Mit einer großen Wandertruppe zu wandern finde ich toll. 25 bis 30 Leute gehen mit, denen ich meine Lieblinsgwege zeige, ein paar gut abgehangene Anekdoten erzähle sowie geduldig auf die Lieblingsfrage („Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Harald Schmidt?“) antworte. Alle haben großen Spaß, spätestens beim Belohnungsbier setzt sich allgemein das Wander-Du durch und wir singen „So ein Tag, so wunderschön wie heute.“ So ist das normalerweise bei „meinen“ Gruppenwanderungen.
Etwas anders stellte sich die Situation an einem leidlich sonnigen Freitagvormittag im Juni dar. Ich hatte im Rahmen eines Artikels im Seniorenblatt „Kölner Leben“ eine kurze, flache Wanderung auf dem Kölnpfad vom Königsforst durch die Wahner Heide nach Wahn angeboten. 10,8 Kilometer, ungefähr. Als ich aus der Straßenbahn stieg, standen da 116 Menschen, die mit mir wandern wollten. Schluck. Um es kurz zu machen, ich habe sie alle heil zum Ziel in der Gaststätte Eltzhof gebracht.
Wander-Du und gemeinsames Schunkeln gab es aber nicht, eher war die Stimmung leicht gereizt, weil sehr viele Senioren Stein und Bein schworen, dass die Gesamtstrecke die angekündigten 10 Kilometer weeeeiiiit überschritten hätten. Einige zeigten mir als Beweis ihren Schrittzähler (Schrittzähler, nicht Herzschrittmacher!). Die meisten dieser Hightechinstrumente zeigten 12 Kilometer, einer sogar 16 Kilometer…
Ich versuchte zu argumentieren, dass es eher unmöglich sei, mit einer Gruppe von 116 Leuten mit etlichen Pausen sechzehn Kilometer in gut drei Stunden zu schaffen. Aber dann musste ich irgendwann Abbitte leisten. Ich gebe zu: es waren über 10 Kilometer, wahrscheinlich auch über 16 Kilometer, wahrscheinlich waren es 21 Kilometer mit einer Wanderdurchschnittsgeschwindigkeit (WDG) von ungefähr 7 km/h. Die russische Leichtathletik lässt grüßen.
Zur Erinnerung für alle, die an dieser High-Speed-Veranstaltung teilgenommen hatten, füge ich hier noch mal den Panoramablick auf die Wahner Heide (die ist eine ganz wilde) an. Diesen Blick hat vielleicht der eine oder andere meiner Wander-Senioren im Geschwindigkeitsrausch verpasst…
5 Comments
Scheint die gleiche Strecke wie vor zwei Jahren gewesen zu sein. Wenn ja, dann waren es etwa 11 km. Das kann ich beweisen, Gutachter Markazero hatte die Strecke nämlich in die 1:25.000er-Karte vom Kölnpfad eingetragen und hat vorhin nachgemessen. Der Angeklagte ist somit vom Vorwurf der Vorspiegelung falscher Entfernungen freizusprechen!
Ob 10, 11, 12, 16 oder 21 Kilometer: in JEDEM Fall waren die Senioren in einer weitaus höheren WDG unterwegs als Hintermstoaner heute. Der hat für seine 17 km satte 7 Stunden gebraucht. Und fühlt sich schlapp. Schlapp, schlapp, schlapp..
Und … haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Harald Schmidt?
Sorry 🙂
Herzlichen Dank Markazero für den Freispruch erster Klasse, ich sage ja, es sind genau 10,8 Kilometer, diese Tour, die mittlerweile zu den Klassikern der Andrack-Gruppenwanderungen zählt (für den Kölner ist alles, was zweimal stattfindet Tradition, ab dreimal darf man das „Brauchtum“ nennen). Ich kann wieder hoch erhobenen Hauptes durch meine Heimatstadt gehen!
16 km sind sehr beachtlich. Ich schaffe noch nicht so viel und war auch froh das ich die Wanderung vom Designhotel in Südtirol innerhalb Merans geschafft habe. Also Hut ab !