Die Fünf steht: ich hatte letzten Montag alle meine fünf Sinne beisammen, als ich meine fünfte Traumschleife in Boppard wanderte, meine fünf Freunde (und noch mehr) wanderten mit: Auf zum Fünfseenblick. Start im Kurpark von Bad Salzig, der erste Höhepunkt schon nach einem guten Kilometer: Tolle Aussicht an einer Felsnase mit Blick auf Bad Salzig, den Rhein und die beiden Burgen auf der anderen Rheinseite, Burg Sterrenberg und Burg Liebenstein
“Feindliche Brüder” werden diese beide Burgen genannt, sie stehen ja auch ganz schön nahe. In diesem Zusammenhang muss ich erneut auf den Blödsinn hinweisen, die beiden sehr weit auseinander liegenden Burgen in der Nähe der Loreley “Katz” und “Maus” zu nennen. Ein klarere Fall von Etikettenschwindel, die beiden Burgen sind so weit entfernt, dass eine ganze Zeitzone dazwischen liegen könnte. Dagegen die feindlichen Brüder, das ist Nähe. Oder Ober- und Niederburg in Manderscheid: Die spielen wirklich miteinander Katz und Maus. Ich fordere den Bundespräsidenten und den Weltkulturerberat auf, diesen Blödsinn zu unterbinden, Katz und Maus die Namensrechte zu entziehen und Burg Sterrenberg sowie Burg Liebenstein dafür Katz und maus zu nennen.
Wo ich schon bei den Beschwerden bin. Beim nächsten Ausblick der Traumschleife betet uns eine hölzerne Nonne an. Die Arme, muss sich immer diese verschwitzten Wanderer anschauen. Dabei würde sie viel lieber Richtung Rheintal blicken, wie es historisch bei Ihrer Vorgängerin aus Stein auch Usus war. Ich unterschreibe daher jede “Dreht-die-Nonne-um-Hundertachtzig-Grad-Petition” sofort.
Als ich das Höhenprofil der Traumschleife Fünfseenblick sah, war ich schon beeindruckt: Von Rheinniveau im Kurpark geht es hinauf auf über 500 Meter. Das ist eine amtliche Höhendifferenz. Das Höhenprofil hat mich irgendwie an den Paramount Berg im Vorspann vieler Hollywood-Filme erinnert. Daher war es auch kein Wunder, dass sich das Teilnehmerfeld der Mitwanderer ganz schön auseinander zog. Ich hielt mich in Blickweite der Bergziegen und unterhielt mich am höchsten Punkt der Tour, nahe der Fleckertshöhe, mit dem roten-T-Shirt-Mann aus Gießen.
Der Mann mit dem roten T-Shirt aus Gießen erweiterte mein Wanderwissen um einige Anekdoten seiner Dolomitentour mit spektakulärer Rettung durch die Bergwacht inklusive Hubschrauberflug. Und ich nahm seine eiserne Regel mit: Das Outfit eines Wanderers muss immer rot sein: Rotes T-Shirt, rote Regenjacke, roter Rucksack, sogar rote Unterhose. Denn: wenn man in Bergnot gerät (kann auch in der Gemeinde Boppard schnell passieren), kann man sich mit dieser Signalfarbe immer bemerkbar machen. Ob der Mann mit dem roten T-Shirt aus Gießen bei seiner Bergrettung auch seine Unterhose geschwenkt hat, habe ich vergessen zu fragen.
Schließlich kam unsere kleine Wandertruppe ohne jede Zwischenfälle und Hubschrauberrettungsaktionen am Aussichtsturm des Fünfseenblicks an. Ich habe mich da tatsächlich hoch getraut.
Dass das für einen alten Vertigo-Patienten wie mich kein leichtes unterfangen war, zeigt dieser Blick durch viele Gitterroste zwanzig Meter in die Tiefe. Hat mal jemand darüber nachgedacht, warum ein “Gitterrost” “Gitterrost” heißt? Natürlich weil die Dinger rosten können. Na ja, immerhin war der Blick oben vom Turm gigantisch. Obwohl man nur vier “Seen” sehn konnte. Im Sommer ist der Wasserstand des Rheins eben zu niedrig, den fünften “See” kann nur im Winter erblicken.
Ab dem Aussichtsturm ging es nur noch bergab und wir erreichten wieder den Kurpark von Bad Salzig. Dort sah ich, dass es in der Kurklinik eine Kinderbetreuung gegeben hätte. Hätte ich das mal gewusst, dann hätte ich meine fünf Bälger ja mitbringen können.
Fazit: Ich muss sagen, dass der Fünfseenblick eine sehr fordernde Traumschleife ist, aber eine sehr lohnende. Beim Fünfseenblick kann man alle Fünfe gerade sein lassen, denn kann man ja eh nur vier “Seen” sehn. Und eigentlich ist doch die “Vier” das, worauf es ankommt, worauf wir alle hoffen: Auf den vierten Stern auf der Brust unserer Nationalmannschaft am Sonntag im Maracana.
4 Comments
Au weia, so einen feindlichen Turm hab ich mal bei Wilhelsfeld im Odenwald bestiegen und beim Abstieg aus Versehen kurz durch die Gitter geschaut. Kniezittern, dass ich die Bergrettung alarmieren wollte, aber keiner hat mich bemerkt, trotz roter Jacke und rotem Rucksack… Solche Perfidien gehören echt verboten!
Eine beeidruckende Aussicht! Ein toller Ort um sich einfach mal ein wenig zu entspannen.
Herzliche Grüße aus Bad Liebenzell
Wo man hingegen wirklich FÜNF Seen sehn und auch noch umrunden kann, und das sogar auf kürzerer Distanz als am Rhein und dazu noch komplett ohne Höhenangst: bei Großhansdorf bei Hamburg! – o.k., ich geb’s ja zu: Mein Beispiel ist nicht gerade eine Traumschleife und alle Seen tragen Namen, die auf „teich“ enden.. Immerhin aber sind sie aus wahrscheinlich noch nicht umgekipptem Wasser und es schwimmen Enten, Gänse und Schwäne drauf (naja, nicht auf allen..). Manchmal kommt man eben halt nur zu einer reinen Verlegenheitswanderung. Zumindest wars da schön schattig bei der Hitze heute!
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