In der vergangenen Woche bin ich in’s benachbarte Ausland gefahren, um meine Wandergrenzen mal wieder neu auszuloten. Grenzen sind zur Zeit ja ein großes Thema! Ich fuhr zum wunderschönen Bodensee und bin auf den (gemässigten) Höhen des Bregenzer Wald gewandert. Beim Grenzübertritt zwischen Lindau und Bregenz habe ich übrigens keine Flüchtlingsströme gesehen, auch kein Flüchtlingsbächlein, noch nicht mal eine einzigen Flüchtling, vielleicht könnte aber diese österreichisch-deutsche Grenze eine Art Geheimtipp unter den Migranten werden (so lange der ZAUN noch nicht hoch gezogen ist). Was wirklich jeden Menschen glücklich macht, von innen raus sozusagen, sind die phantastischen Ausblicke im Bregenzer Wald oberhalb von Dornbirn …
Da wandert man caspar-david-friedrichesk über einem Nebelmeer und fühlt sich wirklich wie im siebten Himmel. Ich bin ja nicht oft in alpinen Gegenden unterwegs, vielleicht sollte ich das öfter mal machen, denn als ich mich in der ersten Hütte am Weg, der Lustenauer Hütte niederlasse, habe ich ein Getränkeerlebnis der dritten Art (siebter Himmel + dritte Art ergeben übrigens addiert nicht die zehn Gebote). Hüttenwirt Peter schenkte mir ordentlich einen ein, einen giftgrünen Hammercocktail…
… okay, zugegeben: ich habe die Waldmeisterlimo überlebt, obwohl mich der hammer-süssliche Geschmack an längst verschüttete klebrige Kindheitszungen-Genüsse erinnerte. Nachdem ich eine schöne Runde auf das Hochälple hinauf gewandert bin und die dortige Hütte geschlossen vorfand, bin ich wieder zurück zur Lustenauer Hütte gegangen. Weil dann schon Mittagszeit war, gab es deftiges Rindergulasch mit großartigen Semmelknödeln und ein Bier…
… von Mohrenbräu. Mohrenbräu ist DAS Bier im Vorarlberg und der stark pigmentierte Junge mit den wulstigen Lippen auf dem Emblem zeugt davon, dass in Europa auch in vergangenen Jahrhunderten immer wieder gewandert wurde: Einwanderung, Auswanderung, man nennt es heutzutage vornehm Migration – aber ohne Mohr eben auch kein Mohrenbräu, das ist nun mal ein Fakt. Und dieses Getränk schmeckte so tausendmal besser als die giftgrüne Waldmeisterlimo, dass ich zügig ein zweites Mohrenbräu bestellt habe. Ein Prosit der Gemütlichkeit auf die Vorarlberger Bierkultur! Und die Migrationskultur!
3 Comments
Bravo! Und das ist wirklich das Schöne am deutsch-österreichischen Grenzgebiet: gleichermaßen 100.000 Möglichkeiten für alpine, Mittelgebirgs- und sogar Ebenenwanderungen. Dazu immer 1A-Ausblicke entweder ins Hochgebirge hinein oder – einmal um 180 Grad gedreht – über das weite Vorland. Obendrauf noch so viele tolle Seen und an jeder Ecke Belohnungsbier und ein Rindsgulasch mit Semmelnknödeln, dessen bloße Erwähnung bereits Hintermstoaners (und bestimmt sogar noch mehr Markazeros) Neid weckt.
Stimme meinem Vorredner vollumfänglich zu bezüglich Voralpen-Magie und… ooouuh Mann, ein zartes Rindsgulasch, das quasi von alleine zerfällt, mit der Gabel durch die Soße gezogen – da brauchts noch nicht mal Semmelknödel, das ist auch „nur“ mit Semmel und/oder Salzstangerl (und einem frisch gezapften Hellen) der 7. Himmel! Pfefferminzsirup ist übrigens meine giftgrüne, klebrige Kindheitserinnerung.
Schade, dass das Grüngetränk nur Waldmeisterlimo war. Vielleicht gibt’s ja bald auch in Österreich und Deutschland einen neuen Feiertag – den St. Patrick’s Day. Grün ist am 17.03. die Farbe des Tages.
Habe zur Feier des Tages in Canada schon komplett grünes Essen und auch grünes Bier bekommen. Ein mitgereister Bayer hat an dem Tag die Einnahme von Flüssignahrung abgelehnt.
Wohl bekomm’s