Der Vorteil eines abgeschlossenes Studiums ist nicht nur, dass man automatisch und direkt zur Elite und zum Establishment gehört. Der Vorteil eines abgeschlossenes Studiums ist auch, dass man jederzeit und überall schlau daher reden und mit Zitaten um sich werfen kann. Man kann es nicht nur, man sollte es auch. Warum? Damit alle staunen und sich wundern natürlich. Als Inhaber des großartigsten akademischen Titels aller Zeiten (Magister Artium, das ist ungefähr so viel wert wie ein Doktortiel und ein Diplom zusammen) und fertig studierter Germanist verfüge ich über umfassende Kenntnisse der klassischen deutschen Dramen.
So viel (ich bin zwar superschlau, aber auch Gelegenheitslegasniker) es mir nicht schwer, aus dem Stegreif Schillers Wallenstein zu zitieren, als ich meinen Wanderführer im Altmühltal sah. Der war ein gebürtiger und damit waschechter Pappenheimer. Also stellte ich mich in Positur und zitierte: „Ich kenne meine Pappenheimer, auch Du, mein Sohn Brutus?“
Es gibt tatsächlich eine Burg Pappenheim: Da isse:
Und historisch korrekt war das von Wallenstein ja positiv gemeint gewesen mit den Pappenheimern, so in dem Sinne, klar, ich kenne die, und auf die kann man sich verlassen. Man wäre ja in antifaktischen Zeiten, in denen so einiges ins Rutschen gerät, froh über etwas mehr Zuverlässigkeit. Ich bin daher für eine Pappenheimerisierung der Weltpolitik! Lasst uns dafür streiten!
Aber wenn dann auch noch die Pappenheimer anfangen zu lesen, dann gehören die auch ganz schnell zur Elite und zum Establishment und dann fängt der ganze Mist von vorne an.
2 Comments
Wie hat wohl der gebürtige Pappenheimer auf das kluge Zitat des m. a. M. A. reagiert?
a) „Haha, veroaschn kannimi selber.“
b) „? – zum Banoaraweech müssmer dann links weider.“
c) „Schauers lieber ermol: do sichdmer nämli edds die Burk!“
Wahrscheinlich aber entbrannte direkt ein hitziger Diskurs über die präzise Auslegung der verschiedenen Deutungsebenen und -möglichkeiten, deren Gewichtung anhand der fundierten Veri- und Falsifizierung aller verfügbaren Quellen sowie die Bewertung der historischen Folgewirkungen nebst eines Ausblicks auf die Tourismusentwicklung der Stadt.
Was natürlich sehr hungrig und durstig macht, so dass danach wahrscheinlich d) folgte: „So, etz gemmer in a Wäddschafd, ich wass wo’s a subber Schaiferla gibd“.
Ein eindrucksvolles Vereinsheim, das die „Clubritter Pappenheim – die Clubfans vom Altmühltal“ haben, Respekt!