Der wahrscheinlich bekannteste und meist frequentierte Weinwanderweg Deutschlands ist der Rotweinwanderweg im Ahrtal
Seit kurzem gibt es in Ahrweiler die sogenannten Traubenwege, ich habe Traubenweg Nummer Zwo ausprobiert, ein Rundweg, der am Bahnhof in Walporzheim startet und teilweise auf dem Rotweinwanderweg verläuft.
Die Anbindung an den ÖPNV ist im Ahrtal gigantisch, wer also dort seine nächste Weinwanderung plant, sollte – auch wegen des obligatorischen Konsums des großartigen Spätburgunders – unter jeden Umständen auf das Auto verzichten. Außerdem ist man durch die Anreise im Zug so ausgeruht, dass man problemlos die größte sportliche Herausforderung des 2er Traubenwegs meistern kann.
Nach gemächlichen Beginn durch die Weinberge geht es auf einem sogenannten Bergpfad durchaus alpin hinauf zur Bunten Kuh. 300 Meter lang, gefühlt 200 Höhenmeter. Über der kuriosen Felsformation eine Aussichtshütte und hier die schöne Legende, warum der Felsen Bunte Kuh heißt: Französische Soldaten machten dereinst eine Herrentour an die Ahr und tranken nur Burgunder, das ist sonnenklar. Die Wertung der Weinkenner fiel positiv aus: „C’est bon de gout“, übersetzt: Schmeckt gut. Die Ureinwohner an der Ahr verstanden nur Bahnhof und machten aus bon de gout Bunte Kuh.
Man sollte ja keine Namenswitze machen, aber hat da jemand den falschen Beruf ergriffen? Horst Vegetarier wird ja auch nicht Metzger.
Hinter der Bunten Kuh liegt nach einem Kilometer fast am Weg eine der phantastischsten Weingaststätten der Welt. Warum? Erstens die Ausblicke, zweitens der hauseigene Spätburgunder. Drittens: Jede Menge vegane Speisen, viertens gibt es Flammkuchen vun de Ahr: Schwadlappe, Parat jemaht und Ärm Diersche. Ich habe mich allerdings für die hausgemachte Eifler Rotwein-Wildsülze entschieden.
Der Traubenweg No. 2 geht auch ins Hinterland und ist teilweise so schön wie bei diesem schmalen Pfad. Manchmal auch nicht.
Mitten im Wald stehen wir vor dem EVA Turm. Die Abkürzung steht für Eindeutig Verhunzte Ausblicke. Man sieht auf Baumspitzen und das in alle Himmelsrichtungen. Enttäuschend.
Der Hammer dagegen ist – auch direkt am Wanderweg – der ehemalige Regierungsbunker der Bundesregierung, der im Falle eines Atomkriegs die neue Heimat der Regierung, sowie von Bundestag und Bundestag gewesen wäre. 936 Schlafräume und 897 Büroräume wurden in den Fels gebaut. Hoffentlich waren die Weinvorräte auch ausreichend angelegt.
Fazit: Auch ohne Herrentour (oder als Ein-Mann-Herrentour) eine sehr feine Weinwanderung an der Ahr.
2 Comments
„Weingut Bier“ ist natürlich herrlich. Eine „Brauerei Wein“ hingegen gibt es wohl nicht. Schön ist jeweils in Hamburg auch die „Fleischerei Durst“ oder die Döner-Bude „Alpen-Grill“.
In Krumbach gibt es einen Gasthof „Traubenbräu“, der früher tatsächlich eine Brauerei war! Der passt sehr gut in eine Gegend, die sich „bayerisch-schwäbischer“ Landkreis Günzburg nennt.