rotenfels hatte ich beim Weingut Beisiegel vier Flaschen gekauft. Einen Frühburgunder trocken (phantastisch!), einen Spätburgunder trocken und halbtrocken und einen Grauburgunder. Und so haben wir (ich hatte auch Käse und ein frisches Baguette dabei) als Edelpenner im Schlosspark von Bad Kreuznach eine großartige Weinprobe gemacht.
In den Wäldern zwischen Bad Kreuznach und Rotenfels fanden wir in einer Schutzhütte eine Werbung für Wandern im Kaukasus. Nicht weit von der Nahe entfernt und die georgischen Weine sind auch recht ordentlich. Zum Abschluss gab es dann wieder spektakuläre Ausblicke auf die mächtigen Steinbrocken des Rotenfels. Eine absolute Must-Have-Wanderung.
4 Comments
Da muss ich doch gleich antworten, wenn Manuel so schön über meine zweite Heimat – in Anlehnung an Edgar Reitz, auch aus der Gegend – schreibt.
Ab und zu wandere ich, und ganz oft spiele ich Boule. Wirklich empfehlenswerte Beschäftigungen. Bad Kreuznach und Bad Münster haben große Boulevereine mit gepflegten Plätzen, einer im Oranienpark und einer direkt an der Nahe. Einmal habe ich bei einem Turnier den achten Platz gemacht: 15 Euro Preisgeld plus eine Flasche Nahewein pro Nase! Mit meinem Boulepartner bin ich dann hoch auf den Rotenfels gefahren und dort haben wir in einem kleinen Biergarten unser Preisgeld plus Preiswein verprasst. Wandern konnten wir danach nicht mehr. Aber die Aussicht wurde immer schöner.
Immer wieder erstaunlich, was einem Spektakuläres als neugierigem Überall-Wanderer trotzdem noch nie begegnet ist. Diese Tagesausflugsoption landet also für den nächsten Besuch in der Mannheimer Ecke direkt ganz weit oben auf der Liste (obwohl die Bahn-Verbindung Mannheim – Bad Kreuznach doch weiter als gedacht ist).
Hinterstoaner, fahr direkt nach Mainz und steig dort um nach Bad Kreuznach. Geht schneller!
Im Prinzip logisch, aber schwierig umzusetzen, wenn der Startpunkt Brühl sein würde. Von da aus dann freilich erst einmal nach Mainz 🙂