Seit 2004 gibt es die Wahl zu Deutschlands schönstem Wanderweg. Der Wettbewerb wurde von Wandermeister Michael Sänger vom Wandermagazin erfunden und jedes Jahr am ersten Samstag im September auf der Tour Natur in Düsseldorf verliehen. Da es 2020 kein Bühnenprogramm auf der Messe gab, durfte ich den Preis für die Tagestouren in genialer Outdoor-Atmosphäre verleihen. Aber wer hat denn nun gewonnen?
Auf Platz 3 kam – Trommelwirbel, Tusch, nein, Fanfare trifft es am besten – der Burgenstieg in Manderscheid. Manderscheid (meine Kinder nannten den Ort, wenn wir dort urlaubten, gerne Wanderscheid, ich glaube aber, sie meinten es nicht positiv), Manderscheid also ist mir über die Jahre zur zweiten Heimat geworden. Was hat diese Stadt nicht alles zu bieten: Ein Maarmuseum, ein Freibad, Top-Gastronomie (Heidsmühle! Grüße an Tobias), Top-Ferienbauernhof (Kapellenhof! Grüße an Familie Krämer), nicht zuletzt den schönen Kurpark.
Dort startet der Burgenstieg. Man muss etwas suchen, bis man das erste Hinweisschild findet, denn auch Lieserpfad und Eifelsteig gehen am Kurhaus vorbei. Schnell verlässt man den Ort, geht über typisch lieserpfadige Wege (schmal, und immer um die Felsnasen herum) und hat schon bald die ersten Blicke auf das Top-Highlight von Manderscheid:
Oberburg und Niederburg, so eng stehen zwei Burgen weltweit nicht beieinander, ein phantastisches Ensemble. Auf der einen Burg hockten die Trierer, auf der anderen die Luxemburger Junker, man belauerte sich, kalter Krieg im Mittelalter, Checkpoint Manderscheid.
Fazit: Unbedingt mal hinfahren. Der Burgenstieg ist knapp sechs Kilometer lang, ist familienfreundlich, aber durch einige Höhenmeter auch durchaus anspruchsvoll. Für mich ist der Manderscheider Burgenstieg Deutschlands schönster Wanderweg. Der Herzen. Na ja, Bronze ist ja auch ganz schön, Hauptsache aufm Treppchen. Es soll ja auch tolle Fußballvereine geben, die nicht jedes Jahr deutscher Meister werden.
3 Comments
Den kalten Krieg haben dann ja die Franzosen beendet, indem sie die Burgen kurzerhand zerstört haben. 1673 die Ober-, 1794 die Niederburg (wusste ich nicht, aber Wikipedia weiß es).
Na sowas: da schaut man nur mal kurz nach, wo genau dieses Manderscheid eigentlich nochmal liegt (tippt bei Google natürlich erst einmal ein großes W..), und stellt fest, eine Manderkarte „Vulkaneifel“ zu besitzen mit genau mittig Manderscheid drauf. Leider noch immer unbenutzt, das sollte sich langsam mal ändern.
Manderscheid hat auch eine Jugendherberge. Weil wir den Sprung in die Oberstufe geschafft hatten, durften meine Freundin und ich uns für drei Tage dort einmieten – zum erstenmal ohne Eltern! Wir wollten die Maare kennenlernen. Mit dem Bus pendelten wir zwischen Manderscheid und Daun und machten lange Wanderungen. Wir wollten das Lebensgefühl der Romantiker in uns wecken, stellten uns die Maare verwunschen und nebelverhangen vor. Das klappte auch, als wir zwei gaaanz süße Jungen vom Gymnasium kennenlernten. Sie zeigten uns das Totenmaar am Abend in der Dämmerung. Wunderschön. Die Romantik kam auf ihre Kosten. Leider kamen die Eltern am nächsten Tag und holten uns mit dem Auto ab.