Die Traumschleifen-Dichte im näheren Umkreis des Stausees von Losheim ist wahrscheinlich weltweit unerreicht. Ein richtiger Wohlfühlweg ist vor nicht allzu langer Zeit dazu gekommen: Die Garten-Wellness-Runde (auf französisch: jardins et bien-etre)
Es geht direkt am Festivalgelände des Losheimer Sees los, man muss durch ein Eingangsportal schreiten. Durch Türen kann man gehen, aber durch ein Portal muss man schreiten. Ich habe mich immer gefragr, warum diese Wanderportale so schrecklich hoch, und vor allem so schrecklich breit sein müssen. Im Falle der Garten-Wellness-Runde fällt die Antwort leicht: Dieser Premiumweg hat mit sechs Kilometern und 80 Höhenmetern genau die richtigen Wohlfühlmasse, um auch für sehr hohe und sehr breite Wanderer gehbar zu sein. Denn durch dieses Portal würde eben auch Rainer Calmund zusammen mit Sigmar Gabriel passen…
Ob allerdings der Ex-Manager von Leverkusen und der zukünftige Bundeskanzler auf dem hübschen Steg über den Metzenbach balancieren könnten und ob jener Steg auch mit Stahlträgern verstärkt ist, das bezweifle ich sehr. Ich finde es aber klasse, welche unterschiedlichen Geh-Erlebnisse die Garten-Wellness-Runde bereit hält. Stege, sehr schmale Pfade, ziemlich schmale Pfade, mit und ohne Wurzeln, Baumstammscheiben als Trittsteine, breitere Wege, mal als Wiesenweg, mal als Forstweg…
Beeindruckend wie diese kurze Traumschleife alles an Abwechslung bereit hält, wovon der Wanderer träumt.
Apropos Wanderertraum: Dazu gehört, sagen die Wanderglücksforscher, ganz unbedingt: Wasser. Neben dem Metzenbach kann da die Garten-Wellness-Runde natürlich gehörig mit dem Losheimer See punkten. Im wogenden Schilf habe ich, meine ich, glaube ich, könnte sein, ein Weidenkörbchen gesehen. Der saarländische Moses? Wenn man am See entlang geht, ist das Wasser so nah, dass man glaubt, mit einem Bein im Wasser zu stehen.
Mit beiden Beinen im Wasser steht man defintiv, wenn man sich in der Kneippanlage am Wegesrand vergnügt. Kneippen hat ja mancherorts ein etwas verstaubtes Image, aber wenn man diese blitzende Highttech-Kneippanlage sieht, möchte man ja am liebsten nicht nur mit den Beinen, sondern mit dem ganzen Körper kneippen. Das könnte ein neuer Trend werden: FKK-Kneippen.
Einen Großteil der Strecke verläuft der GW parallel zu zwei anderen Premiumwegen, so dass man sich aussuchen kann: Möchte ich – erstens – auf der Tafeltour laufen, und in der Gastronomie von Losheim schlemmen? Oder möchte ich – zweitens – auf dem Saar-Hunsrück-Steig weiter wandern, komplett bis nach Perl an der Obermosel oder in der anderen Richtung nach Boppard an den Rhein? Dann würde man zu den Harten gehören, denn nur die kommen sprichwörtlich in den Garten. Oder entscheidet man sich – drittens – für unsere Garten-Wellness-Runde, dann hat man beides: Garten und lukullische Genüsse am See. Entscheidet selber…
4 Comments
Kann man bei dieser Dichte nicht schon beinahe von einer „Traumschleifen-Plage“ sprechen? 😉
Sieht aber alles sehr hübsch aus – sollte irgendwann auch mal von meinen Füßen bewandert werden, das!
… ich sehe keine Traumschleifen-Plage. Bei 111 Heuschrecken kann man ja wohl auch nicht von „Plage“ sprechen. Ich sehe nur Traunschleifen-Vielfalt statt Wander-Einfalt. Ein bunter Strauß von Premiumweg-Angeboten ist doch etwas Wunderbares …
111 soll keine Plage sein? Also die FIFA besteht seit 111 Jahren und Blatter bekam bei seiner ersten Wahl 111 Stimmen. Diese Wahl fand im Jahr 1998 statt. Und genau 98 Punkte hat der höchstdotierte Premiumweg. Und wo liegt der? Klar, in der Schweiz. Es ist der einzige in der Schweiz…
Hintermstoaner muss sich doch noch mal kurz breit machen in der virtuellen Stube, aber er hat von einem sehr speziellen brandneuen Themenwanderweg im Harz erfahren: dem „Steinway-Trail“! Auf gut 14km inkl. 400hm zwischen Seesen und Wolfshagen soll man da Stationen der berühmten Klavierbauerdynastie (urspr. Fam. „Steinweg“, passt ja sehr gut zum Thema) abwandern können. Ich hatte schon die Hoffnung, dass da an jeder Kilometermarke ein Topinstrument herumsteht zum Selberbetätigen oder an dem Toppianisten in Tradition der „Wandelkonzerte“ ein Dauer-„Wanderkonzert“ aufführen. Maurizio Pollini spielt dann natürlich Schuberts „Wandererfantasie“ als Endlosschleife, am „Forellenstieg“ bringen Florian Boesch und Roger Vignoles die Kunstlieder „die Forelle“ und „der Wanderer“ zum klingen und an der „Steilen Wiese“ hetzt Lang Lang die Wanderer mit Liszts Mephisto-Walzern die Steigung hinauf wie seinerzeit Didi Senft die Radsportler.
Die Realität: Im Seesener Museum steht ein uralter Flügel, „zwar noch spielbar“, aber „klingt schrecklich“, so der Museumsleiter (siehe taz vom 30./31.5.15 S.51). An einem Teil des Weges „soll Heinrich Steinweg oftmals entlanggeschritten sein, um seine Verlobte zu besuchen“, sein Geburtshaus in Wolfshagen ist schon 1906 abgebrannt, nur sein Taufbecken steht noch in der Kirche. Die Einkehrsituation am Steinway-Trail ist als durchwachsen zu bezeichnen, die ÖPNV-Anbindung als schlecht. Da fällt mir ein: ich muss mich endlich mal um das für dieses Jahr fest geplante Brauereienwanderung-Wochenende in der Fränkischen Schweiz kümmern.