Ich wollte mal nach dem rechten sehn. Und nach den Rechten sowieso. Denn beunruhigende Nachrichten erreichen uns seit einigen Wochen aus Frankreich. Von den Gelbwesten wird verbreitet, der deutsch-französische Freundschaftsvertrag (in dem unter anderem die Förderung der Zweisprachigkeit in Lothringen und dem Elsass postuliert wird) bereite eine Übernahme von Lothringen und dem Elsass durch Deutschland vor. Metz und Straßburg also wieder deutsch? Eine unfassbar stumpfsinnige Verschwörungstheorie, aber es gibt anscheinend Menschen, zumindest französische Gelbwesten, die daran glauben. Außerdem fordert einer der prominentesten Gelbwesten, die Armee solle die Führung des Landes übernehmen, Frankreich also eine Militärdiktatur werden.
Glücklicherweise ist die französische Grenze bei mir im Saarland um die Ecke, so war ich schnell in Leidingen, ein sehr bilateraler Ort. Getrennt durch die Neutrale Straße gibt es im Osten den deutschen Ortsteil Leidingen, im Westen den Ortsteil Leiding. Überraschenderweise wehen noch zwei Fahnen an der Straße, und die Armee ist auch nicht zu sehen.
Dafür muss man schon genau hinschauen, um zu bemerken, in welcher Nation man gerade wandert. Um es den Wanderern auf dem Grenzblickweg von Leidingen leichter zu machen, gibt es den Hinweis, wann man wo in Frankreich ist. Aber wer Augen im Kopf hat und eine botanisch versierte Ehefrau an seiner Seite, braucht gar keine französischen Zusatzmarkierungen
Denn die opulenten Mistelbäume signalisieren überdeutlich, dass die Heimat des Druiden Miraculix nicht weit sein kann. Denn wer braucht sonst schon so gewaltige Mengen an Misteln? Außerdem, ich schwöre, haben wir ein totes Wildschein im französischen Straßengraben gesehen, welches ich aus Gründen der Pietät nicht fotografiert habe. Obelix war wohl satt.
An der Gedenkstelle einer kleineren Schlacht des 2. Weltkriegs um die Eroberung der Höhe 335 fanden wir ein schönes lothringisches Gedicht, noch nicht von militanten nationalistischen Gelbwesten übermalt. Überraschenderweise enthielt das Gedicht große Ähnlichkeiten zum kölschen Idiom: Der „Kopp“, die „Sprooch“, dat is original kölsche Sprooch.
Fazit der Frankreich-Inspektion. Alles (noch) gut beim Nachbarn, und die Marianne und der Michel haben sich noch doller lieb als die Angie und der Emmanu. So sollte es doch auch sein, finde ich.
Oh là là, da kann man nur sagen „‚och läbä dem deutsch-fransösischen Freundschaft“! Danke Herr De Gaulle, merci monsieur Adenauer, vive l‘Europe!
„Obelix satt“ ist übrigens ein klassischer „contradictio in adiecto“! Das Wildschwein hat er einfach übersehen, wahrscheinlich hatte es Grautvornix über den Haufen gefahren, als er aus Lutetia angerauscht kam.
Zwei Goten, die in Überzahl in Gallien eindringen, dann aber wieder bei den Goten invadieren und keine Römerpatrouille weit und breit.. so ist’s recht! Und das angeblich klärende Grenzschild hier lässt einfach offen, auf welcher Seite man eigentlich gerade ist: Heißt das nun „Sie sind [noch] in Frankreich“ oder „Sie sind [gleich] in Frankreich“?
Ost-Goten oder West-Goten?
Erstaunlich, wie gut sich die Franken im Reich der Franken auskennen und auch noch das römische Idiom beherrschen. Und das alles ohne jede absehbare Möglichkeit, den eigenen Lieblingsverein auf Auswärtsverein ins europäische Ausland zu begleiten …
Aus Höflichkeit werden die Franken jedenfalls nicht den campus für die Colonia Agrippina räumen. Aber komisch ist es schon, dass sich nun bereits die achte Saison in Folge ankündigt, in der wir in verschiedenen Ligen unterwegs sind. Immer umeinander rum..