Wenn mein alter Wanderkumpel Michael vom Wandermagazin schon seine Hand für einen Wanderweg in’s Feuer legt („großartiger Stadtwanderweg, wirklich durchdachtes Konzept“), dann liegt die Latte schon mal ziemlich hoch. Irgendwie hat der gute Michael sich ganz schön in den Grüngürtel-Weg in Frankfurt verliebt. Immerhin hat dieser Weg im letzten Jahr den Preis für den schönsten Wanderweg Deutschlands in einer Metropolregion gewonnen. Zeit, sich das mal anzuschauen. Letzten Sonntag bin ich dort gewandert und ich muss sagen: wahrscheinlich bin ich im meinem Leben noch nie so AMTLICH gewandert wie in Frankfurt, denn ich hatte mich mit 80 anderen Wanderern auf Einladung des Frankfurter UmweltAMTS auf dem Danziger Platz am Ostbahnhof eingefunden. Dieser Platz ist wirklich magisch. Die liebe EZB (die laut Herrn V. angeblich die Krieschen terrorisiert) ist mit ihrem etwas windschiefen Gebäudekomplex in Sichtweite.
… aber mitten auf dem Danziger Platz breitet sich seit zwei Jahren der „Frankfurter Garten“ aus, ein Projekt, das man eher in Kreuzberg verorten würde. Ein städtisch-alternatives Gartenprojekt mit gefühlt 500 unterschiedlichen Tomatensorten, einem coolen Biergarten und einem Urban Bee Keeping Projekt. Ihr kanntet noch nicht Urban Bee Keeping? keine Sorge, ich auch nicht, das ist der letzte Schrei, gib Biene Maja eine faire Chance und verwerte Deinen eigenen Honig …
Die Bienenkästen im Frankfurter Garten sehen ein wenig aus wie tibetische Kindersärge, aber den Bienen geht es mitten in der Großstadt angeblich besser als auf dem Lande bei reaktionären Alt-Imkern. Ich war dennoch ganz froh, dass die kleinen Summer nicht mitgewandert sind. Um es mir mit meiner Bewertung des Grüngürtelwegs nicht zu einfach zu machen, hatte man die urbanste, städtischste, asphaltierteste Etappe für mich und die 80 Mitstreiter ausgesucht. Aber der Ostpark, den fand ich schon klasse …
Nicht nur wegen der alten Bäume, sondern auch wegen einer großartigen Skulptur von F.W.Bernstein. Bernstein hat, wie viele Vertreter der Neuen Frankfurter Schule (Titanic, Pardon, Robert Gernhardt und Co, leider zu viele schon zu früh verstorben) humorvolle Skulpturen an den Grüngürtelweg gestellt. Großes Kino. Elfmeterpunkt auf Erdachse, muss man sich angucken.
Aber dann zerreisst ein Knall die Luft, ein Riesen-Böller startet in den azurblauen Himmel. Wir wandern am Stadion des FSV Frankfurt vorbei, aber seit wann werden da Böller gezündet? Haben die überhaupt schon mal ein Tor geschossen? Die mitwandernde Journalistin des Fechenheimer Anzeiger klärt mich aufgeregt auf. In dem Stadion fände doch jetzt ein Spiel der Frankfurt Galaxy American Football Mannschaft gegen München statt, und bei jedem Böller gäbe es einen Touch Down der Frankfurter zu feiern…
… aaach so, Mensch, es ist ja eine Stimmung im Stadion, da fliegt ja bald die Gummipuppe des 12. Manns weg. Fast wäre ich versucht, mir im Stadion dieses hyperspannende Spiel anzschauen, aber ich muss weiterwandern, auf dem Grüngürtelweg. Aber wer oder was Poco ist, warum die amtlichen Frankfurter Wanderexperten eine Weltsensation erfunden haben und warum ich kein Belohnungsbier bekommen habe, das erfahrt Ihr leider leider erst nächste Woche …
4 Comments
Bzgl. „FSV Frankfurt – haben die überhaupt schon mal ein Tor geschossen?“: ja. Zum Beispiel in ihren letzten vier Zweitligaspielen gegen den 1. FC Nürnberg insgesamt sage und schreibe fünf Stück. Bei zwei Gegentreffern. 10 von 12 möglichen Punkten hat der FSV da gegen den 1. FC Nürnberg geholt. Do wärdd mer als Glubberer im Andraggblogg scho widder gedehmüdichd und wäss gor ned warum! Edds willi abber neggsd Wochn an fai wärgli gschaidn Berichd ham vo Babbmhaim und erm Aldmühldahl-Banoramaweech sunsd binni sauer!
Lieber Hintermstoamer, uiuiui, man muss schon einiges mit seinem Glubb mitgemacht haben, um einen billigen FSV Frankfurt-Scherz direkt auf den Glubb zu münzen. Soll ich Dir einen guten Therapeuten empfehlen?
Zum Aldmühldahl-Banoramawech wirst Du vor allem etwas im letzten Wandermagazin des Jahres, erscheint Mitte Oktober, lesen. Aber wo genau liegt Babbmhai??? Etwa dort, wo Wallenstein seine Babbmhaimer rekrutiert hatte?
Nach dem souveränen Einzug in die zweite Pokalrunde braucht es vorerst keinen Therapeuten… aber irgendwie liegen uns die Fereine mit F echt nicht (Född, Freiburg, Frankfurt…). Babbmhaim lichd am Aldmühldal-Banoramaweech zwischer Draichlinger und Sollnhofn. Da bisd also offenbar eine andere Prachtpanorama-Etappe entlanggetippelt. –[?!]
War vermutlich ein H.-Reflex bei den Wörtern „Böller“ und „Journalistin“: Hans Böller ist Sportjournalist bei den Nürnberger Nachrichten und schreibt viel über den Ruhmreichen.