Was braucht man zwingend zum Wandern? Einen Rucksack? Nö, man kann ja auch einkehren. Braucht man unbedingt eine Wanderkarte? Es gibt Prädikatswege, da kann man sich eigentlich nicht mehr verlaufen. Braucht man regendichte Kleidung mit Wassersäule “unendlich“? Na ja, man kann durchaus wandern, wenn es nicht schüttet wie aus Eimern. Das Einzige, ich hätte beinahe gesagt das Einzigste, das man bei einer Wanderung wirklich braucht, sind – Schuhe.
Es mag Einwände geben: Na ja, so zwingend seien auch Schuhe nicht, man kann doch Barfußwandern und somit eins mit der Natur werden. Dazu gleich mehr. Schauen wir uns doch mal an, wie es die Altvorderen gemacht haben. Schon Profiwanderer vor 5.000 Jahren hatten ordentliches und gutes Schuhwerk.
Ötzi trug auf seiner letzten Wanderung einen High-Tech Schuh mit dünner Bärenledersohle und einer Federung aus Heu, Feuchtigkeitsresistent und wärmend. Es gibt Schuh-Experten, die über diesen Schuh urteilen: „Besser als Gore Tex“. Kleiner Nachteil: Man musste immer Ersatz-Heu dabei haben, um die „Federung“ immer wieder zu erneuern. Heu nicht fürs Pferd, sondern für Schusters Rappen.
Legendär sind auch die Sandalen der römischen Legionäre. Geschmeidig konnte man darin gehen, im Gefechtsfall sorgten die Nägel unter den Sandalen für den nötigen Halt. Allerdings waren die Römer wohl eher Schönwetterwanderer, denn ohne Strümpfe zu jeder Jahreszeit in Sandalen, das machen heute nur noch deutsche Rentner auf Mallorca. In späteren Jahrhunderten gerieten die Schuh-Kenntnisse der Römer (wie viele andere zivilisatorische Errungenschaften, siehe Kunst, Gesetze, Wegebau) in Vergessenheit.
Im Mittelalter mussten Fußlappen als Schuhersatz für alle dienen, die per pedes unterwegs waren. Das, was die Adeligen dieser finsteren Jahrhunderte an den Füssen hatten (Schnabelschuhe zum Beispiel), taugte vielleicht zum Tanze am Hofe, nicht aber zum Wandern. Erst im 21. Jahrhundert können wir aus einer großen Auswahl an bequemen und gleichzeitig festen Schuhwerk auswählen. Trotzdem findet man immer wieder Sektierer, die das naturnahe Barfußgehen preisen. Das kann ja auf den vielen originellen Barfußpfaden ganz lustig sein (besonders empfehlenswert ist der Barfußpfad in Bad Sobernheim!), aber ich habe schon die Fußsohlen von Barfußwandern nach 15 Kilometern gesehen. Nicht lustig, viel Blut und Kruste, eher eine Sache für Menschen mit dem Hang zum Masochismus, das habe ich auch bei meiner Römerwanderung spüren müssen, nachdem sich eine Sandale verabschiedet hatte.
Ich empfinde meine Wanderschuhe als Verstärker meiner Geh-Erlebnisse, wie der Verstärker der Hifi-Anlage (so etwas gab es in analogen Vorzeiten!) die Töne des Schallplattenspielers verstärkt. Ein Beispiel: ich gehe über einen Grasweg an einer Weide entlang. Die Schwingungen des federnden, weichen Weguntergrunds werden in meinem Körper durch eine guten Wanderschuh potenziert. Ich trete in den Wald, laufe auf einem nadelbedecktem Pfad und ich glaube fast zu schweben. Klar, der Waldboden ist weich, das ist sehr schön, aber ich würde doch, gesetzt den Fall ich ginge barfuß, mit feinen Nadelstichen gepiekst werden. Mit Schuhen schwebe und gleite ich über den Waldboden wie ein Eiskunstläufer.
Am Besten ist es, wenn ich den Wanderschuh nicht spüre, meine Zehen nicht gequetscht sind, meine Ferse nicht heraus rutscht, der Fuß Halt hat, egal wie lange ich gehe und egal wie viele Steilstücke ich zu bewältigen habe. Denn gerade bei den steilsten Wegabschnitten gerät der Fuß im Schuh ins Rutschen, und dann gibt es bei weiteren Strecken böse Blasen.
Eigentlich will ich gar nicht an meine Schuhe denken, die sind einfach da wo sind hingehören. Meine Wanderschuhe dienen mir.
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