Gegen die Überschrift ‚Winterwanderfundstücke‘ könnte man einwenden, dass man schlecht Winterwanderfundstücke präsentieren kann, wenn es gar keinen Winter gab. Schnickschnack. Erstens kann der Winter ja noch kommen, im April oder Mai, habt doch mal Geduld. Und zweitens heißt die Jahreszeit vor und nach der Jahreswende eben auch Winter, wenn es sehr heiß ist.
Am tollen und extrem abwechslungsreichen Premiumspazierwanderweg „Fasanenjagd“ in Zweibrücken habe ich eine sehr exotische Pflanze gefunden. Die Kletterrose Dortmund verströmt einen betörenden Duft nach Hochofen und Stadionwurst und blüht in den herrlichsten gelb-schwarzen Farben. Leider habe ich die Rosenarten Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel nicht gesichtet.
Bei der gleichen Wanderung habe ich die erste Outdoor-Galerie der Pfalz gesehen. Die Hängung ist etwas lieblos, aber die Idee absolut ausbaufähig. Nicht Kunst am Bau, sondern Kunst in der Natur.
Auf der Sauerland-Waldroute in der Nähe von Marsberg (diese Tour beschreibe ich ausführlich im nächsten Wunderbar-Wanderbar-Heft von NRW Busse und Bahnen) habe ich die größte Wetterhütte der Region gesehen. Wer als Wanderführer mit 150 oder 200 Wanderern unterwegs ist, findet dort problemlos wettergeschützt Unterschlupf.
Die Zeit vor den Jahren, zwischen den Jahren und nach den Jahren bietet nicht nur Zeit für Heimeligkeit, Besinnlichkeit und Glühwein. Man kommt auch endlich dazu, ordentlich aufzuräumen, die Steuer zu machen, so Sachen eben. Beim Aufräumen ist mir das legendäre Pfälzer Hüttenquartett in die Hände gefallen. Bekanntlich verfügt der Pfälzer Waldverein über außerordentlich zahlreiche und vorbildlich geführte Wanderhütten. Was das Netz der Hütten angeht, kann selbst der Alpenverein nicht mithalten. Meine Lieblingskategorie (nach „Anzahl der Weine“ und „Meter zum nächsten Parkplatz“ – ganz entscheidend für Wanderer) des Quartetts ist „Leberknödeldurchmesser“. „Leberknödeldurchmesser“, ein Wort, das man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte. Mjam, mjam, mjam.
11 Comments
Zur „Kletterrose Dortmund 1955“: die heißt bestimmt deswegen so, weil der BvB 1955 begann, zu seiner ersten Deutschen Meisterschaft 1956 zu klettern.
Zur „Kunst in der Natur“: kann nicht mal einer die Dame zudecken, die Arme holt sich doch so den Tod!
Zur Wetterhütte: DORT hätte man Gladbach-Köln stattfinden lassen sollen! Orkantief Sabine chancenlos..
Zum „Pfälzer Hüttenquartett“: krasses Quartett, dieses Quartett..
Die Kletterrose „Westvorstadt“ hingegen blüht nie, das wusste schon Andi Wolf: https://youtu.be/ogpuIpnihm0
Statt „Hängung“ müsste man hier wohl eher von „Legung“ sprechen, was ja auch dem Motiv entspricht. Insofern eine sehr gute Hängung!
Also dieser Pavillon, ich weiß nicht… der sieht aus, als hätten sie im Sauerland beschlossen, einen mega-Wetterpilz zu bauen, und haben dann die Statik unterschätzt („ach du Scheiße, wir brauchen Stützpfeiler, sonz kippt uns die Chose um“).
„Leberknödeldurchmesser“ ist großartig. Neulich habe ich welche gegessen, sehr lecker, leider hatte ich aber kein Maßband dabei.
Also wenn ich mich an meine früheren Rennauto- und Schiff-Quartettrunden erinnere, dann wäre „Leberknödeldurchmesser 66 STICHT!!!“ schon ein Highlight gewesen. (Oder gilt ein Leberknödel mit kleinerem Durchmesser als besser…?)
Genau an das klassische „SechszylinderSTICHT!“ musste ich hier auch sofort denken 🙂
Bzgl. der Frage, ob kleinerer Leberknödel-Durchmesser evtl. besser:
Mehr Hubraum ist besser als weniger Hubraum. Verbindet man mit größerem Durchmesser allerdings v.a. mehr Gewicht, dann würde ich sagen: beim Rennauto-Quartett weniger Gewicht besser, beim Traktoren- oder Diesellok-Quartett mehr Gewicht besser. Hier käme es also darauf an, wo man sich da als Wanderer einordnen würde.
Natürlich gewinnt der größere Leberknödeldurchmesser! Was ist denn etwa von den drei Hütten zu halten, die auf einen Leberknödeldurchmesser von NULL kommen, die also anscheinend diese Spezialität nicht im Angebot haben. „Sticht!“ muss man auf jeden Fall bei 70 mm sagen, das kommt sehr häufig vor. Die absolute Granatenkarte in der Kategorie Leberknödeldurchmesser ist das Ramberger Waldhaus: 105 Millimeter. Im Gegensatz zum Kollegen Hintermstoaner muss ich allerdings sagen: Leberknödel ist ü-ber-haupt nicht mein Ding. Dann doch lieber Saumagen!
Bei Kartoffelklößen hätte sich dem Stoaner die Frage gar nicht erst gestellt. Was im Rheinland so als Kloß durchgeht… tischtennisball“groß“… ein Trauerspiel…
Verwechslung! Hintermstoaner lehnt Leberknödel auch ab. Und Saumagen. Letzteren hat er zwar noch nie probiert, aber: lehne ich ab! Ansonsten: hat sich echt gelohnt, dass Du das Quartett aufgehoben hast 🙂
Naja, ich denke, diese Kategorie muss mit den aktuellen Spielpartnern ausdiskutiert werden. Für mich wäre es kein Schaden, wenn Leberknödel gar nicht auf der Karte stünden.
Ein Skandal wären aber Kartoffelklöße in Tischtennisballgröße! Für mich als Franke muss „es Kniedla“ schon am Besten Handballgröße haben – und vorzugsweise sind es sowieso gleich zwei… Aber hier hat ja generell in den letzten Jahren eine Negativentwicklung stattgefunden die ich nicht gutheißen kann.
Als ebenfalls Franke kommen mir immer fast die Tränen, wenn ich das hiesige Kloß-Elend sehe? Die im Gasthof Zum Kreuz in Virnsberg sind übrigens besonders gut!
Ha,Kniedlasdurchmesserdiskussion!
Kennt er, der Franke, noch das legendäre Gasthaus Wimmer im Nürnberger Stadtteil St.Johannes mit den kindskopfgroßen Klößen? Mit dem Wirt, der seine Gäste bei nicht vollständig geleertem Teller fränkisch-grob beleidigte, egal, wer da gerade vor ihm saß? Und trotzdem immer voll?