In der aktuelle ZEIT vom 5. Juni habe ich einen schönen (ich bin vielleicht etwas zu voreingenommen, um das beurteilen) Text über meine Wanderung im luxemburgischen Vianden geschrieben. Wer‘s (noch) nicht gelesen hat, es geht um „Sing by Foot“, das Konzept kurz zusammengefasst: Morgens treffen sich wildfremde Menschen in einem Ort in Luxemburg, proben einige Lieder, gehen gemeinsam wandern, singen in der Natur weiter. Und am Nachmittag wird das Ganze vor Publikum zum Vortrag gebracht.
Hier nun die ungezeigten Bilder: Zum ersten natürlich die gelbe Knutschbank an einem verwilderten Wegstück, die mir Christian stolz präsentierte. Er schien so begeistert, dass ich Angst hatte, er würde mich zum Knutschen mit auf die Bank zerren. Christian meinte, das mit dem Knutschen mit Blick auf die Skyline von Vianden sei total aus der Mode gekommen im Zeitalter des Quickies. Er wurde korrigiert, dass heiße Selfie. Das kommt auf die Reihenfolge an, manchmal gilt auch: Erst Selfie, dann Quickie
Aber wenn dann Knutschen oder Quickie auf der Bank, dann doch bitte etwas gemütlicher. Ich bevorzuge da eher das Modell „Irish Moos“, vor allem wenn es leicht feucht ist
Bevor der heutige Blogeintrag total in‘s Schlüpfrige abgeleitet (obwohl die Key-Words „Knutschen“, „Quickie“ und „feucht“ bestimmt eine ganz neue Leserschaft auf meinen Wanderblog bringt) zum Schluss noch etwas aus der Abteilung Feuilleton/Hochkultur. In Vianden kann man nämlich direkt an der Our das Hotel bewundern, dass Victor Hugo einst führte. Quatsch, er hat da nur gewohnt.
Ist aber auch nicht ganz korrekt, denn nur seine Frau und seine Mätresse wohnten in dem Hotel (die scheinen sich ja blendend verstanden zu haben). Der alte Hugo wohnte im Haus Vis-a-via, was ihn aber nicht daran hinderte, seiner Mätresse eifrig Briefe zu schreiben und die halbe weibliche Bevölkerung von Vianden zu schwängern. Wobei wir wieder bei der Knutschbank wären…
9 Comments
Wo ganz genau steht die gelbe Bank? Gibt’s da Koordinaten? Hintermstoaner ist neugierig, weil er im Sommerurlaub 2007 mit seiner Freundin an dieser Bank vorbei gekommen sein MUSS (seine Einträge in der 1:20.000er-Wanderkarte „Diekirch-Putscheid“ weisen im nahen und weiteren Bereich um die Burg herum praktisch keinerlei Lücken auf), er kann sich aber verflixt nicht an die gelbe Bank erinnern! Ansonsten bestätigt er allgemein die hervorragende Eignung von Luxemburg als Wanderdestination sowie im Besonderen die Schönheit von Our-Tal, Vianden, Burg und ZEIT-Artikel. Und das besondere Flair, im Haus vis-a-vis des Hotels Victor Hugo zu wohnen..
Pünktlich zur WM: Steilvorlagen-Papst Andrack. Luxemburg? Nie gewesen, also auch nie in Vianden. Singen, gar öffentlich? Gott behüte! Victor Hugo? Leider noch nix von ihm gelesen. Knutschen, Quickie, feucht? Weder bestätigt, noch dementiert Markazero. „Irish Moos“, Irland, Eire? Mensch, letzte Woche war ich vor Ort! Aber nicht, um die Abende mit live-Musik, lustigen Leuten und ungezählten Pints in schnuckeligen Pubs zu vertrödeln, neinnein, natürlich nicht, so was würde meinen Freunden und mir im Traum nicht einfallen, wir haben vielmehr den heiligen Berg bestiegen, den Croagh Patrick! Zwar nicht barfuß und/oder rückwärts, wie es manche Pilger tun, aber die Schotter-, Geröll- und Windböen-Orgie war auch so eindrucksvoll genug (katholisch bin ich eh nicht, müsste also ok sein). Das Belohnungs-Guinness war quasi beim Anschauen schon verschwunden, so dass weitere folgen mussten und folgten… Beim Hinflug las ich im neuen Buch, suchte Bekrittelbares bei den mir bekannten Touren, fand aber leider nix. Mist.
