Kürzlich dachte ich, dass ich mal die Perspektive wechseln sollte. Nicht nur immer die Unterhopfung bekämpfen, nicht nur manisch vom Belohnungsbier träumen. Auch nicht (wie am Moselsteig) dem Reiz der Reben erliegen oder gar ganz auf Alkohol verzichten (geht das beim Wandern überhaupt???). Nein, ich habe mich auf eine Reise in’s Reiche des Hochprozentigen begeben. Meine erste Assoziation zum Brennersteig war natürlich, dass ich mich auf einem Weg in Östereich wähnte, angelegt zu Ehren von Kommissar Brenner, Kultbuch Hilfsbegriff. Aber es ging im Renchtal in der Nähe von Oberkirch auf den insgesamt 13,9 Kilometer langen Brennersteig. Bevor ich aber den ersten Schabau (so nennt der Kölsche den Hochprozenter) verkostet habe, wanderte ich am Material des Brenners vorbei…
… keine Schwarzwälder Kirschtorte kommt nun mal ohne Schwarzwälder Kirschwasser aus und Schwarzwälder Kirschwasser gibt’s nicht ohne Schwarzwälder Kirschen. Aber diese Kirschen sind sehr klein, um nicht zu sagen mickrig, nicht zu vergleichen mit prallen Sauerkirschen zum Verzehr. Daher, so lernte ich, heißen die kleinen süßen roten Dinger Brennkirschen oder Schnapskirschen.
Eine kleine Unterweisung in die Schnapskunde erhält man bei Brenner Halter, der ersten Station auf dem Brennersteig. Auf einem Schnapslehrpfad sieht man die Pflanzen, die das „Material“ für den Hochprozenter liefern: Walnuss, Zwetschge, Holunder. Und in einem Holzkästchen versteckt sich das gebrannte Endprodukt zum Verkosten …
Am Ende des Schnapslehrpfads wirft man dann einen Euro pro Schnapsprobe in ein Kästchen. Wenn man dann noch in der Lage ist, alle Gläschen zusammen zu rechnen.
Nach dem ersten Brenner hatte ich schon leichte Aussetzer. Wanderführer Gerd vom Schwarzwaldverein sprach ständig davon, wir kämen bald am Grünen Baum vorbei. ich dachte nur, was haben sie dem Armen denn in den Schnaps getan, hier stehen doch ganz viele grüne Bäume herum. es handelt sich beim Grünen Baum allerdings um eine Vier-Sterne-Hotel.
Der „Grüne Baum“ ist übrigens kein Schnapshisli, sondern ein Wellness-Hisli. Der Bade scheint wie der Schwabe auf Verniedlichungen zu stehen. Denn der Kurze wird im Renchtal Schnäpsle genannt. Neben der Schnapsverkostung sind wir natürlich auch gewandert. Und eins kann ich mit Sicherheit sagen: Die Aussichten auf dem Brennersteig, die muss man sich wirklich nicht schön trinken, die sind einfach atemraubend.
Beim Brenner Hube habe ich sechs Aussichten später einen ganz besonderen Schnaps getrunken: Hafer-Pflaume, eine gigantische Kombi. Ein Brand, der gar nicht brennnt, sondern geschmeidig-wärmend alle Geschmacksknospen aktiviert, ganz großes Kino!
Ich hatte kurz die Augen geschlossen, um den Schnaps angemesssen wirken zu lassen, machte sie auf und alles wurde dunkel um mich herum. Und was dann geschah, erzähle ich nächste Woche auf andrackblog.de