Frei nach Klaus Lage: Tausend Mal hat mich der ICE vorbei geführt, Tausend Mal ist nichts passiert, Tausend und eine Mal – und es hat Zoooom gemacht. Glücklicherweise hatte ich Mitte November drei Stunden Zeit für Würzburg. Drei Stunden, die man in der Residenz- und Kickers-Stadt mit einer grandiosen Weinwanderung ausfüllen kann.
Und das auch noch fußläufig vom Hauptbahnhof. Erstmal a weng (original unterfränkisch!) durch den Stadtpark gehen, dann der Markierung WH (hat nicht mit der Wilden Horde aus Köln zu tun!) Richtung der Treppen auf der Rotkreuzstiege folgen. Und schon hatte ich (17 Minuten nachdem ich dem Zug entstiegen war) den Steinweinpfad erreicht.
Ein kleiner, aber feiner Weinwanderweg, drei Kilometer lang und um einen Kilometer verlängerbar, das kann sich man aber – entre nous – auch schenken. Der Weg führt durch DIE Würzburger Weinlage, den Steinberg. Das ist nicht irgendein fränkischer Weinberg, sondern seit ein seit Jahrhunderten berühmtes Weinweltwunder.
Schon Goethe befahl: „Sende mir doch einige Würzburger, denn kein anderer Wein will mir schmecken, ich bin verdrüßlich, wenn mir mein gewohnt Lieblingstrank abgeht“ Nun, wenn ihm sonst nichts abgeht. Aber man hat es wirklich geschafft, wenn schon die Getränkebestellungen den Rang von Literatur bekommen.
Und Kurt Tucholsky schrieb in sein Würzburger Tagebuch: „Das Gehen fällt uns leicht, der Steinwein fällt uns recht schwer. Die älteren Jahrgänge vom Bürgerspital wollen getrunken sein. Wir trinken sie.“ Zum Bürgerspital komme ich noch gleich…
Erst mal ein Selfie im Weinberg mit Mauer, die natürlich unliebsame Spitzbuben vom Traubenklau abhielt. Traubenklau ist antiquiert? Von wegen: In der Mini-Weinlage Hamburger Landungsbrücken hat man, hörte ich, letztes Jahr schon zum zweiten Mal nächtens den kompletten Ertrag gestohlen. Ich schlage für die Diebe eine Strafe vor, vergleichbar der für Pferdediebe des Wilden Westens.
Am Ausgangs- und Endpunkt des Steinweinpfad dann ein kurzer Besuch des VDP-Weinguts am Stein. Die Weinbar hatte leider noch geschlossen (und ich hatte ja nur drei Stunden Zeit) daher schnell rein in die Vinothek …
… und einen Silvaner im Bocksbeutel gekauft. Ach edles Stück, du liegst immer noch in meinem Weinkeller, und keiner traut sich ihn zu trinken. Denn ist er mal getrunken, dann ist er ja auch weg.
Da ich noch a wenig Zeit hatte, ging ich ins Würzburger Zentrum ins VDP-Weingut Bürgerspital. Dort gibt es ein sensationelles „Hockerle“, rustikale Sitzbänke, Schoppenweine, man darf mitgebrachte Speisen verzehren. Ich habe hingegen im „normalen“ Weinlokal – mangels mitgebrachter Speisen – gegessen (fränkische Tapas) und getrunken (so viel noch ging).
Bei meinem nächsten Besuch in Würzburg kommt die andere Hälfte der Weinkarte dran. Und ich nehme mir mehr Zeit für diese besondere Weinstadt. Mindestens vier Stunden.
18 Comments
Oben zwar nur 3km, insgesamt vom Bhf aber dann doch immerhin locker 5,5km mit über 100hm darin!
Lustig, Ende des Jahres hat Hintermstoaner mit seiner Schwester Familie fast genau das selbe unternommen:
Paar Stunden Aufenthalt in WÜ, über die Rotkreuzstiege ‚auf den Stein‘, auch erstmals(!) oben die Weinrunde gedreht, anschließend Einkehr in der Stadt und Brodwäschd essen.
Unterschiede:
– Zustieg westlich vom Bhf direkt unter der Posthalle durch (200m langer, enger, finsterer, düsterer, unheimlicher, horrorfilmtauglicher Fußgängertunnel, aber mit Wanderwegmarkierungen innen drin, wenn ich mich recht erinnere)
– oben die 4km-Panorama-Runde gedreht (den 1km „kann man sich schenken“, wär‘ aber m.E. schad drum
– bei Einkehr in der Stadt Bier statt Wein
… Einkehr war im Ratskeller …
Es soll einen verschrobenen Kunstmaler geben, die diese Stiege mit einem Bild unter dem Arm hochgestiegen ist und dieses bis nach Rimpar getragen hat…
Süßer Senf zur Woschd, an diesen Anblick gewöhne ich mich nie, obwohl ich sogar Einheimische kenne, denen dieser Irrsinn schmeckt?
Mein Gott, jetzt seh ichs erst… Süßer Senf! :'(
Schlimmer geht allerdings immer: Eine Bekannte von mir hat mal eine fränkische Geräucherte in heißes Wasser geschmissen. Ich habe sie angefleht, es nicht zu tun, aber sie war nicht zu stoppen – das mache man mit Mettwürstchen nun mal so. Es war schrecklich!
Manche Menschen haben jegliche Kontrolle verloren…
Obschon es ja eine fränkische Spezialität ist, gehen meiner Meinung nach ja Saure Zipfel bereits an die Grenze. Eine Nürnberger muss rundum von der Flamme geküsst worden sein. Nur dann kommt sie bei mir auf den Teller…
Bzgl. Saure Zipfel simmer uns einig!
Aaahh, Saure Zibfl mid Bodaggn und a weng am Budder, des wär’s etz!?
Und dazu einen Silvaner aus z.B. Castell!
😀
I mächerd läiber a Boa im Weggla. Oder hald glei a Dutzend. Mit Bodaggnsalood.
Bassd. Di Staddwoschd mid Musig (12 Töne!) gräichd dann Hintermstoaner?
Ja haha subberlusdich.. mannmannmann.. alzo fei wärgli..
Erstens: Stille – äh Friede sei mit Euch in der 12-Ton-Diskussion.
Zweitens trete ich hiermit in den Zeugenstand und versichere, dass der Senf bei den Bratwürsten auf Kraut NICHT süss war!
Genau! Zurück zum Wesentlichen: zum Wandern und erbaulichen Aufstiegen. Zum Beispiel für Euch gleich in Född und für mich eben nächste Woche da, wo auch Arnold Schö.. wo auch Schubert, Brahms, Bruckner, Bartok oder Harnoncourt (Harnon-, nicht Bitten-) schon unterwegs waren 🙂
Danke Franken, Fürth hat uns den Aufstieg ermöglich! Wehmütig bin ich schon, dass wir der zweiten Liga ade sagen müssen, denn so ein Auswärtsergebnis wie im ehemaligen Playmobil-Stadion wird es in der ersten Liga höchstens in Düsseldorf geben.
Herzlichen Glückwunsch! Möge Eure Erstliga-Saison weniger grotesk werden als unsere… Ein 4-0 in Düdo gab’s sogar mal: 1986, 4x Allofs (1x Thomas, 3x Klaus).
Schön, dass Du an dieses Spiel erinnerst: Ich erinnere mich sehr gut, der alte Andrack war nämlich dabei, mein erster Auswärtssieg und eine furchtbare Schmach für die Fortuna – alle FC-Tore von ehemaligen Fortuna-Spielern.