Seit kurzem bin ich Baumpate. Bisher hat es für mich zwar zum mehrfachen Vater gereicht, aber ein Patenkind habe ich nicht. Nun habe ich ein Bäumchen als Patenkind. Im zarten Alter von ca. 120 Jahren wird eine Buch am Saarbrücker Wildgehege unverhofft zum Andrack-Baum.
Das mit dem Alter haben mir die Leute vom Nabu gesagt, die mir wortgewaltig die Buche für 250 Euro angedreht haben. Ich kann das Alter nicht wirklich glauben, der Baum sieht mir eher nach 200 Jahren aus, aber das überlasse ich den Naturexperten. Diese Baumpatenschaften laufen unter dem Motto „Buchen buchen“. Bald kann man auch Eichen eichen, Weiden schneiden und Fichten vernichten. Fichten vernichten läuft unter Naturliebhabern als gute Tat, denn man weiß ja: „Willst Du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten, Fichten“. Zurück zu den buchbaren Buchen. Die Idee ist, für einen kleinen Obulus, 250 € eben, Bäume im für die Holzindustrie interessanten Alter dem Bald-bist-Du-ein-Billy-Regal-Schicksal zu entreissen. Vierzig Jahre lang (bis 2055, da bin ich 90 Jahre alt und Merkel ist immer noch Bundeskanzlerin) gibt es nun für meinen Baum im Saarbrücker Wildgehege Bestandschutz. Und jetzt mal ehrlich: Ist sie nicht wunderschön, meine Buche? Ich habe sie auf jeden Fall knuddellieb…
Nicht erst seit der Lektüre des Bestsellers von Kuschel-Förster Peter Wohlleben weiß ich, dass Bäume Gefühle haben und kommunizieren können. Bäume haben auch die Fähigkeit, das hat mir im Herbst ein Ranger am Rothaarsteig gezeigt, sich selbst zu heilen und zu verbinden…
… der böse Hirsch hatte sein Geweih am Baumstamm gewetzt und damit die Baumrinde verletzt. Nicht schön. Aber der Baum hat sich gesagt, da nutzt kein Jammern und hat sich mit einer weißen Flüssigkeit eine Art Verband gesetzt. Die Rinde kann nun wieder heilen. Wieder was gelernt. Früher dachte ich, wenn ich die weißen Stellen an den Bäumen sah, der Baum würde schimmeln oder das wäre eine phantasielose Wegmarkierung – nein, alles Baum-Erste-Hilfe. Und Bäume (einige) sind clever. Während beim berühmten Kyrill-Sturm im Sauerland und Siegerland Fichten im großen Stil umknickten wie Streichhölzer, blieben die wenigen Douglasien standhaft…
Die Douglasien habe nämlich ein stabile Wurzel, haben im Sturm alle Äste verloren, sie haben sich also sozusagen dünn gemacht. Aber der Stamm, der blieb stehen und mittlerweile sind auch viele Äste wieder nachgewachsen. Von wegen mein Freund der Baum ist tot. Die sind zäh, diese Burschen. Aber apropos toter Baum. Das ist eigentlich der Witz an der Baumpatenschaft. Denn gerade ein toter Baum ist, sagt der Nabu, ein guter Baum, denn das Totholz ist ein Paradies für die Artenvielfalt des Waldes. Meinen Patenbaum wird es also wahrscheinlich, bis er verrottet noch 180 Jahre geben. dann bin ich 230 Jahre alt und Angela Merkel immer noch Bundeskanzlerin. Das wird schön!
Bleibt mir nur noch, allen andrackblog-Lesern ein frohes Fest und einen guten Rutsch zu wünschen, ich gehe in die Blog-Winterpause und schreibe den nächsten Blog Anfang Februar…
9 Comments
Hintermstoaner und Markazero werden der knapp 600 Jahre alten Kreuzeiche bei Ansbach einfach mal Grüße von der Saarbrücker Jungspundbuche ausrichten, wenn sie wieder auf ihrer traditionellen Weihnachtswanderung Scheerweiher-Hürbel-Lehrberg daran vorbei kommen. Frohes Fest!
Genau, und danach werden wir das Panorama genießen: Wohin man auch schaut „Steckerleswald“ (also Fichten) bis zum Horizont. „Es is a Greuz“, denkt sich da die Eiche. Erholsame Blog-Winterpause!
Das Gespräch wird etwa so verlaufen:
„Servus Greizler! Und? Alles fit?“
„Ach, seider widder do.. naja, bassd scho..“
„Scheena Gruß vom Andrack-Baum in Saarbrüggng! Is a Buche worn!“
„Dangge! Ach ja mei.. so a Buche habbi hier scho lang nimmer gseeng.. und? Edds gehder widder zum Kern auf a Schaiferla?“
„Fraili!“
„Iech däd ja gern mied kummer, aber ich konn ja hier ned wech.. wissder ja.. dringder a Saidla auf miech mid, gell!“
„Fraili! Machmer! Also, ade! Bis bald!“
„Is ja scho neggsds Johr.. alzo, die Dooch! Ade!“
Jahrelang muss man sich „‚Fraili‘ sen alde Waiber“ vom Stoaner anhören, aber seit dem Boggler von XXUwe… Egal, seufz, auch der ortsansässige Wetterpilz muss latürnich wieder besucht werden – ob wir ihn allerdings umarmen werden, hmm, wass ned, simmer wohl zu schenand do dafier…
„Fraali“ sen alde Waiber. „Fraili“ ned.
Klugscheißer, ersatzweise Gschaiderle. „Fraaii-li“ = Dialekt-Notausgang.
Auch dies kann man so nicht sagen! Jaja, ich hör‘ ja schon wieder auf damit.. fraili..
Ich kann zwar nicht alles verstehen – bin eher auf Hochdeutsch geeicht oder gebucht. Damit man aber weiß, wo bei der Buche vorn und hinten ist, sollte man einen Kompass dabei haben. Falls nicht schaut hier http://kompasskaufen.de
Im Fall des Falles sollte man ja „hinter“ dem Baum (aus)treten.
Hi,
bin gerade mal wieder auf deine Seite gestoßen. Herzlichen Glückwunsch zum „Patenkind“. 😉
Der Bericht ist klasse geschrieben. Hoher Schmunzelfaktor und Lesespaß!
Viele Grüße
Barbara