Auf der Weintour in München habe ich Jürgen und sein Frau Ulla kennengelernt. Ulla und Jürgen Klonek vom Weingut Boller-Klonek. Aus Stadecken-Elsheim in Rheinhessen. Beim Plausch (dem 30 interessierte Weinfreunde lauschten) erfuhr ich, dass quasi hinterm Weingut die Hiwweltour „Stadecker Warte“ entlang geht. Und dass das Winzerpaar den Weg noch nie gelaufen ist. Wie bitte? Hallo? Vor der Haustür und noch nie abgewandert?
Also haben wir einen Weinwandertermin vereinbart. Über Weinbergstraße und Winzerweg (fehlte nur noch die Schoppenallee und der Wingert-Boulevard) ging es zur Hiwweltour.
Schon bald Genuss von traumhaften Blicken Richtung Norden in den Rheingau (Taunus). Im Verlaufe des Wegs konnten wir weitere Mittelgebirge ausmachen: Im Uhrzeigersinn: Odenwald, Pfalz und Hunsrück.
Ungeliebte Schädlinge im Weinberg sind Rehe. Damit man die lieben Bambis nicht reihenweise umnieten muss, wird Schafswolle an die Drähte der Rebreihen geknotet, denn Rehe stehen nicht so auf den Feta-Geruch. Alle Hiwweltouren verfügen über einen langen Tisch, an dem auch Wandergruppen mit bis zu dreißig Personen locker Platz finden.
Zufällig standen auch Gläser und eine Kühltasche am super-langen Tisch, und wir testeten den erste Chardonnay von Jürgens Sohn. Große Klasse! Auch schön: Der Sohnemann hat sich nach etlichen Jahren beim ZDF dazu entschieden, auf Winzer umzuschulen und dereinst den Betrieb zu übernehmen. Chapeau! Mit dem Ersten sieht man eben doch besser.
Auf alle Flaschen der Boller-Kloneks klebt das Etikett: Vegan. Jürgen war veganer Pionier, er ist stolz, das erste Weingut Deutschlands zu sein, die seit 2012 ausschließlich vegan arbeiten.
Achtung! Weinbaustelle! Wegen einer ausgedehnten Flurbereinigung wurde die Hiwweltour dezent umgeleitet. Ziemlich genial das Warnschild.
Auf den Höhen über Stadecken die Warte, wo dereinst Weinberg-Warte darauf warteten, die Ankunft von Staren per Funk zu melden, worauf dann Schreckschuss-Explosionen die Trauben-Räuber vertreiben sollten. Kein Witz.
Kurz bevor es wieder hinunter ins Tal nach Stadecken ging, genossen wir noch in einem überdachten Pavillon Blicke, Wein, Wetter und Gespräche. Jürgen erzählte mir, dass er unweit einige Reben stehen hat. Und in einer Arbeits-Pause vor einigen Jahren blickte er von seinem Trecker in die Landschaft und dachte: eigentlich leben wir hier im Paradies. Das kann ich unterschreiben.
Übrigens: Die Boller-Kloneks und ihre Weine könnt ihr live auf der Weintour am 19. + 20. Oktober in Essen erleben. Am Sonntag werde ich live über unsere Wanderung berichten und die köstlichen Weine ausschenken.
2 Comments
So schön, stabil und gemütlich der überdachte Pavillon auch ausschaut – was wäre das erst ein Genuss unter dem Schirm eines gravitätischen Wetterpilzes!
Sicher, dass die hier abgebildete Schafswolle nicht doch eher ein strangulierter Albino-Ratz ist? Naja, Hauptsache, es wirkt 🙂