Wenn schon die WM hier Stichwort ist, ist eigentlich auch mal wieder Zeit, einen weitgehend unbekannten, aber durchaus erstaunlichen Zusammenhang zwischen Wandern und Fußball zu benennen:
Der große Europäer Jean Monnet wollte 1950 die verhärtete Situation in der Europafrage nach dem Zweiten Weltkrieg auflösen und begab sich daher für zwei Wochen zum Wandern in die Schweiz, um sich seinen Kopf mit Ideen voll zu wandern. Ergebnis: das „Monnet-Memorandum“. Ohne dieses kein „Schuman-Plan“ (Robert Schuman übrigens gebürtiger Luxemburger!), ohne den keine „Montanunion“, ohne die keine „EWG“, ohne die keine „EG“, keine „EU“, keine Freizügigkeit usw. und also kein „Bosman-Urteil“, das Ablösezahlungen nach Vertragsende innerhalb der EU untersagt. Dass also die Profi-Fußballer heutzutage so obszön viel Gehalt bekommen (um sie so an Vereine zu binden, weil Ablöse nach Vertragsende kein Druckmittel mehr usw.), haben sie letztlich gefälligst dem leidenschaftlichen Wanderer Jean Monnaie – äh – Monnet zu verdanken!
Alles kommt vom Wandern, herrlich! Aber noch mal zur gelben Bank Hinterstoamer: Die ist in einem zugewachsenen, „Sackgassen-Weg“, also quasi einem Aussichtspunkt, da kommt also nicht automatisch vorbei. Einfach noch mal hinfahren, in östlicher Richtung hochwandern, und nach wenigen hundert Metern links gehen – und knutschen. Und, lieber Markazero: Am Mount Patrick Helmes oder so würde mich eindeutig am meisten das Belohungs-Guiness interessieren. Du weisst doch: Jeder Gipfel ist nur ein Umweg…
In ÖSTLICHER Richtung RAUF?? Von wo aus?? Da muss man doch erst mal runter zur Our und kann dann erst rauf?? In Richtung Bitburg und Kyllburg?? Ach so.. Bier und Herbert Fandel.. logisch.. wichtiger als Knutschbank.. Aber Nochmalhinfahren ist echt eine Option! Die Luxemburg-Umrundung (innseits) reizt mich, seit wir da waren!
… der den ersten Schluck danach noch köstlicher macht, klar! Der Mount Patrick Rakovsky war aber der einzige Umweg, ansonsten kam eher die „irgendwo auf der Welt isses bestimmt schon 16 h“-Regel zur Anwendung.
Was mir gerade auffällt: Schlüpfrig können andere Blogs auch, o tempo’a, o mo’es: http://www.clubfans-united.de/2014/06/09/falsche-neun/ – echt nervig, dass Köln aufgestiegen ist, zum prä-Spieltags-Interview hätte ich mir Dich und Alexander Endl gut vorstellen können!
Also, genaue Position gelbe Bank: Vom Café Ancien Cinema, Grand Rue 23 in Vianden, über die Brücke und damit auch über die Our. Dann am Victor-Hugo-Hotel vorbei, Richtung beibehalten und, wenn ich das bei Google Maps richtig sehe, den Kalchesbach hinauf. Markierung ist „Auto Pedestre“ (zu dem Thema bald mehr) und Markierung der Nat’our-Wege. Und dann, wie gesagt, immer mal links nach dem „geheimen“ Pfad schauen, der zur gelben Knutschbank führt und auch dort endet.
Also am Roupischbierg (in Richtung Scheierhaff) steht sie! Tatsächlich ein weißer Fleck östlich der Our, da genau waren wir seinerzeit nicht. Interessant: nach Google Maps gibts da gar keine Fußwege hinauf, nach OpenStreetMap schon, sogar einen Sackgassenweg, der es sein könnte, aber nicht ist, weil der in Wirklichkeit zum Kalchesbaach-Weg weiter führt, der bei OpenStreetMap aber fehlt, dafür in meiner Wanderkarte drin ist.. reinstes kartographisches Chaos! Der Gelbe-Bank-Stichweg jedenfalls fehlt überall. Dafür weiß ich jetzt aber genau, wo beim nächsten Besuch zu suchen ist. Danke!!