Bald liegt in NRW die Wanderbroschüre „Wunderbar Wanderbar“ aus. An Bahnhöfen, in Touristik-Infos, an Vorverkaufsstellen des öffentlichen Nahverkehrs. Alle acht Touren habe ich wie immer nicht nur ausgesucht, sondern bin sie alle abgewandert. In der Hochglanzbroschüre sind alle Touren recht lecker präsentiert, heute gibt es aber mal eine Art Werkstattbericht. Ich bin ja eigentlich hart im Nehmen, aber die Recherche-Wanderung auf dem Ilsetalpfad war schon ein hartes Brot
Was ihr auf diesem Foto seht ist kein Schnappschuss auf dem Vormarsch Richtung Verdun 1916, sondern ein Blick in’s Siegerland Anfang Februar 2016. Eine Schlechtwetterfront vom Feinsten hatte das komplette Siegerland in seinem Griff. Eine Binsenweisheit: Rechtzeitig zum Beginn der Wandersaison soll „Wunderbar Wanderbar“ fertig sein, da muss ich eben zumeist im Winter die Wege ausprobieren. Gut, dass ich eine angeborene überragende Phantasie habe. Ich muss nur die Augen zumachen: dann höre ich Vögelgezwitscher, spüre die Sonnenstrahlen auf meiner Haut, und renne mit meinen geschlossenen Augen vor einen nassen Markierungspfosten. Aber keine Angst, wenn ihr den Weg geht ist immer eitel Sonnenschein!
Andere Ecke von NRW: Münsterland. Ich bin an der Ems unterwegs zwischen Greven und Münster, das Wetter ist annehmbar, das Naturschutzgebiet Bockholter Berge hübsch, der Mittagstisch des Landhaus Oeding lockt…
Aber dann der Schock: Betriebsferien beim Landhaus Oeding! Nicht ungewöhnlich im Januar, aber ein harter Schlag für mich. Statt Mittagstisch braune angematschte Banane aus dem Rucksack. Ich finde, ich habe von Euch jetzt ein lang gezogenes „Ooooohhh, armer Manuel“ verdient. Aber nur, wenn dieses „Ooooohhh“ auch einem tief empfundenen Mitleid entspricht.
Und was ist das jetzt wieder?
Das Ding habe ich bei meiner Wanderung zwischen Arnsberg und dem Möhnesee gesehen, ich dachte, das wäre ein Sitzmöbel, so eine Art Sinnenschaukel. Aber als ich das Ding ausprobieren wollte, fand ich es schrecklich ungemütlich, eng, scharfkantig, kalt, viel zu viele Löcher. Kein Wunder, es handelte sich auch um einen KLANGWIEGE. Fragt mich bitte nicht, wer warum und wozu eine Klangwiege braucht, mir hat sie auf jeden Fall sehr weh getan, für mich war es eine KLAGEWIEGE. Also denkt dran, dass die Erstellung von „Wunderbar Wanderbar“ kein Larifari ist, sondern immer verbunden ist mit Blut, Schweiß und Tränen….
2 Comments
Ooooohhh, armer Manuel, und zwar aus zutiefst empfundenem Mitleid!!! Zwar weiß ich weder, wie der Stramme Max im Landhaus Oeding schmeckt, noch, welches Bier dort ausgeschenkt wird, aber die Enttäuschung, wenn Vorfreude auf Einkehr von einem lapidaren, ja luziden „heute geschlossen“ zerschmettert wird… „greiner könnd mer“, sagt man in Franken dazu… Man fühlt sich dann selbst wie eine braune, angematschte Banane 🙁
Ich bestätige die Aufrichtigkeit des geäußerten Mitgefühls. Wir sind da nämlich echte Experten darin. Wie oft haben wir noch mal eine Einkehr beim Kirchenwirt in Ohlsdorf angestrebt und JEDESMAL stand da dann „Ruhetag“, „Urlaub“, „erst ab 16:30 auf“ oder „wegen Renovierung geschlossen“? War nicht auch mal krankheitsbedingt zu oder „geschlossene Gesellschaft“? Die Nichtexistenz von Bielefeld ist ein Witz dagegen! Dabei würden wir echt gerne mal beim Kirchenwirt einkehren und uns an Thomas Bernhards Stammtisch setzen.. ach den gibts ja auch nicht (mehr)..