Eigentlich wissen wir viel zu wenig über uns und unsere Körperfunktionen. Selbst die NSA weiß wahrscheinlich nicht viel mehr über Angela Merkel als ihren Beziehungsstatus bei Facebook. Ich wollte mithelfen, das zu ändern. Also habe ich an dem großen WOLLEXPERIMENT der Firma Hess Natur teilgenommen. Zwanzig Freiwillige wurden gebeten, bei einer halbwegs schweißtreibenden Wandertour auf dem Rheinsteig zu testen, wie schweißabsorbierend/schweißtransportierend ein Woll-Shirt im Gegensatz zu einem Acrylshirt ist. Letzteres transportiert ja bekannterweise den Schweiß aus den Klamotten wieder zurück in die Erdatmosphäre.
Um das Exeperiment, begleitet von der Universität Graz, durchführen zu können, musste man sich ein Messgerät in die Haut implantieren lassen, eine Art ewiges Piercing im Dienste der Wissenschaft. Das Ding wurde mit einem riesigen Tacker in die Nähe des Solar Plexus eingeschossen und liefert nun sekundengenau meine Schweißabsonderungen an die Uni Graz.
Aber natürlich musste auch ab und an, vor allem nach größeren Anstiegen auf dem Rheinsteig, der Puls gemessen werden. Wenn eine größere Gruppe kollektiv sich auf den eigenen Pulsschlag konzentriert, hat das etwas Spirituelles – die Blicke sind entrückt, die Gesichtszüge entgleisen, alle befinden sich im Puls-Nirvana.
Das Problem dieser Wandertour am ersten Oktober-Wochenende war allerdings, dass es am ersten Wandertag Hund und Katzen regnete. Daran konnte auch die Gaststätte “Zur Sonne” nichts ändern. Und bezüglich des Woll-Experiment musste man das feststellen, dass regennasse Wollshirts wesentlich langsamer austrocknen. Aber vielleicht lag das auch daran, dass die hessischen Weinspezialitäte im Kloster Eberbach die Austrocknung doch erheblich verzögert haben.