Es gibt ja Wanderfreunde, für die ist eine Wanderung nur eine richtige Wanderung, wenn sie haufenweise Tiere in Wald und Flur gesichtet haben: Hirsche, Rehe, Eichhörnchen. Wildkatzen, Dachse, Milane, Bussarde. Feuersalamander, Käfer, Ameisen. Natürlich habe ich auch schon mal ein Reh durch den Wald hüpfen gesehen, und einen Ameisenhaufen kann ich von einem Müllhaufen unterscheiden. Aber ein richtiger Fauna-Experte werde ich wohl nicht mehr werden. Um so besser, dass ich auf meinen Wanderungen dann doch immer wieder auf mehr oder weniger exotische Tierarten treffe.
Wie zum Beispiel den Canus bayerleverkusenensis, der in einem kleinen Biotop zwischen Wuppermündung und Rhein heimisch ist. „SV“ hielt ich bislang immer für die Abkürzung von „Schülervertretung“, aber da man in Leverkusen Schäverhunde mit „V“ schreibt, weil es ja eben Leverkusener Schäverhunde sind und nicht Leferkusener Schäferhunde, muss es auch „SV“ heißen.
Im schwäbischen Lonetal sah ich hingegen eine Lagune, in der auch Krokodile heimisch waren. Das ist natürlich eine Weile her, 150 Millionen Jahre. Schade eigentlich, da hätte es sich wirklich gelohnt, in eine Wellness-Abenteuer-Hotelanlage direkt an der Lagune zu investieren.
Am meisten nerven mich ja die – zumeist gehechelt vorgetragenen – Erlebnisberichte von anderen Wanderern, wenn sie von ihren diversen ultra-gefährlichen aber dann noch gerade so glimpflich ausgegangenen Begegnungen mit Wildschweinen berichten. Was machen diese Wildschwein-Connaisseure richtig beziehungsweise falsch oder was mache ich falsch beziehungsweise richtig, dass ich noch NIE NIE NIE ein Wildschwein bei meinen Wanderungen gesehen habe?
Und wenn ich was vom Wildschein sehe, dann nur noch kümmerliche Überreste, wie diesen Oberkiefer. Eine richtige Sauerei ist das!
5 Comments
Der Text macht Lust auf spannende Tierbegegnungen. Lieben
Gruß aus sankt christina 🙂
Ich werde dort auch mal aufschlagen. Gruß aus dem zillertal hintertux.
Da bin ich ja durchaus beruhigt! Hab‘ mich auch schon gewundert, noch nie Wildschweinen beim Wandern begegnet zu sein (außer, wenn man halt mal zufällig an einem Wildgehege vorbei gekommen ist). Ich dachte zwar mal 10 km vor Itzehoe, dass da gerade eine Horde Frischlinge neugierig auf mich zu spaziert und wollte vor deren schlecht gelaunten Mama schon prophylaktisch auf den nächsten Baum flüchten, doch dann haben sie sich zum Glück als Hasen herausgestellt (jaja, sie kamen aus dem nebligen Gegenlicht, hatten die Ohren angelegt und sind ECHT komisch „gegangen“). Viel interessanter jedoch als diese profane Wildschwein-Hasen-Geschichte war im Sommer die echt absolut unglaubliche, singuläre und hammerkrass spektakulärste Tierbegegnung-beim-Wandern ever! Von keinem Wanderer je berichtet!
Mir widerfuhr also Folgendes:
1. Blick voraus auf einen feuchten Waldwanderpfad im Gebirg.
2. ‚Komisch. Wie kommt dieses Stück Nylonschnur da hin?‘
3. ‚Na so was. Die Wäscheleine wird vom Wind bewegt, dabei weht hier gar kein…‘
4. ‚DIE WÄSCHELEINE RICHTET SICH AUF UND KRINGELT SICH! VON SELBST!! WAS IST DAS???‘
5. Beweisfoto. Leider etwas verwackelt. Vor Schreck und Entsetzen vergessen, Selfie mit dem ‚Dings‘ zu machen.
6. Internetrecherche 1 Woche später.
Es war: der SAITENWURM! Ja, den gibt’s! Und was das ist? Schlagts nach. Erleben werdet Ihr eine derartige Begegnung selbst eh nicht. Markazero jedenfalls fragte sich zurecht, welche Klänge dem Saitenwurm zu entlocken wären, spannte man ihn z. B. auf eine E-Gitarre. Und: in unmittelbarer Umgebung diverser Südtiroler Wellness-Tempel wimmelt es offenbar vor Würmern. Nur dass man weiß, worauf man sich da ggf. mal einlässt.
Mit Speck fängt man Mäuse, mit Honig lockt man Bären und mit Schlüsselwörtern Spameisen, also los… Meine spektakulärste Tierbegegnung hatte ich während einer 9stündigen WELLNESS-Wanderung im Antholzer Tal in SÜDTIROL: An der Grüblscharte konnte ich einen Steinadler nicht nur aus etwa 20 m Entfernung beobachten, sondern sogar das gemächliche Geräusch seines Flügelschlags hören! Normalerweise bin ich aber schon glücklich und zufrieden, wenn auf einem Zaunpfosten am Wegesrand ein Rotkehlchen sitzt. Murmeltiere, Rehkitze, Füchse oder Steinböcke sind auch toll, nervöse Pferde auf schmalen Pfaden direkt neben einem oder böse Kühe auf schmalen Pfaden direkt hinter einem (gell, Stoaner) dagegen eher nicht. Lustig sind unerwartete Fußballplätze mit herumtobenden Kreisliga-Kickern. Deren Geräusche sind nicht gemächlich, sondern eher hektisch.
Keine Wildschweine? Da kann ich Berlin empfehlen! Hier am nördlichen Stadtrand haben sie schon vor unserer Stammpizzerie herumgelungert und wurden morgens auf dem Weg zum Brötchenholen gesichtet. Im Tegeler Forst rennen dauernd welche herum, wenn ich wieder versuche zu joggen. Und letzte Woche lief im Dunkeln eins zehn Meter vor meinem Fahrrad über die Straße.
Zum Glück haben die immer mehr Angst vor mir, als ich vor ihnen. Bislang jedenfalls.
Liebe Grüße aus der Hauptstadt der Wildschweine
Petra