Im goldenen Oktober bin ich mit einer größeren Gruppe an der Mosel in der Nähe von Cochem gewandert. Alle freuten sie sich auf den Apollo-Weg, so genannt nicht zu Ehren der amerikanischen Mondexpeditionen, sondern nach einer seltenen Schmetterlingsart. Vorfreude ist die schönste Freude, zuweilen wird diese Vorfreude aber auch jäh enttäuscht.
Flatterband bis zum Abwinken, dramatische Sekunden, Weg gesperrt, Felssturz, Sondermeldungen im Fernsehen, Live-Schalten zur Mosel, ein “Brennpunkt” nach der Tagesschau. Nichts kann einen Wanderer mehr aus der Bahn werfen als ein gesperrter Wanderweg. Denn ohne einen Wanderweg ist der Wanderer kein Wanderer, sondern ein Blöd-in-der-Gegend-Herumsteher.
Alle waren ratlos, wie auf einem Bildzeugnis zu sehen ist, dass ich hier exklusiv zeigen möchte.
Im Hintergrund die mächtige Reichsburg von Cochem, im Mittelgrund Weinberge, im Vordergrund die Wandergruppe, die meisten schauen desorientiert in alle Himmelsrichtungen und scheinen nach einer Wegalternative zu suchen. Im Vordergrund rechts eine Frau in grüner Jacke. Sie schaut verzweifelt, entsetzt, besorgt, betroffen. Wird es die Wanderführerin in der fliederfarbigen Jacke neben ihr schaffen? Sie hat ihr Handy gezückt und telefoniert mit der NASA, dem CIA oder der nationalen Katastrophenyentrale für gesperrte Wanderwege. Das ernüchternde Ergebnis des Telefonats: Umwege, 80 Prozent auf Asphalt wandern und klingelnden Radfahrern ausweichen. Da habe ich mich nach der Wanderung so richtig auf mein luxuriöses Bett und den Mittagsschlaf auf der MS Mondigliani gefreut.